Anleger entdecken, dass der KI-Boom "eine sehr, sehr große Wette ist"
Massive Investitionen der Technologieunternehmen in Künstliche Intelligenz haben die Aktienkurse unter anderem in den USA zuletzt auf Höchststände getrieben. Nun weicht die Euphorie der Einsicht, dass der Boom auch Risiken mit sich bringt.
"Risk-off" - weg vom Risiko - ist das Gebot der Stunde an den Börsen. Anleger wechseln aus hochbewerteten Sektoren in eher defensive Werte. Das heißt, vor allem Unternehmen, die im Zuge des KI-Booms der vergangenen Monate hohe Kurszuwächse verzeichneten, müssen Federn lassen. Besonders an den technologielastigen Börsen in Japan und Südkorea weiten sich die Kursverluste aus.
Börsianer fragen sich zunehmend, ob die massiven KI-Investitionen der großen Techkonzerne angemessene Renditen abwerfen werden. Für schlechte Stimmung sorgten in diesem Zusammenhang Aussagen der Konzernchefs von Morgan Stanley und Goldman Sachs, wonach die Aktienmärkte vor einer Korrektur von rund zehn bis 15 Prozent stehen könnten. "Immer wenn die Kurse auf derart hohe Niveaus steigen, kann schon eine Kleinigkeit die Stimmung drehen", kommentierte Charlie Ripley, Stratege bei Allianz Investment Management.
Der Tokioter Leitindex Nikkei bröckelte am heutigen Mittwoch zeitweise um bis zu 4,7 Prozent ab. Aus dem Handel ging er 2,5 Prozent im Minus bei 50.212 Zählern. Am stärksten unter Druck gerieten die japanischen Technologie-Schwergewichte: Softbank, Advantest und Tokyo Electron büßten zwischen gut vier und zehn Prozent ein.
Der Kospi in Südkorea stürzte um 2,9 Prozent ab. Die Schwankungen im Handelsverlauf waren so hoch, dass es zu einer fünfminütigen Handelsunterbrechung kam. Auslöser war ein Absturz des Kosdaq, des Technologie-Index des lokalen Aktienmarktes. "In einem Bullenmarkt waren kurzfristige Korrekturen unvermeidlich", urteilte Analyst Inwhan Ha von KB Securities. Das koreanische Tech-Schwergewicht Samsung Electronics verzeichnete einen Kursrückgang um 4,1 Prozent.
Zweifel an der Nachhaltigkeit der hohen Aktienkurse im Technologiesektor hatten auch US-Börsen gestern belastet. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte büßte am Dienstag 0,5 Prozent auf 47.085 Punkte ein. Der Index der Technologiebörse Nasdaq bröckelte um zwei Prozent auf 23.349 Stellen ab.
Der Dax verliert aktuell 0,4 Prozent auf 23.851 Punkte. Der TecDax gibt deutlich stärker, um 1,4 Prozent nach.
"Es ist eine sehr große Wette und ich glaube, der Markt fängt an, sie auch als eine solche zu behandeln", sagte Jason Pride, Chief of Investment Strategy and Research bei Glenmede, zum KI-Hype. "Solange die Anleger nicht bestätigen können, dass das Ausmaß der Ausgaben durch zukünftige Einnahmen gerechtfertigt ist, werden wir bei diesen Aktien wahrscheinlich eine hohe Volatilität erleben."
Kasse machten Investoren etwa beim Datenspezialisten Palantir. Der Konzern ist ein Beispiel für den Hype um KI in den vergangenen Monaten und Jahren: Innerhalb eines Jahres hat sich der Börsenkurs mehr als vervierfacht. Trotz einer überraschend starken Umsatzprognose rutschte die Aktie gestern um 8,6 Prozent ab. Der Markt sei nach starken Zahlen der Technologiekonzerne "eine Zeit lang zu Recht gestiegen", sagte Keith Buchanan vom Vermögensverwalter Globalt. Aber irgendwann sei eine Risikoaversion eingetreten, "selbst bei geringsten Enttäuschungen."
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