„Was passiert, wenn der Preis wieder fällt?“ – Zentralbank erwägt offen Gold-Abverkauf
Die massiven Goldzukäufe der Zentralbanken sowie die volatile Marktlage haben die Goldpreise in diesem Jahr auf Rekordhöhen getrieben – doch ein asiatischer Notenbanker ist nun überzeugt, sein Land solle über Verkäufe nachdenken.
„Unsere Goldbestände sind bereits übermäßig hoch“, sagte Benjamin Diokno, Mitglied des geldpolitischen Rats und ehemaliger Präsident der philippinischen Zentralbank, im Gespräch mit „Bloomberg“.
Gold macht derzeit rund 13 Prozent der internationalen Bruttoreserven der Bangko Sentral ng Pilipinas in Höhe von 109 Milliarden US-Dollar (etwa 94 Milliarden Euro) aus – ein höherer Anteil als bei den meisten anderen asiatischen Zentralbanken. Ideal wäre laut Diokno ein Verhältnis zwischen acht und zwölf Prozent.
Goldpreis bis zu 52 Prozent höher als zu Jahresbeginn
Die Philippinen hatten ihre Goldbestände aufgebaut, als der Preis noch bei etwa 2000 US-Dollar pro Feinunze lag. Inzwischen hat sich der Kurs mehr als verdoppelt und war in der vergangenen Woche kurzzeitig auf über 4380 US-Dollar gestiegen, bevor er sich unter 4000 US-Dollar einpendelte.
„Sollte man da nicht schon verkaufen?“, fragte Diokno, der von 1998 bis 2001 sowie 2016 bis 2019 auch Haushalts-Minister der Philippinen war. „Was passiert, wenn der Preis wieder fällt?“ Dioknos Aussagen verdeutlichen eine interne Debatte innerhalb der Zentralbank darüber, ob man weiter Gold anhäufen oder lieber Gewinne mitnehmen sollte. Bereits 2024 hatte die Zentralbank einen Teil ihrer Goldreserven verkauft – kurz bevor die Preise stark anstiegen, was damals für Kritik sorgte. Die Notenbank erklärte daraufhin, sie verwalte ihre Reserven aktiv, einschließlich Gold, um die Devisenanforderungen des Landes zu erfüllen.
Der derzeitige Präsident der philippinischen Zentralbank und Nachfolger Dioknos, Eli Remolona, sagte Anfang des Jahres, die Bank spekuliere nicht mit Goldpreisen. Das Edelmetall sei „eine sehr schlechte Investition“, aber dennoch ein nützliches Absicherungsinstrument in einem diversifizierten Portfolio. Der Goldpreis liegt aktuell rund 52 Prozent höher als zu Jahresbeginn und 30 Prozent über dem Niveau der letzten zwei Monate.
In den vergangenen Jahren wurde der Anstieg vor allem durch starke Käufe von Zentralbanken, insbesondere aus Schwellenländern gestützt – viele davon wollen ihre Abhängigkeit vom US-Dollar verringern, nachdem westliche Sanktionen Russland getroffen hatten. Auch geopolitische Unsicherheiten unter der Trump-Regierung sowie Sorgen um die US-Staatsverschuldung befeuerten die Rallye.
Goldman Sachs prophezeit bis 2026 fast 5000 Dollar
Nach dem Rekordhoch fiel der Goldpreis jedoch deutlich zurück – ein Rückgang, den viele Marktbeobachter nach dem rasanten Anstieg erwartet hatten. Goldman Sachs führte den Kursrutsch auf Gewinnmitnahmen von Spekulanten und Auswirkungen des Silbermarkts zurück. Dennoch erwartet die Investmentbank, dass Zentralbanken und institutionelle Anleger ihre Goldbestände angesichts der weltweiten Unsicherheit weiter ausbauen werden. Goldman prognostiziert für Ende 2026 einen Goldpreis von 4900 US-Dollar pro Feinunze.
Zu den optimistischen Stimmen gehört auch der Marktstratege Ed Yardeni, der bis zum Ende des Jahrzehnts einen Goldpreis von 10.000 US-Dollar pro Feinunze erwartet. Doch nicht alle teilen diesen Optimismus. Das Analysehaus Capital Economics prognostiziert, dass der Goldpreis bis Ende 2026 auf 3500 US-Dollar pro Feinunze sinken werde – ein „Mini-Crash“ nach dem Höhenflug. Zudem rechnet das Institut nicht damit, dass die Zentralbanken weiterhin in großem Umfang Gold kaufen werden, da der Goldanteil an den weltweiten Reserven bereits die Marke von 20 Prozent überschritten habe.
Dieser Text erschien zuerst auf Business Insider.
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