Der Chef des Schokoladenherstellers Ritter Sport, Andreas Ronken, spricht sich für ein höheres Renteneintrittsalter aus. „Wir sollten später in Rente gehen – weil wir es können“, sagte er im Interview mit dem Nachrichtenportal „t-online“.

Er persönlich arbeite gern länger. „Unabhängig von mir selbst aber bin ich überzeugt, dass viele Menschen heute länger arbeiten können und wollen, weil die Gesundheitssysteme besser sind und die Arbeit nicht mehr so körperlich belastend ist wie früher.“ Ronken führte weiter aus: „Mein Großvater ist mit 70 gestorben; als er mit 65 oder 67 in Rente ging, hatte er nur noch ein paar Jahre – er war körperlich einfach kaputt von der harten Arbeit. Das ist heute nicht mehr die Regel.“

Mit Blick auf die wirtschaftliche Lage in Deutschland sagte der CEO: „Man darf nicht alles auf die Politik schieben.“ In manchen Branchen gebe es einen Strukturwandel, der nicht optimal begleitet worden sei, nicht zuletzt von der EU. „Die größten Sorgen macht mir der Regulierungswahnsinn und die sich permanent ändernden Vorgaben. Ich finde: Wir brauchen mehr Planungssicherheit und Pragmatismus.“

Deutschland sei weiterhin ein starkes Land, dank guter Ausbildung und guter Forschung. „Aber ich glaube, wir müssen erst den Schmerz eines Wohlstandsverlustes spüren, bevor wir uns wirklich bewegen. Oft denke ich: Uns geht es noch zu gut.“ Umso mehr sei darum auch die Bundesregierung gefordert, für einen Umschwung zu sorgen. „Wir sind darauf angewiesen, dass diese Regierung – SPD und Union zusammen – das schafft“, so Ronken. „Sonst wird es wirklich eng.“

Russland macht noch rund 20 Prozent des Ritter-Sport-Umsatzes aus

Ronken äußerte sich auch zu der Entscheidung seiner Firma, weiterhin Geschäfte mit Russland zu machen. In dem Interview mit „t-online“ räumte er ein, dass sich das Russland-Geschäft für den Konzern wirtschaftlich nicht mehr auszahlt. „Im Jahr 2023 war es eine knappe Million Euro [Gewinn], im vergangenen Jahr noch gut 200.000 Euro. Dieses Jahr werden wir wohl überhaupt keine Gewinne in Russland machen“, sagte er. Als Gründe nannte Ronken unter anderem den Verzicht auf Werbung, auch der Preis spiele eine Rolle. Inzwischen koste eine Tafel Ritter Sport in Russland rund 200 Rubel, so Ronken, umgerechnet etwa 2,25 Euro.

Dennoch verteidigte der Manager die Entscheidung, den russischen Markt trotz des Angriffskriegs gegen die Ukraine weiterhin zu beliefern. „Es war eine der härtesten Entscheidungen, die ich in meinem beruflichen Leben treffen musste. Ein Dilemma zwischen Verantwortung und Haltung. Ich habe mich für Verantwortung entschieden“, sagte er. Ein Rückzug hätte schwerwiegende Folgen gehabt: „Wären wir damals ausgestiegen, glaube ich nicht, dass wir heute noch in dieser Form existieren würden.“

Russland mache rund 20 Prozent des Ritter-Sport-Umsatzes aus, so Ronken. Falle dies von jetzt auf gleich weg, wäre das eine Katastrophe für einen Mittelständler wie Ritter Sport. Ein sofortiger Ausstieg hätte Arbeitsplätze gefährdet und langjährige Lieferbeziehungen zerstört. „Es ging um gesamthaft 100 Millionen Euro, die im Feuer standen“, sagte er. „Es wäre ähnlich wie ein China-Aus für die hiesige Autoindustrie.“

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