• Der Verband der Familienunternehmer räumt die AfD-Einladung als Fehler ein und will sich künftig klar von der Partei abgrenzen.
  • Thüringens SPD-Chef Maier begrüßt den Kurswechsel und warnt, jede Annäherung an die AfD normalisiere eine wirtschaftsfeindliche Partei.
  • IWH-Chef Gropp kritisiert, die AfD habe keine tragfähigen wirtschaftspolitischen Konzepte und schade einer auf Zuwanderung angewiesenen Wirtschaft.

Nach massiver Kritik und mehreren Austritten vollzieht der Verband der Familienunternehmer eine abrupte Kehrtwende im Umgang mit der AfD. Verbandspräsidentin Marie-Christine Ostermann räumte ein, die Einladung von AfD-Abgeordneten zu einem Parlamentarischen Abend habe sich als Fehler erwiesen. Öffentlich sei der Eindruck entstanden, der Verband wolle die Partei stärken – das Gegenteil sei beabsichtigt gewesen.

Ostermann betonte, man habe den Abgeordneten eigentlich verdeutlichen wollen, dass deren Programm wirtschaftsfeindlich sei. Der Verband kündigte an, den Umgang mit der AfD intern neu zu diskutieren und sich bei den kommenden Landtagswahlen klar gegen die Partei zu positionieren.

Der Verband hatte im Oktober zu einem Parlamentarischen Abend erstmals auch Vertreter der AfD eingeladen. Ostermann hatte das "Kontaktverbot" zu AfD-Bundestagsabgeordneten für aufgehoben erklärt. In der Folge traten die Unternehmen Rossmann, Vorwerk und Fritz-Kola aus dem Verband aus.

Maier: Annäherung war "ein Irrweg"

Thüringens Innenminister Georg Maier begrüßte den Kurswechsel. Der SPD-Politiker begrüßte im Interview mit MDR AKTUELL, dass die Mitgliedsunternehmen nun klar machten, dass die Verbandsspitze, insbesondere die Präsidentin, sich "auf dem Irrweg" befunden habe. Eine Annäherung an die AfD wertete er als Normalisierung einer Partei, die seiner Einschätzung nach zentrale Grundlagen der deutschen Wirtschaft infrage stelle.

Maier verwies darauf, dass Fachkräftesicherung ohne Zuwanderung nicht denkbar sei – eine Position, die aus seiner Sicht im Widerspruch zu den Forderungen der AfD stehe. Der Verband habe mit seiner Korrektur "wieder auf den richtigen Weg" gefunden.

Ökonom Gropp: AfD bietet "keine vernünftigen Antworten"

Auch Ökonomen kritisieren die AfD-Grundhaltung deutlich. Der Präsident des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle, Reint Gropp, sagte MDR AKTUELL, die Partei habe zu zentralen wirtschaftspolitischen Herausforderungen keine tragfähigen Konzepte. Als besonders problematisch bewertete er die europapolitischen Positionen sowie den Umgang der AfD mit Migration und Klimapolitik.

Gropp warnte, die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland sei auf qualifizierte Zuwanderung angewiesen. Eine Politik, die ein Klima der Abschottung schaffe, schade Unternehmen unmittelbar. Parteien der politischen Mitte müssten wirtschaftspolitisch sichtbare Verbesserungen erzielen, um populistische Angebote zu entkräften.

Verband sucht neuen Kurs

Der Verband kündigte an, gemeinsam mit seinen Mitgliedern über eine klare Linie gegenüber der AfD zu beraten. Ziel sei es, künftig wieder eindeutig für demokratische und wirtschaftsliberale Prinzipien zu stehen. Man werde sich "klar und sichtbar gegen die AfD positionieren", kündigte Ostermann an. Der Verband wolle wieder für das stehen, was ihn ausmache: Demokratie, Marktwirtschaft und wirtschaftspolitische Reformbereitschaft.

MDR/AFP/dpa (jst)

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