Trotz der Lieferprobleme bei Nexperia blieben bisher Produktionsstopps bei deutschen Autobauern aus. Doch nun droht eine Verschärfung des Konflikts.

Die Lieferprobleme rund um den niederländischen Chiphersteller Nexperia könnten zunehmen – mit Folgen vor allem für die deutsche Autoindustrie. Nach Informationen der DPA hat Nexperia die Lieferung von Vorprodukten, sogenannten Wafern, an sein chinesisches Montagewerk ausgesetzt.

Das Unternehmen bestätigte, dass Kunden von Nexperia über den Schritt per Brief informiert worden seien. Weitere Angaben lehnte das Unternehmen ab. Halbleiter-Wafer sind für die Herstellung von Chips von großer Bedeutung. In dem von Interimschef Stefan Tilger unterzeichneten Schreiben erklärt Nexperia den Angaben zufolge, dass es die Lieferung von Wafern an seinen Montage- und Teststandort im chinesischen Dongguan mit Wirkung zum 26. Oktober ausgesetzt habe.

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Wafer sind dünne Scheiben, die als Grundlage zur Herstellung von elektronischen Bauteilen dienen. Sie werden für Halbleiter und Mikrochips verwendet, die in sämtlicher Elektronik verbaut werden – von Smartphones über Computer bis hin zu Fahrzeugen. 

Nexperia sucht "alternative Lösungen"

Als Grund werde angegeben, dass "das lokale Management sich nicht an seine Zahlungsverpflichtungen gehalten hat". Die Lieferungen würden wieder aufgenommen, sobald die Verpflichtungen vollständig erfüllt seien.

Niederlande übernehmen Kontrolle über Chip-Hersteller von chinesischem Eigentümer

Die Lieferprobleme bei Nexperia entstanden, nachdem die niederländische Regierung die Kontrolle über die von einer chinesischen Konzernmutter geführten Firma mit Sitz in Nimwegen übernommen hatte. China stoppte daraufhin die Ausfuhr von Nexperia-Produkten wie Chips für die Autoindustrie.

Nexperia bekräftigte zudem, dass man an alternativen Lösungen arbeite, um die Lieferungen an seine Kunden sicherzustellen. Das niederländische Wirtschaftsministerium wollte sich nicht zu dem Lieferstopp äußern.

EU will unabhängiger von China werden

Nach einem Treffen mit Nexperia sagte EU-Kommissionsvizepräsidentin Henna Virkkunen, es sei offensichtlich, dass Europas Lieferkette nicht über die erforderliche Widerstandsfähigkeit verfügte. "Wir müssen die notwendigen Lehren daraus ziehen", so die Finnin auf der Plattform X. So nehme man für die Überarbeitung des europäischen Chip-Gesetzes mit, dass die Bevorratung und Diversifizierung der Versorgung für die Widerstandsfähigkeit von entscheidender Bedeutung sei. 

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Mögliche Versorgungsengpässe müssten durch einen besseren Informationsaustausch antizipiert werden. Und: "Investitionen in die Versorgungssicherheit sind mit Kosten verbunden, aber der Preis, den man für mangelnde Widerstandsfähigkeit zahlen muss, ist noch höher."

2023 hatten sich die EU-Staaten und das Europaparlament darauf geeinigt, mit Milliardeninvestitionen den Ausbau der Mikrochipindustrie in der EU voranzutreiben. Ziel des Chip-Gesetzes ist es auch, dass der EU-Anteil auf dem Weltmarkt für Chips bis 2030 von knapp 10 auf 20 Prozent wächst. Derzeit läuft ein Überprüfungsprozess des Gesetzes.

DPA wt
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