Als die DDR Erdöl aus der Ostsee förderte
- In den 1960er-Jahren förderte die DDR Erdöl in der Ostsee bei Usedom und Rügen.
- Die geförderten Mengen waren gering, DDR-Spezialisten halfen aber international bei Bohrungen.
- Das Vorhaben, Öl und Gas auf polnischer Seite zu fördern, stößt in Mecklenburg-Vorpommern auf starke Kritik. Man warten darauf, unterrichtet zu werden.
Die DDR hat Erdöl gefördert. In den 1960er-Jahren begann rund um Rügen und Usedom die Förderung des schwarzen Goldes. Das erste Vorkommen wurde 1961 in Reinkenhagen, im heutigen Landkreis Vorpommern-Rügen, unweit von Greifswald, gefunden. Daran erinnert heute das Erdöl-Museum in Reinkenhagen, in dem Olaf Blietz arbeitet. "In unserem Museum wird die Erdölgeschichte der DDR gezeigt", erklärt Blietz. Im Museum seien ungefähr 2.000 Exponate vorhanden.
Nur kleine Mengen Öl aus Ostsee
Blietz erinnert an die Bohrspezialisten der DDR, die nicht nur in der Ostsee tätig waren: "Im Bezirk Rostock sowie im Bereich Cottbus und sie sind auch zu bohrtechnischen Fragen im Bereich Salzwedel tätig gewesen. Darüber hinaus hat der Betrieb Bohrungen im Irak und im heutigen Kasachstan durchgeführt. Die Bohranlagen wurden aus Rumänien geliefert, die damals im RGW für die Bohranlagen zuständig waren".
RGW – das war damals der Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe. Die Menge des schwarzen DDR-Goldes war jedoch, gemessen am Bedarf, mit 200.000 Tonnen pro Jahr relativ gering. Zum Vergleich: Im Erdölverarbeitungswerk Schwedt wurden damals jährlich 13 bis 15 Millionen Tonnen Öl verarbeitet, der Großteil kam aus der damaligen Sowjetunion.
Erdöl-Förderung ohne Rücksprachen
Die sozialistische Erdöl-Förderung im Osten Deutschland dauerte bis nach der Wende an und wurde 1996 weitgehend eingestellt.
Wie unser Hörer Herbert Schlag richtig vermutet, hatte die DDR damals Polen nicht um Erlaubnis gefragt, um in der grenznahen Region Erdöl fördern zu können. Der Grund: Die DDR sei dazu nicht verpflichtet gewesen, heißt es aus dem Erdölmuseum Reinkenhagen.
Mecklenburg-Vorpommern empört über Projekt
Das aktuell geplante Öl- und Gasförderprojekt auf der polnischen Ostsee-Seite, nur wenige Kilometer von Usedom entfernt, wird von Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister Till Backhaus scharf kritisiert. Auf der Webseite seines Ministeriums schreibt er:
Tourismus ist der Hauptwirtschaftsfaktor auf der Insel Usedom. Ein Tourismus, der der Erholung und Gesundung der Menschen dient. Eine potentiell die Umwelt gefährdende Industrie wäre ein nicht wieder gut zu machender Imageschaden für die Insel und damit auch ein wirtschaftliches Desaster. Ich lehne dieses Vorhaben deshalb entschieden ab.
Warten auf Reaktion aus Berlin
Anders als zu DDR-Zeiten gibt es inzwischen bilaterale Vereinbarungen zwischen Deutschland und Polen. Auf dieser Grundlage sei Warschau verpflichtet gewesen, eine grenzüberschreitende Umweltverträglichkeitsprüfung durchzuführen. Und Mecklenburg-Vorpommern über das aktuelle Vorhaben in Kenntnis zu setzen sowie zu einer Stellungnahme aufzufordern. Das sei nicht geschehen, kritisiert Umweltminister Backhaus. Er erwarte nunmehr eine klare Aussage der Bundesregierung gegenüber der polnischen Seite.
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