„Mich beunruhigen die steigenden Zahlen von Insolvenzen“, sagt Nahles
Die Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, Andrea Nahles, hat die Bundesregierung zu einem stärkeren Fokus auf Künstliche Intelligenz (KI) in der Arbeitswelt aufgefordert. Verschärfungen beim Bürgergeld allein hält sie nicht für ausreichend, um die Zahl der Arbeitslosen zu reduzieren.
„Wir müssen jetzt die neuen Technologien, KI mit der deutschen Werkbank verheiratet bekommen“, sagte sie im Gespräch mit WELT TV. Deutschland müsse konsequent den Weg der Modernisierung und Digitalisierung gehen.
Flankierend müsse auch die Reform des Bürgergeldes betrieben werden. Da sei die Bundesagentur „fachlich mal hier und da einbezogen“. Eine Bürgergeld-Reform alleine werde aber die Arbeitslosenzahlen nicht reduzieren: „Ich finde das auch richtig, dass wir beispielsweise die Mitwirkungspflichten nochmal nachschärfen. Aber was dazukommen muss, ist natürlich ein Arbeitsmarkt, der aufnahmefähig ist. Wir haben momentan eine Situation, dass die Arbeitslosen so schlechte Chancen haben, wie wir sie selbst in der Corona-Pandemie nicht hatten.“
Mit Blick auf die Arbeitslosenzahlen, die einen geringeren Herbstrückgang aufzeigen als gewöhnlich, sagte Nahles: „Es fehlt uns momentan wirklich noch der konjunkturelle Rückenwind, um jetzt wirklich eine Kehrtwende ausrufen zu können. Die haben wir noch nicht erreicht.“ Dabei seien die angekündigten Stellenstreichungen der großen Konzerne wie Lufthansa oder Bosch noch nicht einmal das größte Problem, da die zumindest durch Altersregelungen oder Abfindungsprogramme aufgefangen würden. „Mich beunruhigen eher die steigenden Zahlen von Insolvenzen, die kleinen Zulieferer, die wirklich dann keine Luft mehr haben und denen die Puste ausgeht.“
Zahl der Arbeitslosen sinkt unter drei Millionen
Zuvor hatte die Bundesagentur für Arbeit (BA) mitgeteilt, dass die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland im September im Vergleich zum August dank einer leichten Herbstbelebung um 70.000 auf 2,955 Millionen gesunken ist. Das sind allerdings 148.000 Arbeitslose mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote sank im September um 0,1 Punkte auf 6,3 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahresmonat liegt die Quote um 0,3 Punkte höher. Für die September-Statistik wurde Zahlenmaterial herangezogen, das bis zum 11. des Monates zur Verfügung stand.
„Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung nehmen allein aus saisonalen Gründen im September ab. Dem Arbeitsmarkt fehlen weiterhin die notwendigen Impulse für eine kräftigere Belebung“, sagte Nahles laut Mitteilung der BA.
Im September sinkt die Arbeitslosigkeit üblicherweise leicht. Unter anderem endet die Sommerpause, die in einigen Branchen zu weniger Beschäftigung führt. Außerdem treten viele junge Leute in dieser Zeit des Jahres ihre Ausbildungen an und fallen somit aus der Statistik.
Die Nachfrage der Betriebe nach Arbeitskräften ging im September weiter zurück. Im September waren 630.000 freie Arbeitsstellen bei der Bundesagentur gemeldet, 66.000 weniger als vor einem Jahr.
Die Kurzarbeit blieb weitgehend stabil. Nach aktuellen Daten wurde vom 1. bis einschließlich 24. September für 36.000 Personen konjunkturelle Kurzarbeit angezeigt. Aktuelle Daten zur tatsächlichen Inanspruchnahme stehen bis Juli 2025 zur Verfügung. In diesem Monat wurde nach vorläufigen hochgerechneten Daten für 199.000 Beschäftigte konjunkturelles Kurzarbeitergeld gezahlt. Das waren 4000 weniger als im Vormonat, aber 5000 mehr als im Juli des Vorjahres.
Im August hatte die Zahl der Arbeitslosen erstmals seit Februar 2015 einen Wert jenseits der Drei-Millionen-Marke erreicht.
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