Wo das Weihnachtsgeschäft nicht nur zu Weihnachten läuft
Inhalt des Artikels:
- Weihnachtsschmuck aus Lauscha
- Holzschnitzereien aus Seiffen
- Pfefferkuchen aus Pulsnitz
Weihnachtsschmuck aus Lauscha
Lauscha im Thüringer Wald ist für seine Glasbläserkunst bekannt und dabei vor allem auch für die kunstvollen Weihnachtskugeln, die dort entstehen. In seiner Heimwerkstatt hat Michael Haberland seit März durchgehend Christbaum-Schmuck geblasen. Für dieses Jahr ist das Weihnachts-Geschäft für ihn durch. "Es ist einfach für mich immer noch faszinierend", sagt er selbst über sein Handwerk. "Erst hat man hier einen Rohling und am Ende kommt, wer weiß was raus, in welcher Farbe, in welcher Größe", erklärt er dem MDR-Magazin Umschau. Er ist seit 1991 selbständiger Glasbläser. "Es gibt gute, es gibt schlechte Jahre. Dieses Jahr ist es ein mittelprächtiges. Ich bin zufrieden", zieht er für diese Saison Bilanz.
1847 hat ein Glasbläser in Lauscha die Weihnachtsbaum-Kugel erfunden. Der Lauschaer Baumschmuck wird zum Exportschlager, zu DDR-Zeiten auch ins nicht-sozialistische Ausland. 800 Menschen arbeiteten im VEB Thüringer Glasschmuck. Schon damals wurde ein Teil des Sortiments maschinell geblasen. Nach der Wende wurde der Betrieb von der Firma Krebs aus Rosenheim übernommen. Sie existiert noch heute, mit 14 Mitarbeitern.
Der Trend geht heute zu ausgefallenen Kreationen, wie Polizei-Autos oder saure Gurken. Exportiert werde vor allem in die USA und nach Japan, wie Geschäftsführer Roger Müller sagt. Seit 20 Jahren lässt Krebs Glas aber auch in China fertigen. Drei Viertel der Produktion stammen inzwischen von dort. Dieses Jahr verspreche ein Rekordjahr zu werden — mit 30 Prozent Umsatzplus im Vergleich zum Vorjahr. "Das ist der sogenannte Cocooning-Effekt. Man möchte es sich zuhause schön machen, wenn schon alles außerhalb des schwierig läuft und die Rahmenbedingungen schwieriger werden. Dann möchte man sich wenigstens etwas für zu Hause gönnen", erklärt Müller sich das Plus.
Die weihnachtliche Glasbläserkunst ist auch ein Touristenmagnet, wie der Lauscher Kugel-Markt vergangenes Wochenende wieder gezeigt hat. Wie jedes Jahr im Advent locken die Glasbläser damit 30.000 Besucher in die Stadt. 36 Glasbläser arbeiten noch im Haupterwerb in Lauscha. Glas ist die wichtigste Branche im Ort. Bürgermeister Christian Müller-Deck möchte Lauscha als Glasbläserstadt wieder bekannter machen und so auch die Wirtschaft ankurbeln und anderen Regionen wie Seiffen in Sachsen folgen. "Die sind diesen Weg viel früher eingeschritten, sind mittlerweile viel erfolgreicher, haben auch viel mehr Stolz auf ihre Produkte", sagt Müller-Deck.
Holzschnitzereien aus Seiffen
Seiffen im Erzgebirge ist ein Weihnachts-Mekka und bekannt für Holzschnitzereien. In der Werkstatt der Firma Richard Glässer entstehen jedes Jahr allein Tausende Pyramiden aller Größen und Formen. In einigen davon stecken hunderte Stunden Handarbeit, sagt Geschäftsführer Michael Lorenz dem MDR-Magazin Umschau. In der größten Holzschnitzer-Firma in Seiffen arbeiten 65 Menschen das ganze Jahr über an Weihnachts-Artikeln. Die einfachsten Pyramiden kosten 90 Euro. Für besondere Exemplare müseen schon mal mehr als 1.000 Euro hingelegt werden. Vor Billig-Anbietern aus Nahost fürchte sich das Unternehmen nicht. "Die Kundschaft, die die Ware kennt und zu schätzen weiß, sitzt im Prinzip weltweit. Es ist auch nicht davon auszugehen, dass es in anderen Gebieten jetzt neue Konkurrenten sich auftun, die etwas in dieser Art und Qualität herstellen werden", ist sich Geschäfstführer Michael Lorenz sicher.
Seit rund 500 Jahren werden in Seiffen Figuren und Pyramiden geschnitzt. Die Region fand für ihr Handwerk über die Jahrhunderte weltweit immer mehr Liebhaber. Zu DDR-Zeiten waren Pyramiden, Nussknacker und Co. Exportschlager. Sie wurden hergestellt vom VEB Vero Olbernhau mit zuletzt mehr als 3.000 Mitarbeitern. Nach der Wende mauserte sich Seiffen gar zum Weihnachts-Mekka. In der Adventszeit kommen jedes Jahr 60.000 Holzkunst-Fans in die Stadt. Und von der Weihnachtskunst lebt die Stadt auch. "Der ganze Ort baut darauf auf. Wir haben sehr schöne Hotels, sehr schöne Wanderwege. Aber ich denke, die Leute kommen hauptsächlich wegen der Holzkunst zu uns und wenn die wegbrechen würde, dann würde alles andere in der zweiten Runde mit wegbrechen", sagt Martin Wittig, der Bürgermeister von Seiffen zum MDR-Magazin Umschau.
Pfefferkuchen aus Pulsnitz
Pulsnitz in der Oberlausitz ist bekannt für seine Pfefferkuchen. In der Pfefferküchlerei Löschner standen Inhaber Peter Kotzsch und sein Sohn seit September von früh bis spät in der Backstube, um für die Weihnachtszeit zu produzieren. Im Unternehmen, das zehn Menschen Arbeit bietet, wird fast alles in Handarbeit erledigt. Das Sortiment ist groß. Es werde weltweit über einen Online-Shop vertrieben. Nur Exporte in die USA gebe es nicht mehr wegen der Zölle. "Trotz Preiserhöhung aufgrund gestiegener Schokoladenpreise ist uns unsere Kundschaft eigentlich sehr wohlgesonnen", sagt Peter Kotzsch zum MDR-Magazin Umschau. Tochter Maria fügt hinzu: "Ich denke, es ist wirklich das Handwerk, dieses traditionelle, das handwerkliche. Es ist etwas anderes als das, was man im Supermarkt bekommt."
Lebkuchen werden schon im frühen Mittelalter von Klostermönchen in Aachen und Nürnberg erfunden. 1558 verleiht Kurfürst August von Sachsen den Pulsnitzer Bäckern das Pfefferküchler-Privleg. Seitdem ist Pulsnitz als Pfefferkuchen-Stadt bekannt. Einmal im Jahr laden die Pfefferküchler zum Pfefferkuchenmarkt in die Stadt. Er lockt 80.000 Besucher an. Acht Handwerks-Bäckereien und eine Fabrik produzieren heute in der Stadt Pfefferkuchen, mit insgesamt etwa 150 Beschäftigten. Es ist eine weltbekannte, für die Region aber eher kleine Industrie, sagt Bürgermeisterin Barbara Lüke. Ein Bürgermeister denke ja immer erst den wirtschaftlichen Nutzen und die Gewerbesteuer. Das sei hier nicht der "Hauptpunkt". "Es ist natürlich die kulturelle Bedeutung", so Lüke mit Blick auf die Region.
MDR (cbr)
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