• Die IG Metall fordert von der Bundesregierung mehr Unterstützung und warnt vor wachsender Abhängigkeit Deutschlands.
  • In Sachsen ist die Lage trotz allgemeiner Sorgen vergleichsweise stabil, was vor allem an neuen Halbleiteransiedlungen liegt.
  • Wirtschaftsexperte Axel Pünnecke sieht Industriebranchen wie Metall, Elektro und Chemie wegen hoher Energiekosten, Zöllen und geopolitischer Spannungen unter Druck.

Wie geht es eigentlich weiter in diesem Land? Das fragten sich zurzeit viele Beschäftigte, sagt Jan Otto. Er ist Gewerkschafter bei IG Metall und leitet den Bezirk Berlin, Brandenburg und Sachsen. Von der Bundesregierung erwartet er sich mehr Klarheit. Deutschland müsse Industrieland bleiben, sagt Otto: "Wir machen uns gerade in den Lieferketten massiv abhängig von Ländern, wo wir heute schon spüren, dass wir von Zollbeaufschlagungen und von politischen Verwerfungen eigentlich nicht mehr handlungsfähig sind. Das geht so nicht."

Das betreffe auch die Stahlindustrie, sagt Otto: "Das ist eine Grundstoffindustrie, die hierbleiben muss. Da wäre es wichtig, dass da ein klares Bekenntnis der Bundesregierung kommt."

Entspanntere Lage in Sachsen

Trotz Sorgen unter den Beschäftigten: Für Sachsen sieht der Gewerkschafter die Lage immer noch etwas entspannter als in anderen Regionen. Sachsen stehe in der Statistik besser da als beispielsweise Baden-Württemberg oder Bayern: "Ich glaube, das erklärt sich vor allem auch damit, dass wir sichtbare Neuansiedlungen haben, unter anderem beim Thema Halbleiter: Um Dresden herum sind TSMC, Bosch und weitere da", sagt Otto. Anders als vor 20 Jahren gäbe es hier die Tendenz, die Lage etwas positiver zu sehen als in den Industrieregionen im Westen, so Otto.

Sorge bei BMW in Leipzig

So ähnlich nimmt das auch Jens Köhler wahr. Er ist Betriebsratsvorsitzender bei BMW in Leipzig. Das Leipziger Werk sei momentan in der Produktion voll ausgelastet, sagt Köhler: "Die Zollpolitik merken wir bei BMW nicht so stark, weil unsere Modelle weniger in Richtung USA gehen. Von daher sind wir da nicht betroffen davon."

Allerdings tue es auch BMW weh, was momentan auf der Welt los sei, sagt Köhler: "Der chinesische Markt funktioniert nicht so gut. Das merken wir insgesamt im Betriebsergebnis. Trotzdem schlagen wir uns gegenüber anderen Wettbewerbern ganz wacker." BMW hatte im ersten Halbjahr 2025 ein Viertel weniger Gewinn als im Vorjahreszeitraum gemacht. Damit steht der Autobauer aber immer noch besser da als VW und Mercedes, die deutlich mehr eingebüßt haben.

Belastungen in der Chemiebranche, Rüstungsindustrie wächst

Axel Pünnecke vom Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln sieht nicht nur die Metall- und Elektroindustrie vor großen Herausforderungen: "Auch die Chemie, wo wir mehrere Belastungen gleichzeitig haben: hohe Energiekosten und Zölle bei wichtigen Exportländern. Der Handelskrieg, der gerade zwischen China und den USA Probleme verursacht. Auch das Verhalten anderer Länder, das bestimmte wichtige Zwischenprodukte nicht weiter geliefert werden, führt zu Herausforderungen."

Mit Blick auf die erhobenen Zahlen von IG Metall sagt Pünnecke aber auch: "Wichtig ist, dass, auch wenn die Hälfte der Beschäftigten Sorgen hat, nicht in dem Umfang Beschäftigung verloren geht. Es gibt auch immer wachsende Bereiche." Er nennt die Rüstungsindustrie, wo Beschäftigung aktuell zunehme. Zudem würden in den nächsten fünf bis zehn Jahren viele Beschäftigte altersbedingt die Unternehmen verlassen, sagt der Wirtschaftsexperte. Dann würden viele neue Fachkräfte benötigt.

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