Neue Bioraffinerie in Leuna soll Kunststoff aus Holz herstellen
- In Leuna wird bald in der neuen Bio-Raffinerie Holz in seine chemischen Bestandteile aufgespaltet. Daraus können dann nachhaltige Gummi- und Plastikprodukte gewonnen werden.
- Der finnische Konzern UPM investiert mit dem Projekt 1,2 Milliarden Euro in die unter der Wirtschaftskrise leidende Chemieregion.
- Das Industrieholz für die Verarbeitung soll laut UPM aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammen. Vorerst soll das Projekt als Ergänzung der traditionellen Raffinerien dienen.
Anna Dilk läuft über einen Lagerplatz im Chemiepark Leuna. Früher türmte sich hier Braunkohle, aus der Diesel, Benzin oder Ethanol hergestellt wurden. Heute stapeln sich auf der gleichen Fläche Baumstämme: "Aktuell sind hier 30.000 Festmeter Buche und das entspricht einem Monat Produktion."
Holz wird zu nachhaltigem Gummi und Plastik
Dilk ist Ingenieurin beim finnischen Papierkonzern UPM. Doch Papier wird in Leuna nicht produziert. Stattdessen hat das Unternehmen eine neue Bio-Raffinerie gebaut – und für die ist das Holz: "Wir machen aus Holz Chemie. Und Holz besteht aus zwei Bestandteilen. Das sind einmal die Glykole, also Zuckerketten, und das Lignin. Die Glykole nutzen wir und machen daraus Kunststoffketten, beispielsweise für Textilien oder für PET-Flaschen. Und das Lignin wird genutzt, um Gummi-Anwendungen und Plastik-Anwendungen grüner zu gestalten. Das heißt, dieses Plastik ist dann recyclingfähig."
Finnischer Konzern investiert 1,2 Milliarden Euro in nachhaltige Chemie aus Mitteldeutschland
Die neue Anlage ist weltweit einzigartig – und riesig. Sie füllt eine Fläche von 24 Fußballfeldern. Schon in den nächsten Wochen soll sie erste nachhaltige Kunststoffe liefern und kommendes Jahr offiziell eingeweiht werden.
Für Chemiepark-Manager Christof Günther ist das ein Meilenstein auf dem Weg zu einer nachhaltigen Chemie: "Die Investition von UPM ist mit 1,2 Milliarden Euro die größte Investition in der chemischen Industrie in Deutschland in den letzten Jahren. Und das Verfahren von UPM ist insofern wegweisend, als Produkte hergestellt werden, die man bisher auf fossiler Basis erzeugte, wo jetzt nachwachsende Rohstoffe verwendet werden."
Industrieholz soll aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammen
Doch es gibt auch skeptische Stimmen. Eine davon gehört Matthias Jentzsch, Ortsbürgermeister der Gemeinde Spergau. Dort produziert die traditionelle Raffinerie Chemie aus Erdöl. Jentzsch fragt sich, wo das Holz für die Bio-Raffinerie künftig herkommen soll: "Es wird ja immer gesagt, dass die Bäume, die gefällt werden, immer eins zu eins wieder nachwachsen. Und ein Baum braucht seine Zeit. Und die wachsen nicht in drei Jahren und auch nicht in zehn Jahren, um die dann zu verwenden. Das funktioniert nicht. Deshalb mache ich mir da schon so meine Gedanken."
Jentzsch hat Zweifel – insbesondere, wenn künftig nicht nur eine, sondern viele Chemiebetriebe auf Holz setzen. Anna Dilk betont, dass UPM auf Nachhaltigkeit achtet: "Wir beziehen unser Holz aus regionalen Waldbeständen. Uns ist sehr wichtig als UPM, dass wir wirklich nur aus nachhaltiger Forstwirtschaft das Holz beziehen. Das bedeutet, wir achten darauf, was es für Holz ist. Das ist wirklich reines Industrieholz. Im Endeffekt ist es Durchforstungsholz. Das heißt, Holz, das eigentlich nur verbrannt werden würde."
Holz als Ergänzung der traditionellen Raffinerie
Die Ingenieurin betont, die neue Bio-Raffinerie soll die klassische Chemieproduktion nicht ersetzen, sondern ergänzen. Der Wandel zu einer nachhaltigen Chemieproduktion brauche Zeit. Den ersten großen Schritt habe UPM nun getan.
Mehr über Leuna, den Chemiepark und den Wandel der Industrie dort sehen Sie heute Abend im MDR-Fernsehen. Um 20.15 Uhr läuft "Der Leuna-Komplex – Stadt, Land, Werk" – ein Dokumentarfilm, in dem die Menschen aus Leuna selbst zu Wort kommen.
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