• Der US-Konzern Dow will seine Anlagen schließen: Warum sie nicht verkauft werden, wird verschwiegen.
  • Verlust von Arbeitsplätzen befürchtet und Risiken für den Chemie-Standort Mitteldeutschland
  • Auch in Leuna blickt man wenig optimistisch in die Zukunft.

Andreas Zielke hatte die Rettung schon vor Augen. Zielke, Betriebsrat bei Dow, sagt, mindestens ein Investor wollte die Chemie-Anlagen in Böhlen und Schkopau übernehmen. Doch dann kam aus dem Management die Nachricht: Ein Verkauf stehe nicht mehr zur Debatte.

Kein Verkauf der Anlagen und Schweigen

Zielke ist, höflich gesagt, irritiert: "Man will auf Teufel komm raus den Cracker, die Aromaten-Anlagen und die Butadien-Anlage in Böhlen und einen Teil der Chlor-Alkali-Anlage in Schkopau definitiv schließen und keinem anderen Eigner zur Verfügung stellen, selbst wenn der da wäre. Und das ist natürlich etwas, wo wir gesagt haben, das können wir schwer nachvollziehen."

Den Chemie-Anlagen droht nun der Abriss. Aber warum verkauft der Dow-Konzern nicht? Will er sich keine Konkurrenz schaffen? Pokert er um mehr Geld? Eine Anfrage von MDR AKTUELL blieb unbeantwortet.

Chemieregion in Gefahr

Betriebsrat Zielke war beim Krisengespräch mit Sachsens Wirtschaftsminister Dirk Panter. Auch Panter versteht die Strategie nicht: "So wie es sich anhört, hört es sich sehr final an. Aber wir werden das nicht einfach so akzeptieren. Weil wir bisher davon ausgegangen sind, dass Dow verkaufsbereit ist. Und wenn es Interessenten gibt, dann sollten auch solche Gespräche geführt werden. Deshalb werden wir uns da weiter auch dafür einsetzen."

Die Folgen eines Rückzugs von Dow wären gravierend: "Die Schließung wäre extrem dramatisch, weil es nicht nur Auswirkungen hat auf die eigenen Standorte in Böhlen und Schkopau, sondern auf die gesamte Region und auch überregional." Panter sagt, wenn man hier nicht weiterkomme, müsse die Bundesregierung direkt mit der Dow-Zentrale in den USA sprechen.

Leuna und Schkopau: Eher Pessimismus

Im Chemiepark Leuna, besonders eng mit Dow verbunden, schwindet allerdings der Optimismus. Sprecher Martin Naundorf rechnet bereits mit den schlechten Szenarien: "Beim Cracker kann man vielleicht so viel sagen: Das ist eine sehr komplexe Anlage, von deren Schließung wir zum jetzigen Zeitpunkt ehrlicherweise ausgehen. Wir rechnen damit, dass diese Anlage keinen Bestand haben wird und dass es dort tatsächlich zu einer Schließung kommet. Bei den beiden Anlagen in Schkopau besteht aus unserer Sicht eine gewisse Hoffnung, dass man Mittel und Wege findet, diese beiden Anlagen zu erhalten."

Der Chemiepark Leuna gehört zu den wichtigsten Partnern von Dow. Er liefert Rohbenzin für den Cracker und bekommt Ethylen zurück. Fällt der Cracker wirklich weg, muss Leuna das Ethylen anders beschaffen. Das sei machbar, sagt Naundorf – aber: "Das wird zu anderen wirtschaftlichen Konditionen passieren, als jetzt die Verarbeitung erfolgt. Das heißt, das wird eine wirtschaftliche Verschlechterung auf jeden Fall bedeuten."

Branche hofft auf Anlagen-Verkauf durch Dow

Dow hat seine Schließungspläne mit fehlender Rentabilität begründet. Teile des Crackers in Böhlen sind 50 Jahre alt. Wer ihn kauft, müsste investieren. Betriebsrat Zielke hofft trotzdem: "Chancen gibt es aus unserer Sicht schon, die Dinge anders zu betreiben und sie vielleicht wirtschaftlich mittel- und langfristig wieder auf die Füße zu stellen."

Am Montag lädt die Branche zum Chemiegipfel nach Böhlen. Firmenvertreter und Gewerkschafter wollen der Politik einen Forderungskatalog übergeben. Die kann Rahmenbedingungen verbessern. Aber kaufen und betreiben muss die Anlagen am Ende ein Unternehmer – falls Dow doch noch verkaufen will.

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke