Inhalt des Artikels:

  • Kinoexpertin zu Besucherzahlen: "Wir liegen leider noch nicht da, wo wir eigentlich hinwollen"
  • Neue Kinotechnik der Superlative: IMAX
  • Die ganz große Oper bieten
  • Neuer Trend Strickkino

Kinoexpertin zu Besucherzahlen: "Wir liegen leider noch nicht da, wo wir eigentlich hinwollen"

Die Kinos haben bewegte Zeiten hinter sich. Die Besucherzahlen waren 2020 durch die Coronakrise und die damit verbundenen Schutzbestimmungen eingebrochen. Doch die Branche erholt sich. "Wurden 2019 noch 119 Millionen Tickets verkauft, war es im Jahr darauf nicht einmal ein Drittel davon. Seitdem erholen sich die Ticketverkäufe. Aktuell rechnet der Kinoverband wieder mit 95 Millionen verkauften Tickets", sagt Christine Berg, Vorstandsvorsitzende des HDF KINO e.V., dem MDR-Magazin Umschau. "Noch vor vier Jahren hat man uns tot geglaubt nach Corona und wir haben es geschafft, dass wir uns wieder berappelt haben. Ganz viele Kinos haben auch renoviert und die Besucher kommen langsam wieder", erklärt sie. Dabei war auch 2023 wegen des großen Streiks in Hollywood und der damit einhergehenden verringerten Anzahl an Filmproduktionen noch einmal schwer für die Branche. "Wir hatten nicht genug Filme, keine großen Filme", so Berg.

Auch durch die Konkurrenz der Streamingdienste standen die Kinos in den letzten Jahren unter Druck. Die Lage habe sich wieder entspannt und sei sogar "mittlerweile wieder teilweise rückläufig", schätzt Rainer Weber, Theaterleiter vom Cinestar Leipzig, gegenüber dem MDR-Magazin Umschau ein. "Viele Streaming-Dienste haben es jetzt auch so geregelt, dass es eine Vorlaufzeit für die Kinos gibt, wo die Cineasten den Film im Kino genießen können, bevor er dann auf der Streaming-Plattform auch erscheint", erklärt Teresa Kästel, Theaterleiterin vom Kino Metropol in Gera. 2025 könne das Jahr 2024 noch übertreffen. "Vor allen Dingen mit Filmen wie Kanu des Manitus ist es wieder richtig gut angelaufen", sagt Berg. Der Film sei der erfolgreichste des Jahres. Große Hoffnungen liegen auch auf dem Avatar-Nachfolger, der bald anläuft. "Aber wir liegen leider noch nicht da, wo wir eigentlich hinwollen", räumt sie mit Blick auf die Jahresbesucherzahlen auch ein. Ziel sei es, jedes Jahr 110 Millionen Tickets zu verkaufen, wie vor Corona.

Die Kinos suchen immer neue Wege, um ihren Zuschauern neue Filmerlebnis zu ermöglichen. "Ich glaube, alle zehn Jahre werden wir tatsächlich totgesagt und das seit 130 Jahren", sagt Berg. "Wir überleben ständig", sagt sie dazu. Mit modernster Technik und neuen Formaten wollen sie wieder mehr Zuschauer vor die Leinwand locken und erfinden sich damit auch wieder neu.

Neue Kinotechnik der Superlative: IMAX

In der Leipziger Innenstadt befindet sich im Cinestar das erste IMAX-Kino in Mitteldeutschland. Im Sommer wurde die neueste XXL-Kinotechnik dort eingebaut. Die Riesenleinwand ist 500 Kilogramm schwer und über 200 Quadratmeter groß. Geboten bekommen die Zuschauer hier ein Rundum-Soundsystem und 4K-Laserprojektor. Eine Million Euro wurden in den Umbau investiert. "Eröffnet haben wir im August dieses Jahres mit Kanu des Manitou, der erste deutsche Film im IMAX-Format. Der Film hatte bundesweit innerhalb von vier Tagen über 800.000 Besucher. Eine enorme Resonanz. Wir sind bisher mit der bisherigen Auslastung des Kinos sehr, sehr zufrieden. Das IMAX spielt sowohl im nationalen als auch im internationalen Vergleich in der oberen Liga mit", sagt Rainer Weber, Theaterleiter vom Cinestar Leipzig, dem MDR-Magazin Umschau. Durch die sehr hohe Bildauflösung und der hellen und scharfen Projektion auf der großen Leinwandwandfläche ist es ein völlig neues Kinoerlebnis.

Die ganz große Oper bieten

Großer Kunstgenuss für klein(er)es Geld: Auch Opern werden live vermehrt in Kinos übertragen, wie die Oper "Arabella", die am 22. November 2025 in der Metropolitan Opera (MET) aufgeführt wurde. Millionen Menschen konnten so in Kinos live dabei sein und das in 70 Ländern. So auch in Deutschland in vielen Kinos. "Es werden Events kreiert. Man kommt in ein Kino, man bekommt etwas zu trinken vorab, man kann eine Kleinigkeit essen. Das ist wahnsinnig beliebt. Wir hatten in diesem Jahr Roland Kaiser. Da haben uns die Leute ehrlich gesagt die Kinosäle eingerannt, was ganz großartig war", erklärt Christine Berg.

Im nächsten Jahr können Zuschauer über Kino-Leinwände weitere Aufführungen aus dem MET live mit verfolgen: darunter Wagners Tristan und Isolde und Tschaikowskis Eugen Onegin. Im MET kosten Tickets bis zu 500 Euro, im Kino vor Ort nicht mal ein Zehntel. Übrigens: Auch Ballettaufführungen und Programme aus anderen Opernhäusern weltweit werden zunehmend in die Kinoprogramme aufgenommen.

Neuer Trend Strickkino

Ein neues Kino-Erlebnis ist das Strickkino. Der Trend aus Skandinavien füllt Kinosäle in halb Europa. Gemeinsam werden die Nadeln geschwungen und dabei Film gesehen. Das Metropol Gera feierte im November damit seine Premiere. Was ist das Besondere? "Es geht einfach um die Geselligkeit, um das Witzige auch an der Sache, dass es einfach mal was Neues ist. Auch wir Älteren können mal was Neues ausprobieren", erklärte bei einer der Veranstaltungen der Reihe eine Besucherin dem MDR-Magazin-Umschau. Eine 15-köpige Strickgruppe war aus Groß-Ebersdorf angereist, um das gemeinsam zu erleben. Schneidermeisterin Lisa Lenz zeigte die neuesten Trends von der Strick-Messe.

Und das Konzept des Strickkinos findet bundesweit immer mehr Kinos. Damit die Maschen auch gesehen werden, wird das Licht im Saal übrigens nur gedämmt und nicht ganz ausgeknipst. Und dann heißt es "Film trifft Faden", "Stricknadeln statt Popcorn" oder "Film ab, Masche los" in den Kinos.

MDR (cbr)

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