Inhalt des Artikels:

  • Unterschiede von bis zu 434 Prozent
  • Top 4 der Gewinner im Osten, die Top 4 der Verlierer im Westen
  • Was ist anders bei der neuen Grundsteuer ab 2025?
  • Große Unterschiede auch im Ländervergleich: 305 bis 850 Euro
  • Grundsteuer im Schnitt um 46 Euro gestiegen
  • Kritik an uneinheitlicher Berechnung

Unterschiede von bis zu 434 Prozent

Die IW Consult GmbH, eine Tochtergesellschaft des Instituts für deutsche Wirtschaft in Köln, hat im Auftrag von Haus und Grund Deutschland die diesjährige Grundsteuer in den 100 größten deutschen Städten verglichen. Die Unterschiede sind enorm. Zwickau ist im Ranking mit 258 Euro am günstigsten, in Tübingen muss am tiefsten in die Tasche gegriffen werden mit 1.377 Euro. Gewinner und Verlierer trennen damit rund 434 Prozent.

Top 4 der Gewinner im Osten, die Top 4 der Verlierer im Westen

Die Top 4 der Gewinner sind ostdeutsche Städte. Potsdam folgt Zwickau auf Platz 2 mit 285 Euro, Gera nimmt mit 297 Euro Platz 3 ein und Halle/Saale mit 303 Euro Platz 4.

Die vier teuersten Grundsteuer-Städte befinden sich auf westdeutschem Gebiet und es sind auch die Kandidaten, die als einzige der 100 größten Städte in Deutschland die 1.000-Euro-Grenze überschritten haben: Neben Tübingen sind es Mannheim mit 1.314 Euro, Stuttgart mit 1.197 Euro und Heidelberg mit 1.076 Euro. Platz 96 ist Karlsruhe und dann mit 957 Euro erstmals dreistellig.

"Auch nach der Grundsteuerreform fallen für Hauseigentümer in Deutschland für vergleichbare Objekte unterschiedliche Grundsteuerbeträge an - abhängig davon in welcher Stadt oder welchem Bundesland sich die Immobilie befindet", so das IW Consulting.

Was ist anders bei der neuen Grundsteuer ab 2025?

Seit 2025 wird die Grundsteuer auf Basis neuer Regeln und Hebesätze der Gemeinden erhoben. Die Berechnung des Grundsteuerwertes erfolgte bisher auf Grundlage der Wertverhältnisse zur Zeit des sogenannten Hauptfeststellungszeitpunkts am 1. Januar 1964 (West), bzw. 1. Januar 1935 (Ost) und damit auf Jahrzehnte alten Grundstückswerten, ohne eine Wertsteigerung zu betrachten. Das Resultat waren laut Bundesverfassungsgericht Ungleichbesteuerungen für vergleichbare Objekte.

Deshalb wurde diese Berechnung 2018 als verfassungswidrig eingestuft und der Gesetzgeber hatte eine Grundsteuerreform auf den Weg gebracht. Zielgabe war eine einfachere und fairere Regelung. Daher soll auch in Zukunft in regelmäßigen Abständen eine Neubewertung der rund 36 Millionen Grundstücke in Deutschland durchgeführt werden. Wie hoch die Grundsteuer im Einzelfall ausfällt, wird von den Städten und Gemeinden mitgeteilt. Es gibt zwar ein Bundesmodell zur Berechnung, davon kann aber abgewichen werden. So gibt es nun acht verschiedene Berechnungsmodelle und verschiedene Hebesätze in den Gemeinden. Für Städte, Gemeinden und Kommunen ist die Grundsteuer mit einem zweistelligen Milliardenbetrag eine der wichtigsten Einnahmequellen.      

Große Unterschiede auch im Ländervergleich: 305 bis 850 Euro

Die Erhebung zeigt auch große Unterschiede im Vergleich der durchschnittlichen Werte der zu zahlenden Grundsteuer in den Bundesländern.

Während in Sachsen-Anhalt laut der Angaben rund 305 Euro für das zu Grunde gelegte Musterhaus entrichtet werden müssen und damit am wenigsten, sind es in Berlin auf Schlussplatz 16 durchschnittlich 850 Euro. Durchschnittlich läge die Grundsteuer bei 545 Euro. Die ostdeutschen Bundesländer fielen alle deutlich darunter: Sachsen-Anhalt mit 305 Euro, Brandenburg mit 309 Euro, Mecklenburg-Vorpommern mit 325 Euro, Sachsen mit 338 Euro und Thüringen mit 349 Euro. In allen fünf Bundesländern sei die Grundsteuer zudem auch um mehr als 100 Euro gesunken.

Über 600 Euro müssen der Berechnung nach gezahlt werden in Bremen mit 606 Euro, in Baden-Württemberg mit 787 Euro und in Berlin, dem Schlusslicht, mit 850 Euro. Bei allen drei sei ein Plus zum Vorjahr zu verzeichnen. Am meisten draufgepackt habe Baden-Württemberg mit durchschnittlich 359 Euro bezogen auf das betrachtete Musterhaus.

Grundsteuer im Schnitt um 46 Euro gestiegen

Mit Blick auf alle 100 betrachteten Städte in der Erhebung sei die Grundsteuer im Vergleich zum Vorjahr um 46 Euro gestiegen. Spürbare Entlastungen gibt es jedoch in vielen Städten in den fünf ostdeutschen Bundesländern. In unter anderem Gera (-211 Euro), Zwickau (-174 Euro), Dresden (−185 Euro), Magdeburg (−192 Euro), Chemnitz (−184 Euro) und Leipzig (−115 Euro) sinken die Jahresbeträge teils deutlich.

Besonders getroffen habe es dagegen Städte in Baden-Württemberg mit oft nahezu verdoppelten Beiträgen: Mannheim (902 Euro mehr), Tübingen (818 Euro mehr) und Stuttgart (756 Euro mehr). Die drei sind auch das Ende des Städte-Rankings der größten 100 Städte Deutschlands.

Kritik an uneinheitlicher Berechnung

Die in den Bundesländern acht verschiedenen Berechnungsmodelle führen in der Kombination mit den individuellen Hebesätzen der Kommunen zu großen Differenzen. "Die Reform sollte Gleichbehandlung gewährleisten. Tatsächlich bestimmen die Modellwahl der Länder und die Hebesatzpolitik der Städte die Höhe der Grundsteuer stärker denn je. Für Eigentümer entsteht dadurch keine verlässliche, gerechte Belastung, sondern ein Flickenteppich aus teils massiv voneinander abweichenden Jahresbeträgen", so Kai Warnecke, Präsident von Haus und Grund.

MDR (cbr)

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