Neuer Lieferdienst Picnic in Ostdeutschland
- Mit Picnic startet ein neuer Lebensmittel-Lieferdienst im Osten.
- Viele setzen auf Schnelligkeit der Lieferung oder feste Zeitfenster.
- Picnic aus Holland hatte Unterstützung von der Edeka-Gruppe.
Die Holländer kommen. Sie bringen Milch, Gemüse und Brot. Picnic, ihr Lebensmittel-Lieferdienst, wurde 2015 bei Amsterdam gegründet. Doch erst jetzt expandiert er auch nach Ostdeutschland.
Picnic-Elektro-Lieferwagen im Juni 2025 in OberhausenBildrechte: picture alliance / SvenSimon | Malte Ossowski/SVEN SIMONDas Beste komme eben zum Schluss, findet Frederic Knaudt, einer der Mitbegründer der Deutschland-Tochter von Picnic.
In Kabelsketal ist das Lager. Dort arbeiten Knaudt zufolge bereits über 50 Mitarbeiter. "Für die Region planen wir jetzt mittelfristig über 300 Mitarbeiter. Das hält sich im Mittel immer so die Waage. Also die Hälfte im Lager und die Hälfte Ausfahrer, die die Ware nach Hause bringen."
Einige Dienste haben bereits aufgegeben
Seit Ende November beliefert Picnic Dresden und Halle. Demnächst sollen Leipzig, Chemnitz, Magdeburg, Erfurt und Zwickau folgen. Dabei gilt der Onlinehandel mit Lebensmitteln als schwieriges Geschäft. Der Lieferdienst Gorillas musste nach Verlusten aufgeben. Und auch Local Food Express (LOFEX) vom Konsum Leipzig liefert nicht mehr.
Ich glaube nicht, dass es bei uns wird wie in den USA oder England. Aber der Anteil wird steigen.
Trotzdem sieht Marketingprofessor Erik Maier von der Uni Chemnitz Chancen. "Ich glaube nicht, dass es bei uns wird wie in den Vereinigten Staaten oder England, wo wir sehr hohe Lieferanteile an dem Lebensmittelmarkt haben. Aber der Anteil wird steigen." Maier sieht Wachstumspotenzial vor allem in Gebieten mit tendenziell weniger Autos, etwa in urbanen Räumen, wo mehr los ist. "Da ist auf jeden Fall ein Markt da und da sind auch Segmente, die dafür zahlungsbereit sind."
Schnelligkeit oder feste Zeitfenster
Derzeit liegt der Marktanteil der Lieferdienste im Lebensmittelhandel bei drei bis fünf Prozent. Die Geschäftsmodelle sind unterschiedlich. Branchenprimus Rewe liefert in festen Zeitfenstern. Anbieter Flink verspricht eine Lieferung binnen Minuten. Zu den Pionieren der Branche gehörte vor zehn Jahren der Leipziger Karsten Schaal mit food.de. Er glaubt, dass Lebensmittellieferung auch günstig sein kann.
"Wenn ich in den Supermarkt gehe, dann gehe ich zwar selbst hin, aber der Supermarkt steht trotzdem da und kostet auch Geld. Und jedes Regal, das ich dort reinstelle, muss gepflegt werden. Und an den meisten Kassen sitzt noch eine Person und die kostet auch Geld. Wenn man die Punkte in einer anderen Form regelt, dann kann man durchaus auch ein tragfähiges Geschäftsmodell daraus rechnen."
Finanzspritze vom Lebensmittel-Riesen
Picnic, der Anbieter, der nun auch in Ostdeutschland ist, liefert Bestellungen am Folgetag auf festen Routen. Die Holländer selbst sagen, sie fahren Waren aus wie einst der Milchmann. Auf jeden Fall bringen sie Ausdauer mit, sagt Marketinprofessor Maier: "Sie sind sehr, sehr gut finanziert. Also sie haben gerade Geld eingesammelt. Und zweitens: Sie haben ähnlich wie etwa Flink die Unterstützung von einem großen Lebensmitteleinzelhändler. Dort ist die Edeka-Gruppe in einer neuen Runde ganz stark mitgegangen."
Edeka gehört zu den wichtigsten Geldgebern der deutschen Picnic-Tochter. Deshalb gibt es auch Edeka-Eigenmarken im Sortiment. Nur ein Problem löst bislang keiner: Aufs weite Land, wo es kaum noch Märkte gibt, fährt auch kein Lieferdienst. Bei dünner Besiedlung und kleinen Haushalten lohnen sich die Touren in der Regel nicht.
MDR AKTUELL
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