• Sachsens Ministerpräsident will angesichts der Autokrise in Deutschland auch über Löhne und Arbeitszeiten reden.
  • Die IG Metall sieht das Problem der Branche nicht in den Tarifabschlüssen und erhält dafür Unterstützung von der SPD.
  • Automobilexperte Stefan Bratzel sagt, die deutschen Autobauer seien nicht mehr besser als die Konkurrenz, sondern nur noch teurer.

Die Bundesregierung streitet noch über das Verbrenner-Aus, im VW-Werk in Zwickau ist es schon Wirklichkeit. Seit 2020 produzieren die mehr als 9.000 Volkswagen-Beschäftigten in Zwickau ausschließlich E-Autos. Aber: Die E-Modelle des VW-Konzerns sind teurer als die mit Verbrennermotor. Die Nachfrage schwächelt. Vergangene Woche standen die Bänder sogar still.

Kretschmer will über zu hohe Löhne reden

Für Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer tragen die hohen Arbeitskosten mit zu den Problemen in den sächsischen Autowerken bei. Im Interview mit MDR AKTUELL sagte Kretschmer: "Viele Verbraucherinnen und Verbraucher und vor allem die Zulieferer, die Beschäftigten der Zulieferindustrie sehen, was in den Werken verdient wird, wie die Arbeitsbedingungen dort sind, vergleichen das mit ihren und sind dann wirklich in Ärger, weil sie sagen, hier geht die Industrie weg in andere Länder, aber nicht wegen uns als Zulieferern, sondern weil man es wahrscheinlich in den Werken mit den Tarifabschlüssen übertrieben hat."

Kretschmer will deshalb mit den Gewerkschaften und Betriebsräten über Arbeitszeit und Löhne sprechen.

IG Metall weist Kritik an zu hohen Abschlüssen zurück

Dazu sei er gern bereit, sagt Jan Otto, Bezirksleiter der IG Metall für Berlin, Brandenburg und Sachsen. Bei der Rettung des Siemenswerks in Görlitz habe Reden ja auch geholfen. Aber, so der Gewerkschafter: "Die Tarifverträge sind mit Sicherheit nicht unser Problem."

Die Tarifverträge sind mit Sicherheit nicht unser Problem.

Jan Otto, Bezirksleiter der IG Metall für Berlin, Brandenburg und Sachsen

In einer Zeit, wo man wegen der ungeklärten Zukunftsfrage immer weniger Leute begeistern könne, sich in diese Branche zu begeben, seien Tarifverträge auch ein Vorteil. Damit werde im Übrigen auch in Teilen geworben.

SPD hält Diskussion über Löhne verfehlt

Auch der SPD-Fraktionsvorsitzende Henning Homann hält eine Diskussion über die Löhne in den Autowerken für verfehlt: "Die verdienen jetzt keine Millionen, sondern das sind 3.400 bis 4.200 Euro. Das ist ein ordentlicher Facharbeiterlohn. Und ich finde, das verdienen die Leute auch." In einem internationalen Preiskampf könne die Autobranche ohnehin nicht gewinnen, fügt Homann hinzu.

Ziel müsse es deshalb sein, wieder Innovationsführer zu werden. Und das gehe nur, indem man den Standort sichere: "Wir waren doch nie die Preiswertesten, sondern wir waren immer die Besten. Und das muss unser Anspruch sein. Wir haben in Deutschland ein hohes durchschnittliches Wohlstandsniveau, und das möchte ich behalten. Wir können doch nicht jetzt nur, weil der VW -Konzern erst zu spät erkannt hat, dass die Chinesen sie zum Hauptkonkurrenten erklärt haben, diese Managementfehler jetzt auf dem Rücken der Beschäftigten austragen."

Automobilexperte unterstützt Kretschmers Vorstoß

Der Automobilexperte Stefan Bratzel stützt hingegen das Argument von Ministerpräsident Kretschmer. Er sagt: "Wir müssen innovativer und besser sein, weil wir teurer sind. Nur haben die Wettbewerber gerade eben auch aus China in den letzten Jahren massiv aufgeholt. Das heißt, wir sind jetzt nicht mehr im Zweifel besser, wir sind nur noch teurer. Und das kann man längerfristig eben nicht halten."

Wir sind jetzt nicht mehr im Zweifel besser, wir sind nur noch teurer

Stefan Bratzel, Automobilexperte

Zusätzliche Kaufprämien für E-Autos, wie es Politik und Gewerkschaften einstimmig fordern, hält Bratzel dagegen für keine große Hilfe – auch wenn sie von der Bundesregierung teils schon geplant sind. Neben sinkenden Preisen bei E-Modellen gebe es einen simpleren Anreiz, der auch Nicht-Autofahrern zu Gute kommen könnte: günstigeren Strom.

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