Gläubiger sichern Zulieferer Webasto bis 2028
Die Pläne waren ein paar Nummern zu groß und die wirtschaftliche Flaute machte es nicht besser. Am Ende geriet der Zulieferer Webasto massiv in Schieflage. Nun steht das Sanierungskonzept. Kredite werden verlängert, Hunderte Stellen fallen weg und die Eigentümer treten vorerst an die Seitenlinie.
Der angeschlagene Autozulieferer Webasto bekommt von seinen Gläubigern dreieinhalb Jahre Zeit für eine tiefgreifende Sanierung. Vorstandschef Jörg Buchheim und Chef-Sanierer Johann Stohner schnürten mit den Banken und großen Autobauern ein rund 1,4 Milliarden Euro schweres Finanzierungspaket, mit dem Webasto auf dem Weg zurück in die Gewinnzone bis Ende 2028 abgesichert sei. Das teilte das vor allem für Cabrio- und Schiebedächer sowie für Standheizungen bekannte Familienunternehmen in Stockdorf bei München mit.
Die Eigentümerfamilien Baier und Mey müssen dafür die Kontrolle über die Mehrheit der Anteile zumindest vorübergehend abgeben. Andernfalls hätten die Geldgeber nicht mitgespielt. Während der Sanierung haben die Anwälte Christoph Morgen und Jan Markus Plathner als Treuhänder das Sagen.
Nun durchläuft Webasto eine harte Sanierung. In Deutschland werden in zwei Schritten fast 1000 von 3700 Stellen gestrichen, im Ausland kommt ein Stellenabbau "in dieser Größenordnung" noch dazu. Der Hauptstandort in Stockdorf bei München stehe nicht infrage, betonte das Management. Von den derzeit rund 2800 Arbeitsplätzen in Bayern blieben mehr als 2000 im Freistaat. Weltweit beschäftigt Webasto mehr als 15.000 Menschen. Der Stellenabbau soll allein 60 Prozent zu den Einsparungen von 150 Millionen Euro beitragen, die dem Unternehmen zur Rückkehr in die Gewinnzone verhelfen sollen.
"Heute ist ein guter Tag für Webasto", sagte Buchheim. Monatelang hatten Buchheim und Stohner mit den Gläubigern - acht Banken und 26 Schuldschein-Inhabern - um die Verlängerung von Krediten über 1,2 Milliarden Euro und neue Kredite über 200 Millionen Euro gerungen. Große Kunden wie Volkswagen und BMW steuern über die nächsten vier Jahre rund eine halbe Milliarde Euro bei, unter anderem als Inflationsausgleich und für geringere Abnahmemengen, wie Buchheim sagte.
Webasto hatte sich unter Buchheims Vorgänger mit ehrgeizigen Expansionsplänen verhoben. Das Unternehmen drängte nicht nur in den Markt für E-Auto-Batterien, wo chinesische Anbieter führend sind. Auch ins Geschäft mit E-Auto-Ladestationen wollte Webasto - und den Umsatz damit bis 2028 auf acht Milliarden Euro schrauben. "Das war nachvollziehbar. Die Elektro-Transformation hat sich aber verspätet, sodass das nicht mehr umsetzbar war", sagte Buchheim. Dazu kamen der Abschwung in der Autobranche und ein Großauftrag von Ford für den Geländewagen Bronco, der aus dem Ruder lief und dreistellige Millionenverluste bescherte.
Für das laufende Jahr ist ein Nettoverlust von rund 200 Millionen Euro eingeplant, bei einem Umsatz von 4,3 Milliarden Euro. Im kommenden Jahr soll Webasto vor Steuern und Zinsen (Ebit) wieder schwarze Zahlen schreiben, auch wenn der Umsatz dann mit vier Milliarden Euro die Talsohle erreicht. Buchheim geht von einer operativen Umsatzrendite (Ebit-Marge) von fünf Prozent aus. Spartenverkäufe seien in den Plänen nicht enthalten, sagte der Vorstandschef. Auszuschließen seien sie, auch mit Blick auf den geplanten Schuldenabbau, aber nicht. Für das Geschäft mit Standheizungen etwa seien "alle Optionen offen". Bei E-Auto-Batterien will sich Buchheim auf Hochleistungsaggregate etwa für Sportwagen konzentrieren. Dafür werde ein finanzstarker Partner gesucht.
2027 will der Konzern dann unter dem Strich wieder Gewinn ausweisen. Buchheim ist zuversichtlich, dass dies gelingt. Aktuell sei man "vor der Welle" - die Zahlen seien deutlich besser als im Plan hinterlegt.
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