Keine Frage: Skoda kann Kombi – vom historischen L&K 110 über die 1200er-Baureihe bis zum Superb haben die Tschechen seit Jahrzehnten prägenden Einfluss auf das Segment der praktischen Familienautos. Nicht zu vergessen: Der Octavia Combi, 1960 gestartet und in mehreren Generationen neu aufgelegt, zählt bis heute zu den tragenden Volumenmodellen der Marke. Jetzt nutzt Skoda die Studie Vision O, um seine Kombi-Tradition unter neuen Vorzeichen zu vermessen: mit viel Elektronik, aber reduzierter Informationsflut und einem klaren Fokus auf Kreislaufwirtschaft.


Skoda Vision O


Von außen wirkt der Vision O größer, als die nackten Zahlen vermuten lassen. Die Karosserie streckt sich auf knapp 4,85 Meter. Die Proportionen erinnern an einen langgezogenen Octavia, allerdings mit flacherer Frontscheibe und sanft abfallendem Dach samt geteiltem Spoiler. Statt eines klassischen Kühlergrills dominiert – E-Auto-typisch – eine weitgehend geschlossene Frontpartie, in die Leuchten und Luftführungen integriert sind. Motorhaube mit Luftauslässen, bündig abschließende Türgriffe, weitere Luftkanäle in den Flanken und aerodynamisch optimierte Räder sollen die Windschlüpfrigkeit verbessern und so die Reichweite auf langen Etappen steigern.

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Skoda Vision O: Leichter Einstieg

Der Einstieg fällt leicht. Der Fahrersitz ist leicht erhöht, doch es fühlt sich klar nach Kombi und nicht nach SUV an. Man blickt mit guter Übersicht auf eine flache Haube und eine weit nach vorn gerückte Frontscheibe. Direkt darunter zieht sich das sogenannte Horizon Display über die gesamte Breite des Armaturenträgers – ein mehr als 1,2 Meter langer Bildschirmstreifen, der Tempo, Fahrzustand und Navigationshinweise bündelt. Darunter sitzt ein zusätzlicher Touchscreen im Hochformat, der Infotainment, Fahrzeugfunktionen und Einstellungen mit mehr Detailtiefe abbildet.

Doch im Vision O ist entscheidend, was Skoda nicht dem Touch überlässt: In der Mittelkonsole liegt gut erreichbar ein großer Dreh-Drück-Steller, flankiert von physischen Tasten für Klimafunktionen und Lautstärke. Die für Material- und Farbauswahl zuständige Skoda-Interieur-Designerin Peregrina Maquieria Iglesias beschreibt die Anordnung als "digitales Detox, bei dem der Fahrer nur das sieht, was er wirklich braucht und der Rest im Hintergrund bleibt."

Skoda Vision O: 100 Prozent Recycling

Diesem Anspruch folgt das gesamte Innenraum-Konzept. Die textilen Flächen bestehen aus einem flach gestrickten Material aus 100 Prozent recyceltem Polyester, das mit unterschiedlichen Texturen in einem Stück auf die Sitzform gezogen ist. "Zum einen spart das viel Verschnitt und die monochromen Farben bringen Ruhe in den Innenraum und rahmen die Technik optisch ein", sagt Iglesias.

Vorn sind die Sitze in einem etwas dunkleren Ton gehalten; der Kontrast zu den helleren Flächen soll die Orientierung erleichtern und zusammen mit der bioadaptiven Beleuchtung eine zurückhaltende, tageslichtabhängige Stimmung erzeugen.

Große Bereiche des Innenraums bestehen aus sogenannten Monomaterialien, die sich ohne kompliziertes Trennen wiederverwerten lassen sollen. Dazu zählen auch die auffälligen Kopfstützen aus dem 3D-Drucker, die nach oben zu einer immer luftigeren Struktur übergehen. „Mit solchen Bauteilen zeigen wir, dass hochentwickelte Fertigung und Recycling zusammengehen können“, so Iglesias.

Veloursartige Stoffe mit einem pflanzenbasierten Anteil von 65 Prozent überziehen Armauflagen, die Mittelkonsole oder das Lenkrad und erhalten durch eine transparente Beschichtung mit Glimmerpigmenten einen leichten Schimmer. „Für uns liegt die eigentliche Qualität eines Materials darin, wie gut es sich in den Kreislauf einsortiert“, fasst Maquieria Iglesias den Leitgedanken zusammen. Entsprechend kommt auch im Fußraum ein besonderes Material zum Einsatz – ein vom bayerischen Zulieferer Nabore gefertigter Belag aus upgecycelten Stoff aus Lederresten, die früher einfach entsorgt wurden.


Skoda zeigt weitere Icon-Studie


Trotz des Fokus auf Materialien und innovativer HMI fehlen im Vision O die für Skoda typischen Lösungen nicht. Dazu gehören Bluetooth-Lautsprecher und eine integrierte Kühlbox, die sich bei einer Reisepause aus dem Fahrzeug nehmen lassen. Magnetische Handyhalter auf der Rückseite der Sitzlehnen sichern im Fond die Smartphones. Klar: In den Türen versteckt sich wie gewohnt Platz für Regenschirme, die Skoda auch im Elektro-Kombi der Zukunft nicht missen möchte.

Nahezu voll verglastes Dach

Das nahezu voll verglaste Dach flutet den Innenraum mit Licht; ein elektrochromes System kann die Scheiben bei starker Sonneneinstrahlung abdunkeln, um Hitze und Blendung zu reduzieren. Im Fond profitieren Passagiere von der langen Dachlinie und der großen Verglasung, während der Laderaum auf knapp über 650 Liter wächst; bei umgeklappter Rückbank sollen es mehr als 1.700 Liter sein. 

Zu Leistungsdaten und Batteriegrößen äußert sich Skoda noch nicht, verweist aber auf die aerodynamische Auslegung des Vision O und das Ziel, längere Strecken mit einer Ladung zu ermöglichen. Geplant sind hochautomatisierte Fahrfunktionen bis hin zu einem Modus, in dem der Wagen unter klar definierten Bedingungen die Fahraufgabe weitgehend selbst übernimmt; im sogenannten „Tranquil Mode“ schalten Sitzeinstellung, Anzeigen, Licht und Musik auf Entspannung um und machen den Innenraum zur Lounge.


Jubiläum: 130 Jahre Skoda


Bis aus der Studie ein Serienmodell wird, dürfte es dennoch dauern: Skoda peilt einen Marktstart erst gegen Ende des Jahrzehnts an, parallel zu weiterhin angebotenen Verbrenner-Varianten des Octavia. Im Marktumfeld dürfte der Elektro-Kombi eines Tages zwischen elektrischer Mittelklasse und höher positionierten Modellen wie einem Audi E5 Avant antreten.

Der Fokus liegt dann auf Nutzwert, Effizienz und Materialkonzept statt auf reine Imagewirkung – eine vielversprechende Alternative für SUV-müde Familien und Flottenkunden, die Praktikabilität mit einem Schritt in Richtung Kreislaufwirtschaft verbinden wollen.

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