Der Präsident des Münchner Ifo-Instituts, Clemens Fuest, ⁠hat die Bundesregierung unter Kanzler Friedrich Merz für ‍ihre Wirtschaftspolitik kritisiert. „Leider wird alles, was schwierig ist, auf die lange Bank geschoben. Das wird auf Dauer nicht gut gehen“, sagte Fuest ⁠der „Süddeutschen Zeitung“. Der Kanzler gehe den großen Herausforderungen in der Wirtschaftspolitik aus dem Weg.

Die Regierung versuche, vieles mit finanziellen Mitteln zu lösen. „Alles mit Geld zuschütten, dafür braucht es nicht viel Mut“, ‍sagte Fuest. Die Politik verschärfe ‍die Probleme für den privaten Sektor eher ⁠noch, anstatt sie zu lösen. Als Beispiele nannte er die Rentenpolitik und deren mögliche Folgen.

„Mittelfristig wird es wohl Steuer- und Abgabenerhöhungen geben, weil anders etwa die Rentenerhöhungen nicht mehr finanzierbar sind.“ Das führe dazu, dass Investitionen noch weiter zurückgehen und die „Flucht weg vom Standort Deutschland“ zunehme. „Am Ende ⁠könnte Deutschland ‌in eine ‌Phase der ‌Dauerstagnation eintreten. Es gibt keine Garantie für eine Rückkehr zum Wachstum.“

Fuest warnte in dem Interview auch vor Gefahren durch Rechts- und Linkspopulismus. Die Veränderung der Parteienlandschaft berge „erhebliche Risiken“. Die Forschung zeige, dass populistische Politik zu wirtschaftlichem Niedergang führe. „Die AfD verspricht, die Rente auf 70 Prozent zu erhöhen. Es weiß aber niemand, wie das finanziert wird.“

Deutschland lebe von Wirtschaftsbeziehungen ins Ausland und brauche Zuwanderung in den Arbeitsmarkt. Deshalb sei es „kontraproduktiv“, wenn internationale Organisationen wie die EU oder Migration „für die Probleme verantwortlich gemacht“ würden, so der Ökonom.

„Gleichzeitig sehe ich aber auch die Gefahren durch Linkspopulismus“, fügte Fuest hinzu. „Auch hier wird viel versprochen: Reiche Leute sollen extra besteuert werden, um große Versprechen zu finanzieren. Reiche, die es so in der Zahl gar nicht gibt, und die obendrein schnell außer Landes sind. Es wäre wirtschaftlich extrem riskant, wenn populistische Parteien an die Regierung kämen.“

„Wir brauchen so etwas wie eine Kriegswirtschaft“

Aktuell rechne er eher damit, dass „die moderaten Parteien ihre Mehrheiten verteidigen werden“. Diese würden derzeit die Probleme aber nicht lösen und das Land nicht zurück zu Wachstum führen. Für das Jahr 2026 erwarte er durch die höheren Staatsschulden kurzfristig eine Belebung der Konjunktur – diese werde aber schwach ausfallen.

Mit Blick auf die Bedrohung durch Russland sagte Fuest: „Wir leben in Zeiten eines drohenden Krieges, wir brauchen deshalb so etwas wie eine Kriegswirtschaft in Deutschland.“ Die Industrie müsse „jene Dinge produzieren, die lange unerwünscht waren“, so der Ökonom. „Wir müssen umdenken, und zwar schnell.“ Deutschland sei zwar ein pazifistisches Land. „Aber Pazifismus kann man sich nur dann leisten, wenn man nicht angegriffen wird“.

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