Noch nie gab die Bundesrepublik so viel für Verteidigung aus. Davon profitieren vor allem deutsche Rüstungsunternehmen. Das sind die wichtigsten Aufträge.

Deutschland rüstet auf und hat deshalb seinen Verteidigungsetat erhöht. Die Bundeswehr kann 2025 mehr als 86 Milliarden Euro für Waffen und Personal ausgeben.

Ein Großteil davon geht in die Beschaffung von Ausrüstung. Die Bundesregierung hat dieses Jahr bereits zahlreiche Aufträge vergeben, die teils auch öffentlich einsehbar sind.

Rheinmetall

Der Düsseldorfer Rüstungskonzern Rheinmetall ist einer der größten Empfänger von Aufträgen der Bundesregierung. Das schon im 19. Jahrhundert gegründete Unternehmen profitiert besonders von der noch durch Ex-Kanzler Olaf Scholz ausgerufenen "Zeitenwende". Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine im Jahr 2022 ist die Rheinmetall-Aktie um ein Vielfaches gestiegen.

Rheinmetall war lange auf die Herstellung von Panzern spezialisiert, hat seine Produktion in den vergangenen Jahren aber erweitert. Zuletzt erhielt das Unternehmen laut einem Bericht der "Financial Times" einen Auftrag über 300 Millionen Euro für die erst im September vorgestellte Kamikazedrohne FV-014. Auf Anfrage der "Financial Times" lehnten Rheinmetall und das deutsche Beschaffungsamt eine Stellungnahme zu dem Geschäft bisher ab.

Der letzte offizielle Auftrag, der in Zusammenarbeit mit dem niederländischen Rüstungskonzern KNDS erfolgte: die Lieferung von 222 Radschützenpanzern vom Typ Schakal mit einem Auftragswert von knapp drei Milliarden Euro. Laut Rheinmetall gehen davon 150 an die deutschen Streitkräfte, 72 ans niederländische Militär.

Der "Schakal" ist eine Kombination aus dem Fahrgestell des Radpanzers "Boxer" und dem Turm des Schützenpanzers "Puma" © Artec GmbH

Im September hatte der Rüstungskonzern einen Großauftrag über die Lieferung von geschützten Sanitätseinrichtungen erhalten. Der Vertrag habe einen Wert von mehr als 300 Millionen Euro, erklärte ein Bundeswehrsprecher.

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Im Juni erfolgte der laut Rheinmetall größte Auftrag der jüngeren Firmen-Geschichte: Die Bundeswehr orderte Artilleriemunition im Wert von rund 8,5 Milliarden Euro.

Laut einer vertraulichen Wunschliste, die "Politico" vorliegt, will Deutschland zudem 687 Puma-Schützenpanzer von Rheinmetall und KNDS bestellen, die bis 2035 ausgeliefert werden sollen. Die Kosten für das Beschaffungsvorhaben sind bislang nicht bekannt, können laut "Politico" jedoch aufgrund eines vorherigen Rahmenvertrags auf rund 14 Milliarden Euro geschätzt werden.

Beim niederländischen Rüstungskonzern KNDS orderte Verteidigungsminister Boris Pistorius im Juni die Anschaffung von 105 Kampfpanzern des Typs Leopard 2 A8 für knapp drei Milliarden Euro. Der Konzern entstand aus einer Fusion des deutschen Panzerbauers Krauss-Maffei Wegmann und dem französischen Wettbewerber Nexter im Jahr 2015 und ist auch heute noch auf Panzer spezialisiert.

Das bestellte Gerät soll KNDS bis 2030 an die Bundeswehr ausliefern, wie es seitens des Bundesministeriums für Verteidigung heißt. Bei etwa 10.000 Kampf- und Unterstützungsfahrzeugen soll KNDS außerdem digitale Funk- und Kommunikationssysteme nachrüsten, teilte das Unternehmen mit. Das Gesamtvolumen des Auftrags, der eine Laufzeit von sechs Jahren hat, liegt bei 1,98 Milliarden Euro. Davon entfällt die Hälfte auf KNDS Deutschland.

Helsing und Stark

Im Zuge der Drohnenbestellung bei Rheinmetall orderte die Bundeswehr laut "Financial Times" auch bei den Rüstung-Start-ups Helsing und Stark. Helsing wurde erst 2021 gegründet und hat sich auf den Einsatz von KI im Rüstungssektor spezialisiert. Stark besteht sogar erst seit 2024 und bietet bisher nur drei verschiedene Drohnenmodelle an.

Helsing soll das Modell HX-2 liefern, Stark das Modell Virtus. Die Aufträge belaufen sich jeweils auf 300 Millionen Euro. Der Gesamtauftrag zählt zu den größten Einzelbeschaffungen moderner Drohnensysteme für die deutsche Bundeswehr.

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Hensoldt

Der Münchner Rüstungselektronik-Konzern Hensoldt verzeichnete zwischen Oktober 2024 und Anfang 2025 einen Auftragseingang von über 1,4 Milliarden Euro. Ein Großteil davon seien laut dem Unternehmen Großaufträge der Bundeswehr.

Dazu zählen unter anderem die Verlängerung eines Radarsystems für das Kampfflugzeug Eurofighter (350 Millionen Euro), Systeme für 123 Leopard-2-A8-Kampfpanzer (68 Millionen Euro) sowie die Modernisierung der Sensorik für den Spähpanzer Fennek (56 Millionen Euro).

Ein weiteres wichtiges Projekt ist die Modernisierung des Zentrums Elektronischer Kampf der Bundeswehr gemeinsam mit Airbus für rund 368 Millionen Euro. Durch die staatlichen Großaufträge hat sich der Umsatz von Hensoldt im laufenden Geschäftsjahr bisher fast verdoppelt.

Diehl Defence

Diehl Defence besteht seit 2007 und ist die Rüstungssparte der Unternehmensgruppe Diehl. Es liefert der Bundeswehr vor allem Flugabwehrsysteme und Abwehrraketen. Im Juni 2024 wurde laut eigenen Angaben außerdem ein Rahmenvertrag über 15 Milliarden Euro für Artilleriemunition erweitert.

Zusammen mit Italien und den Niederlanden hat Deutschland zudem 940 Flugabwehrraketen des Typs FIM-92 Stinger bei RTX Corporation bestellt. Diehl teilte im August mit, eine Absichtserklärung mit RTX zur gemeinsamen Produktion von Schlüsselkomponenten für die Flugabwehrraketen in Europa unterzeichnet zu haben.

TKMS

Im Juni erhielt der U-Boot-Bauer TKMS einen der laut eigenen Angaben größten Serviceverträge in der Geschichte des Unternehmens. Die Thyssenkrupp-Tochter soll umfassende Modernisierungs- und Unterstützungsleistungen für die sechs deutschen U-Boote des Typs 212A erbringen. Der Auftrag hat ein Gesamtvolumen von mehr als 800 Millionen Euro und eine Laufzeit von zehn Jahren.

Die Bundeswehr hat TKMS außerdem beauftragt, das U-Boot-Luftverteidigungssystem IDAS zur Selbstverteidigung von U-Booten zu entwickeln. Dieses Projekt wird gemeinsam mit Diehl Defence umgesetzt.

Die 10 wichtigsten Panzer des Zweiten Weltkrieges

T-34 – der Alptraum der Deutschen Wehrmacht
Als die Deutschen die Sowjetunion überfielen, stießen sie auf zwei Panzer, die sie nicht erwartet hatten: den T-34 und den gewaltigen KV1. 1941 waren sie, technisch gesehen, den deutschen Modellen überlegen. Das Design des T-34 war richtungsweisend. Dazu gehörten die abgeflachte Panzerung, der schmale Turm und nicht zuletzt der leistungsstarke Dieselmotor und die breiten Ketten. Die deutschen Kampfwagen konnten zu Beginn des Krieges seine Frontpanzerung nicht durchschlagen. Auch seine 76,2-mm-L/41,5-Kanone war konkurrenzlos. Dazu war der T-34 auf Massenproduktion durch angelernte Kräfte angelegt. Nachteilig waren häufig das Fehlen einer Funkverbindung und minderwertige Zieloptiken. Vom Konzept her war die Doppelfunktion des Kommandanten, der auch als Richtschütze fungierte, problematisch. Mit der 85-mm-Kanone vom Typ SiS-S-53 blieb der T-34 bis zum Kriegsende das Arbeitspferd der Roten Armee © Commons
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Heckler & Koch

Waffenhersteller Heckler & Koch beliefert die Bundeswehr seit 1959. Im ersten Halbjahr 2025 hat das Unternehmen laut eigenen Angaben Auftragseingänge von über 280 Millionen Euro verbucht – ein Plus von knapp 43 Prozent zum Vorjahr, vor allem getrieben durch den Großauftrag für das neue Standardsturmgewehr G95A1.

Insgesamt sollen über 118.000 Exemplare dieses Sturmgewehrs ausgeliefert werden. Das Projekt zählt zu den bedeutendsten Aufträgen in der Geschichte des Unternehmens.​ Neben dem G95A1 liefert Heckler & Koch auch das neue Scharfschützengewehr G210 sowie das Maschinengewehr MG5 an die Bundeswehr.

Rüstungsbranche weiterhin im Aufschwung

Die aktuelle Entwicklung in der Rüstungsbranche dürfte sich fortsetzen. Die Bundesregierung plant, den Verteidigungsetat bis 2029 weiter anzuheben – laut aktuellen Prognosen soll der jährliche Gesamtaufwand auf bis zu 153 Milliarden Euro steigen.

Ein erheblicher Teil dieser Mittel fließt in umfangreiche Beschaffungsprogramme, wie sie etwa auf der von "Politico" öffentlich gemachten "Wunschliste" stehen. Ihr Umfang: 377 Milliarden Euro bis 2034.

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