US-Anleger ziehen sich vor neuen Inflationsdaten zurück
Zinsängste nach den jüngsten US-Konjunkturdaten haben die Stimmung an der Wall Street eingetrübt. Experten sprechen von einer Atempause nach der vorangegangenen Rekordrally.
Sorgen über die künftigen geldpolitischen Schritte der US-Notenbank Fed ziehen die Kurse an der Wall Street nach unten. Der US-Standardwerteindex verlor 0,4 Prozent auf 45.947 Punkte. Der technologielastige Nasdaq gab 0,5 Prozent auf 22.3840 Zähler nach und auch der breit gefasste S&P 500 büßte 0,5 Prozent auf 6604 Stellen ein.
Für schlechte Stimmung sorgten unter anderem frische Konjunkturdaten. Nach dem jüngsten Einbruch am US-Arbeitsmarkt fiel die Anzahl der wöchentlichen Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe erneut geringer als erwartet aus. "Wenn die heutigen Daten als Hinweis taugen, haben sich die Risse am US-Arbeitsmarkt zuletzt nicht vergrößert", konstatierte Chris Larkin, Direktor beim Broker E*Trade.
Das US-Bruttoinlandsprodukt und die Aufträge in der US-Industrie legten indes überraschend kräftig zu. "Die Frage ist: Da die Daten weniger schwach ausgefallen sind als erwartet, heißt das, dass die US-Notenbank Fed im Oktober und Dezember keine Zinssenkung vornimmt, sondern bis Dezember abwartet?", sagte Sam Stovall, Chefstratege beim Analysehaus CFRA.
Es gibt allerdings bereits Forderungen nach weiteren Zinssenkungen: Der US-Notenbankdirektor Stephen Miran stellt sich hinter die Forderung von US-Präsident Donald Trump nach kräftigen Zinssenkungen. Er sagte dem Sender Fox Business, der Leitzins sollte in großen Schritten um insgesamt zwei Prozentpunkte gesenkt werden. Er begründete diese Ansicht damit, dass die Wirtschaft bei einer "derart restriktiven Geldpolitik" anfälliger für negative Schocks werde. Es gebe keine Anzeichen dafür, dass Zölle die Inflation antrieben. Zugleich räumte er ein: "Aber das ist es, was viele meiner Kollegen zurückhält."
Richtungssuche im DAX dauert an
Nach den leichten Gewinnen am Vortag hat der DAX wieder den Rückwärtsgang eingelegt. Als Belastung für die hiesigen Börsen erwiesen sich zeitweise vor allem die Kursverluste bei Schwergewicht SAP und Aktien aus der Siemens-Familie.
Nach dem Auftakt an den US-Börsen konnte der deutsche Leitindex ab dem Nachmittag seine Verluste aber deutlich reduzieren. Das Börsenbarometer schloss letztlich am Abend mit 0,56 Prozent im Minus bei 23.534 Punkten. Damit beendete der DAX den Handel rund 150 Zähler über seinem Tagestief.
Seit nun schon rund einem Monat ist der DAX auf Richtungssuche. Laut Börsenkennern blieben heute viele Anleger auch in Haltestellung, da in den USA vor dem Wochenende wichtige Inflationsdaten erwartet werden. Marktbeobachter Andreas Lipkow sprach deshalb von einem eher dünnen Handelsvolumen. "Die Richtungssuche geht weiter", konstatierte derweil Marktanalyst Thomas Altmann von QC Partners. Solange nicht klar sei, wohin die Reise gehe, hielten sich Käufer und Verkäufer zurück.
Verlierer des Tages
Die Aktien des mit Abstand wertvollsten deutschen Börsentitels SAP rutschten zeitweise um 1,9 Prozent ins Minus, konnten die Verluste zum Teil aber wieder aufholen. Die EU-Kommission leitete Ermittlungen wegen möglicher wettbewerbswidriger Praktiken gegen den Softwarekonzern ein. Konkret geht es demnach um die Frage, ob konkurrierende Unternehmen, die ebenfalls Wartungen für die Software zur Unternehmenssteuerung (ERP) des deutschen Konzerns anbieten, wettbewerbswidrig benachteiligt werden. Auch Kunden könnten dadurch finanzielle Nachteile haben, vermutet die EU-Kommission.
Die Papiere von Siemens Healthineers büßten bis zu 4,3 Prozent an Wert ein und waren damit heute Schlusslicht im DAX. Die Titel von Siemens Healthineers litten unter Zollsorgen. Verwiesen wurde auf eine Mitteilung des US-Handelsministeriums, wonach seit Anfang September höhere Abgaben auf Importe bestimmter Medizinprodukte geprüft werden. Dies setzte den gesamten Medizintechniksektor unter Druck.
Autowerte setzen Erholung nach ACEA-Zahlen fort
Nach den jüngsten Profitabilitäts- und Nachfragesorgen der Autoindustrie hat die Branche heute an ihre leichte Vortageserholung angeknüpft. Positive Impulse lieferten die EU-Zulassungszahlen für August. Im Vergleich mit dem Vorjahresmonat zogen die Neuanmeldungen von Pkw um 5,3 Prozent an, wie der europäische Herstellerverband ACEA mitteilte. Seit Januar liegen die Erstzulassungen damit nur noch 0,1 Prozent unter dem Vorjahreszeitraum. Dabei legte der Anteil vollelektrischer Autos (BEV) weiter zu.
Unterdessen begrüßte Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche die Umsetzung des Handelsabkommens zwischen den USA und der EU mit rückwirkenden Autozöllen, die schon am Vortag dafür gesorgt hatte, dass die Aktienkurse deutscher Autobauer am Nachmittag ins Plus gedreht waren. Die vereinbarte Senkung der US-Zölle für EU-Autoexporte in die USA auf 15 Prozent rückwirkend zum 1. August bringe Planungssicherheit, sagte Reiche.
Nach der Vereinbarung fordern deutsche Autobauer nun eine stärkere Förderung der Wettbewerbsfähigkeit in Europa. Das rückwirkende Inkrafttreten der zwischen EU und USA vereinbarten Zollsenkung sei ein weiterer Schritt, um Verbindlichkeit und damit Planbarkeit beim Import von Fahrzeugen in die USA zu erreichen, erklärte Volkswagen. Mercedes-Benz erklärte, die Einigung sei entscheidend für den zukünftigen wirtschaftlichen Erfolg beider Märkte. "Nun hoffen wir, dass auch die EU zeitnah die gesetzliche Grundlage für die Zollsenkung weiter vorantreibt."
Kauflaune sinkt zumindest nicht weiter
Die Stimmung der Verbraucher in Deutschland hat sich nach monatelangem Abwärtstrend wieder etwas gefangen. Das für Oktober berechnete Konsumklima-Barometer stieg um 1,2 Punkte auf minus 22,3 Zähler und damit stärker als erwartet. Dennoch bleibe das Bild eingetrübt, sagt Marktanalyst Maximilian Wienke vom Broker eToro. "Belastende Faktoren wie der Krieg in der Ukraine, neue US-Zölle, die die Exportlage erschweren, und anhaltende politische Unsicherheit drücken spürbar auf die Kaufbereitschaft."
Nach Ansicht der führenden Forschungsinstitute wird die deutsche Wirtschaft 2026 auch deshalb nur dank der Milliardenausgaben der Bundesregierung spürbar zulegen. Die Wirtschaft stehe nach wie vor auf "wackeligen Beinen", so Geraldine Dany-Knedlik, Konjunkturexpertin des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, in Berlin. Für 2025 erwarten die Gutachter nach zwei Rezessionsjahren ein mageres Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 0,2 Prozent.
Euro fällt nach US-Daten unter 1,17 Dollar
Robuste US-Konjunkturdaten haben den Euro sichtbar unter Druck gesetzt. Die Gemeinschaftswährung weitete im Tagesverlauf ihre Verluste aus und kostete im New Yorker Handel zuletzt noch 1,1653 Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs auf 1,1739 Dollar festgesetzt und der Dollar damit 0,8518 Euro gekostet. Vor gut einer Woche hatte der Euro mit 1,1919 Dollar den höchsten Stand seit Mitte 2021 erreicht. Seitdem geht es bergab - ein zwischenzeitlicher Erholungsversuch war gescheitert.
Zinssorgen lassen Bitcoin einbrechen
Die Zinssorgen der Anleger setzen den Bitcoin unter Druck. Die umsatzstärkste Kryptowährung rutscht um mehr als vier Prozent auf 108.964 Punkte ab. Damit steuert sie auf den größten Tagesverlust seit Mitte August zu. Die jüngsten Konjunkturdaten und Aussagen von US-Notenbankchef Jerome Powell schürten Sorgen, dass die Zinsen in den USA länger als erwartet erhöht bleiben. "Die Anleger schalten daher kurzfristig in den 'Risk-off-Modus', kehren riskanten Anlageklassen den Rücken und streichen lieber Gewinne ein", sagt Timo Emden vom Analysehaus Emden Research.
Volkswagen streicht in einigen Werken Schichten
Volkswagen streicht einem Medienbericht zufolge wegen der schwachen Nachfrage insbesondere nach Elektroautos Schichten in mehreren Werken in Deutschland. Betroffen sei unter anderem das Werk im sächsischen Zwickau, in dem unter anderem das Volkswagen-Modell ID.3 und der Cupra Born gebaut werden, berichtete die "Frankfurter Allgemeine Zeitung". Dort stehe die Produktion in der übernächsten Woche still. Auch andere Werke seien betroffen.
Abschalteinrichtung bei Diesel-Autos rechtswidrig
Das Oberverwaltungsgericht Schleswig-Holstein hat eine Abschalteinrichtung für die Diesel-Abgasreinigung von VW für rechtswidrig erklärt. Das Kraftfahrt-Bundesamt hätte keine Freigabe dafür erteilen dürfen, entschied das Gericht in einem Berufungsverfahren außerdem. Dabei ging es um die Genehmigung eines bestimmten Software-Updates in der Motorsteuerung, das VW nach dem Dieselskandal durchgeführt hatte.
Insider: Siemens stellt neue Strategie schon im November vor
Der Münchner Technologiekonzern Siemens will seine Strategie für die nächsten Jahre Insidern zufolge bereits Mitte November und damit früher als erwartet vorstellen. Geplant sei eine Veröffentlichung zur Bilanzpressekonferenz am 13. November, sagten zwei mit den Plänen vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Bis dahin dürfte auch die Entscheidung fallen, was Siemens mit seiner Beteiligung von 71 Prozent an der Medizintechnik-Tochter Siemens Healthineers macht.
Wechsel an der Merck-Spitze
Spartenchef Kai Beckmann wird neuer Vorsitzender der Geschäftsleitung des Pharma- und Technologiekonzerns Merck. Er löst zum 1. Mai 2026 Belén Garijo ab, deren Vertrag planmäßig endet, wie der DAX-Konzern heute mitteilte. Beckmann wird mit sofortiger Wirkung zum stellvertretenden Merck-Chef ernannt und leitet den Unternehmensbereich Elektronik weiter, bis eine Nachfolge für ihn gefunden ist.
Rheinmetall plant Munitionsfabrik in Lettland
Der Rüstungskonzern Rheinmetall plant eine neue Munitionsfabrik in Lettland. Die Premierministerin des baltischen Staats, Evika Silina, und Rheinmetall-Chef Armin Papperger unterzeichneten eine entsprechende Absichtserklärung. Betrieben werden soll die Fabrik von einem Joint Venture aus Rheinmetall (51 Prozent) und der lettischen State Defence Corporation (49 Prozent). Produziert werden soll Artilleriemunition des Kalibers 155 Millimeter sowohl für die lettische Armee als auch für deren Partner und den Export.
Birkenstock hebt Prognose an und kauft Fabrik bei Dresden
Birkenstock hat seine Umsatzprognose für das Gesamtjahr angehoben. Zudem kauft der für seine Sandalen bekannte Schuhhersteller eine Produktionsstätte in Deutschland. Für das vierte Quartal erwarte die Firma einen Umsatz von mindestens 520 Millionen Euro, teilte Birkenstock mit. Das entspreche einem währungsbereinigten Wachstum von mindestens 18 Prozent.
Meta droht EU-Strafe wegen mangelnder Inhaltskontrolle
Dem US-Internetkonzern Meta droht einem Medienbericht zufolge Ärger mit der EU wegen des Vorwurfs einer unzureichenden Bekämpfung illegaler Inhalte. Die EU-Kommission bereite eine Abmahnung vor, meldete die Agentur Bloomberg heute unter Berufung auf Insider. Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, drohe Meta eine Geldstrafe von bis zu sechs Prozent seines weltweiten Jahresumsatzes. Meta wies die Vorwürfe zurück.
Amazon stimmt Milliardenzahlung zu
Amazon muss wegen fragwürdiger Methoden im Zusammenhang mit seiner kostenpflichtigen Prime-Mitgliedschaft 2,5 Milliarden Dollar Strafe zahlen. Der Konzern einigte sich mit der US-Handelskommission FTC auf diese Summe, wie die FTC heute mitteilte. Die Zivilstrafe von einer Milliarde Dollar ist die höchste jemals in der Geschichte der US-Behörde. Die übrigen 1,5 Milliarden Dollar sollen an Kunden gehen, die wegen unklarer Angaben beim Abschluss ihrer Bestellung zu Prime-Migliedern wurden, ohne das zu wollen, oder denen es Amazon schwer machte, aus dem Abo wieder herauszukommen.
Microsoft stoppt Dienste für israelisches Ministerium
Microsoft hat nach eigenen Angaben seine Cloud- und KI-Dienste für eine Einheit des israelischen Verteidigungsministeriums eingestellt. Eine interne Prüfung habe erste Belege für die Richtigkeit von Medienberichten über ein Überwachungssystem im Gazastreifen und im Westjordanland erbracht, teilte der US-Technologiekonzern mit. "Wir liefern keine Technologie, um die Massenüberwachung von Zivilisten zu ermöglichen", sagte Microsoft-Präsident Brad Smith in einem Blog-Beitrag des Unternehmens.
Währungseffekte belasten H&M
Der schwedische Modekonzern H&M hat im dritten Quartal wie auch die Zara-Mutter Inditex Währungseffekte zu spüren bekommen. Der Nettoumsatz sank in den drei Monaten bis Ende August auf 57,02 (Vorjahr: 59,01) Milliarden Kronen, wie die Nummer zwei hinter Inditex mitteilte. In lokaler Währung legte der Umsatz um zwei Prozent zu. Der Nettogewinn schrumpfte auf 7,75 (8,6) Milliarden Kronen. Operativ übertraf der Gewinn allerdings mit einem Anstieg auf 4,91 (3,51) Milliarden Kronen die Markterwartungen von 3,68 Milliarden.
Spatenstich für neue Opel-Zentrale "Green-Campus"
Mit dem ersten Spatenstich beginnt heute der Bau des Herzstücks der künftigen Stellantis Germany- und globalen Opel-Zentrale. In den geplanten "Green-Campus" auf dem Werksgelände sollen die Opel-Geschäftsführung und die deutsche Stellantis-Einheit einziehen. Stellantis will in den nächsten Jahren eine nachhaltige, grüne Firmenzentrale schaffen und mit dem Bau auch ein Bekenntnis zu Opel als deutscher Marke im Konzern schaffen.
Apple: EU sollte Digitalgesetz DMA abschaffen
Der iPhone-Hersteller Apple hat die Europäische Union aufgefordert, ihr Wettbewerbsgesetz DMA, den Digital Markets Act, aufzuheben. Die extreme Auslegung des Gesetzes durch die Europäische Kommission habe nicht den Wettbewerb gefördert, sondern nur neue Schwachstellen geschaffen, heißt es in einer Stellungnahme des US-Konzerns an die EU-Kommission im Zuge eines offiziellen Überprüfungsverfahrens ("DMA-Review"). Zu den zahlreichen Kritikpunkten gehört etwa die erzwungene Öffnung der Art und Weise, wie Programme auf dem iPhone installiert werden können.
Oracle nimmt für KI-Ausbau 18 Milliarden Dollar Schulden auf
Der Softwarekonzern Oracle will für den Ausbau seines Cloud-Geschäfts für Künstliche Intelligenz (KI) 18 Milliarden Dollar an neuen Schulden aufnehmen. Dies ging gestern aus einem bei der US-Börsenaufsicht SEC eingereichten Dokument hervor. Der Konzern fährt seine Ausgaben hoch, um Cloud-Infrastrukturverträge etwa mit dem ChatGPT-Entwickler OpenAI zu erfüllen.
Intel wirbt auch bei Apple um Investitionen
Der schlingernde US-Chipkonzern Intel ist offenbar weiter auf der Suche nach prominenter Unterstützung seines Umbaukurses. Nachdem Intel in der vergangenen Woche die Zusage des KI-Chipriesen Nvidia für ein Investment bekommen hatte, habe Intel nun auch bei Apple vorgesprochen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg.
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke