Nicht nur Volkswagen fürchtet um Produktion wegen fehlender Nexperia-Chips
- Die Krise um die Nexperia-Chips weitet sich aus.
- Volkswagen dementiert aber: Keine Kurzarbeit in Zwickau
- Hintergrund: Niederlande uind China streiten um Kontrolle.
- Bundesregierung alarmiert – weitere Branchen betroffen
Der niederländische Chip-Hersteller Nexperia liefert bereits seit einigen Tagen keine oder weniger Halbleiter aus als sonst. Die Auto- und andere Branchen in Deutschland befürchten deshalb Probleme für ihre Produktion.
VW erklärte jetzt zwar, seine Produktion sei im Moment nicht betroffen. "Nexperia ist kein direkter Lieferant des Volkswagen-Konzerns", hieß es. Da aber "einige Nexperia-Bauteile" von Zulieferern verwendet werden, könnten "Auswirkungen auf die Produktion kurzfristig nicht ausgeschlossen werden".
Dementi: Keine Kurzarbeit in Zwickau
Die "Bild"-Zeitung berichtete, dass VW am Mittwoch kommender Woche darum im Stammwerk Wolfsburg die Bänder des Modells "Golf" stoppen wolle und das VW-Werk Zwickau in Kurzarbeit gehe. Für Zwickau dementierte das aber ein VW-Sprecher auf MDR-Anfrage: "Die Darstellung in der BILD-Zeitung ist falsch. Weder wurde heute während der Betriebsversammlung in Zwickau Kurzarbeit verkündet noch gab es Buhrufe oder Schreiereien".
Auch das sächische Wirtschaftsministerium konnte den Bericht nicht bestätigen. Wie es auf Anfrage des MDR hieß, stehe man aber im Austausch mit dem Unternehmen. Wirtschaftsminister Dirk Panter sagte: "Die aktuelle Situation bedaure ich sehr." Die aktuelle Chipkrise und Auswirkungen auf die Autobranche sind für den SPD-Politiker allerdings "ein alarmierendes Signal", wie abhängig Europa bei Zukunftstechnologien noch sei.
Warum es jetzt zu dieser Krise kam
Hintergrund ist ein Konflikt um Nexperia. Das Unternehmen in den Niederlanden gehört dem chinesischen Wingtech-Konzern. Im September hatte jedoch die niederländische Regierung die Kontrolle über Nexperia übernommen und auf Sicherheitsinteressen verwiesen.
China belegte Nexperia daraufhin Anfang dieses Monats mit einem Exportverbot für bestimmte Bauteile. Automobil-Hersteller und Zulieferer erhielten dann bald auch eine Mitteilung des Unternehmens, wonach es die Belieferung mit Chips "nicht mehr in Gänze gewährleisten" könne.
Bundesregierung reagiert alarmiert
Die Bundesregierung zeigte sich am Mittwoch alarmiert: Mit dem Wirtschaftsministerium war noch für den Abend ein Gespräch mit Verbänden und Unternehmen der Auto- und Elektroindustrie geplant.
"Wir suchen nach Lösungen", sagte ein Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums. Der Wirtschaftsjournalist Philipp Mattheis meinte bei MDR AKTUELL, man habe wissen können, dass sich China das Vorgehen der Niederlande so nicht gefallen lasse:
Nexperia beliefert viele Auto-Hersteller und ihre Zulieferer, die Chips in Steuergeräten verbauen. Nach einem Bericht vom "Handelsblatt" könnten die Probleme aber auch andere deutsche und europäische Industrien treffen. Eine Auswertung zeige, dass alle europäischen Konzerne in Luftfahrt und Verteidigung Nexperia-Chips nutzen. Im Maschinenbau seien es 95 Prozent, in der Medizintechnik 86 und in der Autobranche immerhin 49 Prozent.
Reuters/AFP/MDR(ksc)
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke