Deutsche sind immer häufiger krankgeschrieben
- Die Deutschen schreiben sich immer öfter und länger krank.
- In Sachsen-Anhalt und Thüringen gibt es besonders viele Krankschreibungen.
- Häufige Ursachen sind Rückenschmerzen, psychische Erkrankungen und Atemwegserkrankungen.
Die Deutschen sind nicht nur häufiger krankgeschrieben, sondern auch länger – das zeigt eine exklusive Analyse des Bayerischen Rundfunks auf Basis von Millionen Versicherten der Betriebskrankenkassen (BKK). Seit 2016 verzeichnen die BKK-Kassen einen deutlichen Anstieg der Arbeitsunfähigkeitstage.
Regionale Unterschiede: Sachsen-Anhalt an der Spitze
Die Unterschiede zwischen den Bundesländern sind gravierend: Während Beschäftigte in Baden-Württemberg 2024 im Schnitt 18,5 Tage krankgeschrieben waren, lag der Wert im Saarland bei rund 28 Tagen – fast zehn Tage mehr. Bayern folgt mit 19,5 Tagen auf Platz zwei der "gesünderen" Länder.
Besonders betroffen ist Sachsen-Anhalt: Im Salzlandkreis und im Kreis Mansfeld-Südharz summierten sich die Fehltage auf durchschnittlich 31 Tage pro BKK-Versichertem – ein ganzer Monat. Im Schnitt gab es in Sachsen-Anhalt 2024 mit 28 Tagen neben dem Saarland die meisten Krankschreibungen. In Thüringen gab es mit rund 27 Tagen ebenfalls viele Fehltage, während Sachsen im bundesweiten Vergleich mit 23 Tagen im Durchschnitt lag.
Der Hausärztin Nadja Achert aus Sachsen-Anhalt zufolge ist ein Grund für die vielen Krankschreibungen im Land, dass die Region zu einer der sozial Schwächsten zählt: "Das korreliert mit Prävention und Gesundheit."
Auch andere Experten sehen die Ursachen in den Arbeitsbedingungen und Gehaltsunterschieden. Psychologe Hendrik Berth vom Universitätsklinikum Dresden erklärt: "Im wirtschaftlich starken Süden können sich Unternehmen eher leisten, die Arbeitsbedingungen zu verbessern und müssen mehr bieten, um Fachkräfte zu gewinnen."
Rückenschmerzen und psychische Erkrankungen
Häufig werden Krankschreibungen wegen Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems – also zum Beispiel Rückenschmerzen oder Arthrose – eingereicht. Auch psychische Krankheiten spielen zunehmend eine Rolle und führen oft zu langen Ausfällen. Einen sprunghaften Anstieg gab es 2022 bei Atemwegserkrankungen – Corona, Influenza und Erkältungen eingeschlossen.
Berufsgruppen im Vergleich
Die Analyse zeigt zudem deutliche Unterschiede zwischen den Berufen: Besonders Menschen, die in Reinigungs-, Verkehrs- und Logistik- oder Fertigungsberufen arbeiten, melden sich jährlich viele Tage arbeitsunfähig. Reinigungskräfte melden sich im Schnitt mehr als einen Monat pro Jahr krank, häufig wegen Muskel-Skelett-Erkrankungen. Manager und IT-Fachkräfte hingegen fehlen deutlich seltener.
Infektiologe Leif Erik Sander, Klinikdirektor der Infektiologie an der Charité in Berlin, weist darauf hin, dass Krankheiten sich gegenseitig verstärken können: "Wenn es vielleicht ohnehin eine höhere psychische Belastung gibt und ein Atemwegsinfekt hinzukommt, dann kann man auch schneller arbeitsunfähig werden."
Warum steigen die Zahlen?
Dem Infektiologen Sander zufolge hat der Anstieg der Zahlen mehrere Gründe: Zum einen habe die Einführung der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) die Daten vollständiger gemacht. Zum anderen gebe es einen "Nachholeffekt" nach den Pandemiejahren: Wenn sich Krankheiten einige Jahre nicht stark verbreitet konnten, gebe es in den Folgejahren höhere Infektionswellen, sagt Sander.
Hinzu komme eine gestiegene Sensibilität: Viele Beschäftigte bleiben mit Atemwegsinfekten eher zu Hause, um andere nicht anzustecken. Krankheiten des Atmungssystems machten 2024 rund 20 Prozent aller Krankentage aus.
BR/BKK (jst)
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke