Dem russischen Schienengüterverkehr drohe das niedrigste Frachtvolumen seit mehr als 20 Jahren, berichtet eine russische Exil-Zeitung. Am stärksten ist der Rückgang demnach beim Transport von Automobilen und Metallschrott. Die Entwicklung sei Vorbote einer Rezession.

Das in Riga sitzende russische Investigativ-Medium "The Insider" deutet russische Eisenbahnstatistiken als Anzeichen eines wirtschaftlichen Abschwungs. Die Daten zeigten, dass das Transportvolumen eingebrochen sei. In den ersten neun Monaten des Jahres 2025 sank die Frachtmenge demnach um fast 7 Prozent oder 60 Millionen Tonnen. Umgerechnet auf Güterwagen bedeute das: rund 600.000 leere Waggons - aneinandergereiht könnten sie eine Strecke von Moskau bis zum Pazifik bilden. Sollte der Trend anhalten, drohe das niedrigste Transportvolumen seit 2003. Die aufgeführten Zahlen decken sich mit Berichten anderer russischer Medien.

Selbst der Containerverkehr, bislang ein stabiler Logistikzweig, verzeichnet laut "The Insider" nun Verluste. Nach einem Plus von 6 Prozent im Vorjahr fiel das Volumen 2025 demnach um 4 Prozent. Besonders stark betroffen seien Containertransporte von Autos mit minus 42 Prozent und Maschinen mit minus 17 Prozent. Nur der Exportsektor wächst leicht um 7,8 Prozent - während der Binnenverkehr um 5,1 Prozent schrumpft. Der Fokus der russischen Wirtschaft verschiebe sich damit weiter von der heimischen Nachfrage hin zum Ausland.

Traditionell stammen laut dem Bericht drei Viertel der Bahntransporte aus sechs großen Bereichen: Kohle, Öl, Erze, Baustoffe, Düngemittel und Metalle. Doch 2025 würden sie fast alle mit Rückgängen kämpfen. Nur Düngemittel hätten leicht zugelegt, während Baustoffe und Metalle stark eingebrochen seien. Besonders deutlich ist der Rückgang demnach bei Metallschrott mit mehr als einem Drittel, Getreide mit mehr als einem Viertel und industriellen Rohstoffen mit knapp einem Fünftel. Im Zeitraum Januar bis September seien 11,4 Millionen Tonnen weniger Baumaterial und 2,5 Millionen Tonnen weniger Zement transportiert worden.

Der Rückgang im Frachtverkehr sei kein statistischer Ausreißer, argumentiert "The Insider": Er weise vielmehr auf eine strukturelle Krise hin. Selbst offizielle Statistiken wiesen auf Produktionsrückgänge im Stahl- und Kohlesektor, sowie bei Raffinerieerzeugnissen hin. Die russische Wirtschaft ist seit nunmehr dreieinhalb Jahren vordergründig auf Krieg eingestellt - Ende Februar 2022 startete Moskau seine Großinvasion in der Ukraine. Neben den militärbedingten Kosten wirken auch die erlassenen Sanktionen gegen verschiedene Branchen derzeit als negativer Faktor in der konjunkturellen Entwicklung des Landes.

Im Sommer hatte Russlands Wirtschaftsminister Maxim Reschetnikow vor einer Rezession gewarnt: "Nach der aktuellen Stimmung in den Unternehmen und den Konjunkturindikatoren scheinen wir, so scheint es mir, bereits am Rande einer Rezession zu stehen", hatte er auf dem Internationalen Wirtschaftsforum in Sankt Petersburg gesagt. Die Analyse der Frachtdaten zeige deutlich, so "The Insider": Die russische Wirtschaft drohe zu entgleisen.

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