Kranke Arbeitnehmer werden zunehmend zur Belastung für die deutsche Wirtschaft. Fehltage verursachten im Jahr 2024 Produktionsausfälle von insgesamt 134 Milliarden Euro. Damit sank die Bruttowertschöpfung in Deutschland um 227 Milliarden Euro. Das geht aus dem aktuellen Bericht der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin hervor. Die Bruttowertschöpfung misst den tatsächlich erzeugten Mehrwert der Wirtschaft, während die Produktionsausfälle den Wert der wegen Krankheit ausgefallenen Arbeitsleistung beziffern.

2024 war demnach jeder Beschäftigte im Durchschnitt 20,8 Tage krank. Vor fünf Jahren waren es noch 17,1 Tage Fehltage pro Arbeitskraft. Durchschnittlich bedeutete ein Fehltag pro Arbeitnehmer laut der aktuellen Berechnung einen Produktionsausfall in Höhe von 152 Euro – vor fünf Jahren waren es noch 28 Euro weniger. Demnach hat ein durchschnittlicher Beschäftigter mit 20,8 Fehltagen Produktionsausfälle in Höhe von jährlich 3177 Euro verursacht.

Auch über die häufigsten Gründe für eine Krankschreibung gibt der Bericht der Bundesanstalt Aufschluss. Danach waren mit 19,4 Prozent die häufigste Ursache Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems sowie des Bindegewebes. Dazu zählen beispielsweise Bandscheibenvorfälle, Muskelzerrungen und Sehnenscheidenentzündungen.

Auf Platz zwei folgen mit 18,2 Prozent Krankheiten des Atemwegssystems (Grippe, Lungenentzündung, Pollenallergie, etc.) und mit 16,7 Prozent psychische Erkrankungen. 28,3 Prozent der Fehltage werden aber auch „übrigen Krankheiten“ zugeordnet.

Zudem variiert die Höhe der krankheitsbedingten Fehltage pro Beschäftigtem je Branche. Spitzenreiter waren 2024 mit durchschnittlich 26,3 Fehltagen Beschäftigte im Öffentlichen Dienst und sonstige Dienstleister sowie in der Erziehung und der Gesundheitsbranche.

Darauf folgen vor allem körperlich anspruchsvolle Branchen: das Produzierende Gewerbe (24,8 Fehltage pro Beschäftigtem), das Baugewerbe (24) und Handel, Verkehr und Gastgewerbe (23,9). Am seltensten waren demnach Angestellte in der Informatik und Kommunikation krank (14,3).

Neben dem Verlust der Wirtschaftsleistung verursachen die Krankheitstage auch für die Sozialkassen hohe Kosten. Laut dieser Analyse betrugen die Lohnfortzahlungskosten im Krankheitsfall 2024 insgesamt etwa 72,3 Milliarden Euro. Fünf Jahre zuvor lagen sie noch 26,4 Prozent niedriger (15,1 Milliarden Euro).

Ökonom fordert drei Karenztage bis zur Lohnfortzahlung

Um dieser Entwicklung entgegenzusteuern, forderte der Freiburger Wirtschaftswissenschaftler Bernd Raffelhüschen die Einführung von gleich drei Krankheits-Karenztagen, die nicht bezahlt werden. Bei WELT TV bekräftigte der Ökonom seinen Vorschlag. „Ich glaube, wir werden keinen anderen Weg finden, als jemandem, der blau macht und krankfeiert, zu sagen, dass er das als Eigenverantwortung dann auch selbst zu tragen hat.“

Das sei zwar „dumm für diejenigen, die tatsächlich kurzfristig mal krank sind und letztlich darunter leiden“, merkte Raffelhüschen an. „Aber unter denen, die einfach so mal blaumachen, leiden alle anderen ja auch.“ Die müssten deren Arbeit immer wieder kurzfristig übernehmen.

Allein mit der Abschaffung der telefonischen Krankschreibung sei es nicht getan: „Die elektronische oder die telefonische Krankschreibung ist ohnehin eine Absurdität, da es den Zugang sehr, sehr vereinfacht.“ Aber auch vor deren Einführung habe es in Deutschland bereits mehr Krankheitstage bei den Beschäftigten als in fast allen anderen Nachbarländern gegeben. „Und die sind natürlich auch systematisch immer da, wo Brückenwochenenden liegen, da, wo Verlängerungen der Wochenenden liegen“, sagt Raffelhüschen. Um das einzudämmen, müssten die Anreize „übers Portemonnaie“ gehen. „Alles andere verstehen die meisten Menschen nicht“, sagte der Ökonom.

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