AUTOHAUS Young Business Day 2025: Nachwuchskräfte machen Zukunft
Über 60 Nachwuchskräfte und junge Führungspersönlichkeiten aus dem Autohandel kamen Ende September beim AUTOHAUS Young Business Day 2025 zusammen. Unter dem Motto "Zukunft Autohaus" bot die Veranstaltung in Neuss zwei Tage voller Impulse, Workshops und Diskussionen rund um Digitalisierung, Vermarktung, Künstliche Intelligenz (KI) und Resilienz. Ziel war es, die Teilnehmer auf die Herausforderungen einer sich rasant wandelnden Branche vorzubereiten und ihnen praxisnahe Instrumente für den eigenen Betrieb mitzugeben.
Die Veranstaltung begann am 23. September mit einem Get-together in der "Hafenliebe" Neuss. Nach einer Begrüßung führte Moderator Constantin Michel, Geschäftsführer HAIAR, durch den Abend. Ein gemeinsames Abendessen, Business-Speed-Dating und intensive Gespräche sorgten für ein offenes Kennenlernen und reichlich Networking.
Digitalisierung strukturiert angehen
Den Auftakt des zweiten Tages bei Gastgeber Bank11 machte Emily Böhm, Digital Officer bei Evosec. Sie stellte einen Leitfaden zur Digitalisierung im Autohaus vor. Böhm machte deutlich, dass die Automobilbranche ohne digitale Transformation den Anforderungen der VUCA-Welt (Herausforderungen in der von schnellem und unvorhersehbarem Wandel beeinflussten Welt) – Volatility (Unstetigkeit), Uncertainty (Unsicherheit), Complexity (Komplexität), Ambiguity (Mehrdeutigkeit) – nicht standhalten könne.
Digitalisierung sei die Antwort auf die VUCA-Welt, da sie nicht nur Prozesse optimiere und Transparenz schaffe, sondern auch den Grundstein für Automatisierung und Effizienzsteigerung lege, so Böhm. Entscheidend sei, die Belegschaft mitzunehmen: "Digitalisierung ist kein Projekt, das einen Anfang oder ein Ende hat, sondern ein fortlaufender Prozess", betonte sie.
Anhand von sechs Schritten zeigte Böhm, wie Autohäuser die Umsetzung strukturiert gestalten können – von der Bedarfsanalyse über die Beteiligung aller Akteure, eine praxisnahe Roadmap und die Anpassung von Infrastruktur bis hin zu Implementierung, Training-on-the-Job und kontinuierlichem Monitoring. Als typische Stolpersteine nannte sie unklare Ziele, fehlende Akzeptanz und unpassende Softwareanbieter. Erfolg verspreche hingegen Iteration, realistische Zeitplanung und die konsequente Einbindung der Mitarbeitenden.
AUTOHAUS Young Business Day 2025 in Neuss

Social Media als Absatzmotor
Wie Social Media den Fahrzeugvertrieb verändern kann, demonstrierten Dilara und Nicole Sengül vom Autohaus DIL. Sie berichteten, dass bereits die Hälfte ihrer Verkäufe über Social-Media-Kanäle angebahnt werde. Insbesondere TikTok habe sich zu einem zentralen Touchpoint entwickelt. Der Kunde wolle Einfachheit und Schnelligkeit – und TikTok biete genau diesen Zugang.
Neben der Generation Z adressiert das Autohaus gezielt auch Frauen als Entscheiderinnen. Mit authentischen Videos, aufgenommen mit dem eigenen Smartphone, gelingt es den beiden Unternehmerinnen, Nähe und Vertrauen aufzubauen. Die Kernbotschaft: Autohäuser müssen mutig auf die Bedürfnisse neuer Zielgruppen reagieren und Kommunikation dort platzieren, wo sich die Kundschaft aufhält.
TikTok-Workshop: Content statt Follower
In einem der beiden anschließenden Workshops verdeutlichte Kristian Siewert, TikTok for Business, dass die Customer Journey längst im TikTok-Feed beginnt. 89 Prozent der Nutzer interessierten sich für Automobile, und 24 Prozent der Nutzer seien nur auf TikTok zu erreichen. Entscheidend sei dabei weniger die Zahl der Follower als die Qualität des Contents. Denn am Schluss gilt: Je authentischer der Content ist, desto besser funktioniert dieser. Zu sehen in diesem Beispiel: Autohaus Bleuel (@autohaus.bleuel) | TikTok.
Die Plattform habe sich zur Entertainment- und Informationsquelle entwickelt – mit wachsender Nachfrage nach Erklärvideos zu Fahrzeugen. TikTok stelle zudem ein KI-gestütztes Tool zur Kampagnenerstellung bereit, das Händlern bei der Umsetzung helfe, hieß es.
KI-Workshop: Effizienz im Alltag
Parallel dazu führte Constantin Michel in einem weiteren Workshop in die Welt der künstlichen Intelligenz ein. "Effizienz muss im Vordergrund stehen – es gilt, in kleinen Schritten zu denken", plädierte der Experte als erste Überlegung beim Einsatz von KI. Er zeigte, wie wiederkehrende, sich ständig wiederholende Tätigkeiten, die oft zeitintensiv sind, aber wenig kreatives Denken erfordern, an eine KI abgegeben werden können und wie wichtig dabei ein durchdachtes Prompting ist.
Wie das in der Praxis aussieht, vermittelte Michel den Teilnehmern mit einem Prompt-Framework. Die einfachen Bausteine, die es zu formulieren gilt, für einen nahezu perfekten Prompt, sind: Wer bin ich, was konkret will ich, für wen oder warum will ich es, Positiv- und Negativbeispiele, gewünschtes Format der Ausarbeitung und die Aufforderung zum Stellen von offenen Fragen. Hat man erstmal einen solchen sehr guten Prompt, der sich in der Praxis etabliert hat, erstellt, könne man diesen unter "GPTs" speichern. So könne die gesamte Belegschaft diesen immer wieder nutzen.
KI zielgerichtet eingesetzt
Im weiteren Verlauf des Tages präsentierte Lukas Bayrakli (Beresa) die Self-Service-Strategie seines Autohauses. Mit Voice- und Chatbots will die Autohausgruppe Effizienzpotenziale heben und gleichzeitig Kunden sowie Mitarbeiter entlasten. Bayrakli betonte, dass nicht jeder Prozess für KI-Lösungen geeignet sei. Entscheidend sei eine sorgfältige Auswahl, um Kosten-Nutzen-Relationen im Blick zu behalten. Als Beispiel nannte er den Räder- und Reifenprozess, bei dem eine automatisierte Terminvergabe besonders sinnvoll ist.
Seine Empfehlung zum Vorgehen: Zunächst den kollegialen Austausch mit anderen Händlern suchen, um Erfahrungen und Best Practices zu teilen. Danach folge die Auswahl des Dienstleisters, wobei Kriterien wie Funktionsumfang, Sprachverarbeitung, Integration in bestehende Systeme sowie Kosten im Vordergrund stünden. Im nächsten Schritt gehe es um die gemeinsame Entwicklung mit dem Anbieter – mit einem klaren Zielbild, abgestimmt auf Schnittstellen, Netzwerk und Datenverfügbarkeit.
Die praktische Umsetzung konnte Bayrakli mit einer Erfolgsstory belegen: 30 Tage sei das Tool online gewesen. In dieser Zeit habe die KI 1.015 Anrufe abgewickelt, davon ergaben sich 355 Terminbuchungen für den Räder- und Reifenservice. Bemerkenswert: 93 Prozent der Anfragen wurden korrekt verstanden, die Terminabschlussquote lag bei 35 Prozent – und damit deutlich über der Prognose von 20 bis 25 Prozent.
Risikomanagement in unsicheren Zeiten
Zum Ende der Veranstaltung hielt Lennart Magedanz (PwC Germany) einen Vortrag zur Krisenfestigkeit von Autohäusern. Er zeigte auf, dass Naturgefahren wie Hagel oder Hochwasser, aber auch Cyberangriffe künftig zunehmen werden und damit eine konkrete Bedrohung für den Fortbestand von Unternehmen darstellen. Bereits heute befänden sich 34 Prozent der Betriebe an der Grenze zu einem kritischen Cybersecurity-Score.
Magedanz riet, ein Risikoprofil zu erstellen, Maßnahmen zu priorisieren und Investitionen gezielt einzusetzen, um existenzbedrohende Schäden zu vermeiden. Er untermauerte dies mit Beispielen aus der Praxis – vom Hagelschutznetz bis zur täglichen IT-Sicherung im Rechenzentrum. Quick-Tipps wie die Installation von Pumpen im Keller oder die Schulung von Mitarbeitern im Umgang mit Phishing-Mails verdeutlichten, dass Resilienz nicht nur eine strategische, sondern auch eine operative Aufgabe ist.
Fazit
Zum Abschluss fassten die Referenten ihre Erkenntnisse in einer Podiumsdiskussion zusammen. Deutlich wurde dabei, dass Autohäuser nur durch Offenheit für neue Technologien, den Austausch untereinander und eine klare Kommunikation gegenüber den Mitarbeitern zukunftsfähig bleiben. Der AUTOHAUS Young Business Day 2025 unterstrich, wie entscheidend die Innovationskraft der jungen Generation ist – gerade, wenn es gelingt, die gesamte Belegschaft auf diesem Weg mitzunehmen.
Unterstützt wurde die Next-Gen-Veranstaltung in diese Jahr von Bank11, APP Auto Pflege Partner, CarGarantie, DAT Akademie und vemove. Sie trugen dazu bei, den Teilnehmern einen intensiven und praxisnahen Einblick in die Zukunft des Autohandels zu ermöglichen.
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