Inhalt des Artikels:

  • Koalition lehnt Zuckersteuer ab
  • Studien belegen Wirksamkeit einer Zuckersteuer auf Sofdrinks
  • Neun Bundesländer forderten bereits Zuckersteuer

Der Marburger Bund hat höhere Steuern auf Zucker, Nikotin und Alkohol gefordert. Das teilte der Ärzteverband in einem Schreiben mit. Genussmittel wie Alkohol, Nikotin und Zucker hätten nicht nur gesundheitlichen Folgen, sondern führten auch zu "massiven Kosten" für das Gesundheitssystem.

Die zusätzlichen Einnahmen durch höhere Steuern auf Alkohol und Nikotin sollten deshalb in gleicher Höhe in medizinische Präventionsprogramme investiert werden.

Koalition lehnt Zuckersteuer ab

Der Unions-Fraktionsvizevorsitzende im Bundestag und Ernährungssprecher Albert Stegemann sagte im Interview mit MDR AKTUELL, die Koalition lehne eine Zuckersteuer ab. Stattdessen wolle man auf Ernährungsbildung setzen und vor allem Schulkinder stärker darüber aufklären, welche Folgen es habe, wenn man Lebensmittel mit viel Zucker, Salz und Fett zu sich nehme.

Hier können Sie das Interview mit Albert Stegemann in voller Länge nachhören:

Studien belegen Wirksamkeit einer Zuckersteuer auf Sofdrinks

"Bei einer Zuckersteuer glaube ich, dass die Lenkungswirkung auch nur sehr begrenzt ist", so Stegemann. Damit widerspricht er verschiedenen Studien, die belegen, dass eine Zuckersteuer vor allem auf süße Getränke – sogenannte Softdrinks – dazu beitragen kann, Übergewicht zu reduzieren.

Zu diesem Ergebnis kommen zum Beispiel zwei Studien der Cambridge-Universität und der Technischen Universität München (TUM) aus dem Jahr 2023.

Den Forschern der TUM zufolge, könnte Deutschland durch eine Zuckersteuer auf Softdrinks in den kommenden 20 Jahren bis zu 16 Milliarden Euro einsparen, unter anderem, weil dadurch weniger Menschen von Fettleibigkeit und Krankheiten wie Typ-2-Diabetes betroffen wären.

Die Studie der Cambridge-Universität zeigt, dass die in Großbritannien geltende Zuckersteuer auf Softdrinks, die Fettleibigkeit bei zehn- bis elfjährigen Mädchen bereits um acht Prozent verringert hat.

Stegemann zeigt sich im Interview skeptisch. Ob es da tatsächlich einen kausalen Zusammenhang gebe, werde auch von einigen Wissenschaftlern in Frage gestellt. "Wenn Sie bei diesen besonders zuckerhaltigen Softdrinks ansetzen, dann glaube ich nicht, dass das allein dadurch einen achtprozentigen Einfluss haben wird."

Neun Bundesländer forderten bereits Zuckersteuer

In Deutschland sprechen sich nicht nur Ärzte für eine Zuckersteuer aus. Auch neun Bundesländer forderten im vergangenen Jahr, dass die Bundesregierung eine Steuer auf zuckerhaltige Getränke prüft.

Dazu gehörten Brandenburg, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Thüringen und das Saarland. Sie begründeten ihr Anliegen damit, dass die freiwillige Selbstverpflichtung der Lebensmittelindustrie den Zuckergehalt in zuckerhaltigen Getränken von 2015 bis 2025 um 15 Prozent zu reduzieren, keine Wirkung hatte. Das bestätigen auch Studien.

Der damalige Ernährungsminister Cem Özdemir unterstützte die Forderung der Bundesländer, scheiterte aber an der Zustimmung der FDP.

WHO empfiehlt Zuckersteuer auf Softdrinks

Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt zuckerhaltige Getränke mit einer Sondersteuer von mindestens 20 Prozent zu belegen. Welweit haben schon über 50 Länder eine Zuckersteuer. Dazu zählen zum Beispiel Norwegen, Lettland, Frankreich, Großbritannien, Indien und Saudi-Arabien.

Die WHO betont aber, dass eine Zuckersteuer alleine nicht ausreicht. Sie schlägt deshalb auch ein Verbot für Werbung in Kinderprogrammen und Aufklärungskampagnen für gesunde Ernährung vor.

In Deutschland sind nach Angaben der Deutschen Adipositas Gesellschaft rund zwei Drittel (67 Prozent) der Männer und die Hälfte (53 Prozent) der Frauen übergewichtig. Das Risiko übergewichtig zu sein, steigt mit dem Alter. In den vergangenen zwanzig Jahren ist vor allem der Anteil von Männern und jungen Erwachsenen mit Übergewicht gestiegen.

MDR (akq)

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