Mittelstand steckt in der Talsohle fest
- Betriebe kämpfen mit steigenden Kosten, Beiträgen, Bürokratie und dem ab Januar steigenden Mindestlohn
- Sie fordern weniger Auflagen, mehr Digitalisierung und flexible Rentenregelungen für körperlich harte Berufe
- Kleine und mittelständische Unternehmen würden in einer finanziellen Talsohle feststecken, schreibt das Institut für Mittelstandsforschung.
"Wir stehen das ganze Jahr schon vor großen Herausforderungen, weil die Kosten für Unternehmen einfach immer höher werden", sagt Bäckermeister Ronny Laudenbach aus Gera.
Gemeinsam mit seinem Bruder betreibt Laudenbach eine von Deutschlands ältesten Bäckereien in neunter Generation. 16 Filialen haben sie und rund 100 Beschäftigte. Gut läuft es gerade nicht, klagt Laudenbach: "Wir tun alles dafür, dass wir nicht sterben. Wir kämpfen wirklich jeden Tag."
Die größten Probleme: Steigende Kosten, zu viel Bürokratie
Die mittelständische Bäckereikette leidet nach Aussage des Chefs unter hohen Energiekosten, steigenden Krankenkassenbeiträgen, steigenden Kosten für Zulieferer, zu viel Bürokratie und dem ab Januar steigenden Mindestlohn. Viele seiner Kollegen gingen derzeit in die Insolvenz.
Der Bezug zur Realität fehlt der Politik gerade ganz extrem.
Das Doppelbrötchen kostet bei Laudenbach gerade 93 Cent. An die Kundschaft könne er die steigenden Kosten nicht mehr weitergeben, sagt Laudenbach. Politiker sollten sich bestenfalls einmal selbst vor die Ladentheke stellen. Mütter mit Kindern oder Rentner stünden davor, hätten kein Geld im Portemonnaie. Laudenbach sagt: "Der Bezug zur Realität fehlt der Politik gerade ganz extrem."
Der Mittelstand werde kaputt gemacht und die Industrie gepusht. Das gehe auf Dauer nicht gut, resümiert Laudenbach.
Digitalisierung voranbringen und Auflagen reduzieren
Sophie Binas von Binas Bau in Freyburg an der Unstrut geht es ähnlich. Die 36-jährige Bauingenieurin ist ins Hochbauunternehmen ihres Vaters eingestiegen. Mit 35 Beschäftigten und drei Azubis ist der Betrieb viel kleiner als die Bäckerei Laudenbach. Die Probleme sind aber die gleichen.
Binas schickt eine klare Botschaft Richtung Bundesregierung: "Ein ganz großer Wunsch wäre tatsächlich in irgendeiner Form, dass bürokratische Prozesse vereinfacht werden können. Digitalisierung ist glaube ich auch das Stichwort für viele andere Branchen."
Und dass man Auflagen reduziere: "Da gibt es viele, gerade bei uns im Bau", erklärt die Ingenieurin. Besonders für körperlich anspruchsvolle Jobs wie bei ihr im Unternehmen, müsse es auch Ausnahmen für das Renteneintrittsalter geben. Berufe wie Maurer würde sonst gar keiner mehr machen wollen, sagt Binas.
Vielfalt des mitteldeutschen Mittelstands erhaltenswert
In Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sei der Mittelstand sehr heterogen und bestehe aus vielen kleinen Betrieben und Handwerk, sagt Hans-Jürgen Völz. Er ist Chefvolkswirt beim Bundesverband Mittelständischer Unternehmen. Eine Vielfalt, die erhaltenswert sei.
Es sollte der Bundesregierung darum gehen, schnell Entlastung herbeizuführen. Die Vorschläge liegen auf dem Tisch.
"Es sollte der Bundesregierung darum gehen, möglichst schnell Entlastung herbeizuführen und nicht erst in einigen Jahren. Zum Beispiel bei den Sozialversicherungsbeiträgen. Die Vorschläge liegen auf dem Tisch", sagt Völz. Es käme darauf an, sie schnell umzusetzen. Die Regierung könne sofort damit anfangen und zum 1. Januar 2026 spürbar für Entlastung sorgen.
Viele eindringliche Appelle also, die Bundeswirtschaftsministerin Reiche mit in ihren Mittelstandsdialog nehmen kann.
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