Hat der Verpackungshersteller Gerresheimer noch nicht erzielte Umsätze bereits verbucht? Diesem Verdacht geht die Finanzaufsicht nach. Am Markt löst die Nachricht Panik aus. Der Aktienkurs geht in die Knie.

Die Finanzaufsicht BaFin nimmt den Spezialverpackungshersteller Gerresheimer wegen eines möglichen Verstoßes gegen Rechnungslegungsvorschriften unter die Lupe. Der Aufsichtsbehörde liegen konkrete Anhaltspunkte dafür vor, dass der Spezialist für medizinische Verpackungen gegen Rechnungslegungsvorschriften verstoßen hat, wie die Bafin mitteilte. So habe das Unternehmen möglicherweise Umsatzerlöse für einige Verträge mit Kunden erfasst, obwohl die Einnahmen noch nicht realisiert worden waren.

Daher habe die BaFin eine Prüfung des Konzernabschlusses der Gerresheimer zum Stichtag 30. November 2024 und des zugehörigen Lageberichts eingeleitet. Das Unternehmen sagte seine Kooperation zu, vertrat aber die Auffassung, korrekt bilanziert zu haben. Ausdrücklich weist die Finanzaufsicht selbst darauf hin, dass sie mit der Bekanntmachung die Arbeit ihrer Bilanzkontrolle transparent macht. "Das bedeutet aber nicht, dass eine Rechnungslegung fehlerhaft ist oder dies voraussichtlich festgestellt wird", heißt es in der Bafin-Mitteilung.

Anleger reagierten panisch und warfen ihre Papiere auf den Markt. Am späten Vormittag belief sich das Minus auf gut 37 Prozent auf unter 28 Euro. Vor einem Jahr hatten die Papiere noch zu fast 100 Euro die Besitzer gewechselt. Nach der Gerresheimer-Stellungnahme griffen erste Käufer wieder zu, sodass sich die Verluste zuletzt auf einen Abschlag von um die 16 Prozent reduzierten.

Das Unternehmen hatte Ende August überraschend seinen unter Druck geratenen Finanzchef ausgetauscht. Bernd Metzner hat das Unternehmen zum 31. August 2025 auf eigenen Wunsch verlassen, um sich einer neuen beruflichen Herausforderung zu stellen, hatte der Konzern mitgeteilt. Nachfolger als Finanzvorstand wurde Wolf Lehmann, der seinen Posten am 1. September antrat.

Metzner war nach dem geplatzten Verkauf von Gerresheimer an Finanzinvestoren und dem Verfall des Aktienkurses verstärkt in den Fokus gerückt. Angesichts des Vertrauensverlusts am Kapitalmarkt müsse auch die Position von Finanzvorstand Metzner hinterfragt werden, hatte AOC jüngst gefordert. Der Aktionär drängte den Vorstand zudem zum Verkauf weiterer Unternehmenssegmente sowie zu einem Spar- und Effizienzprogramm, dem Abbau der Verschuldung sowie zur Stärkung des Cashflows.

Gerresheimer hatte unter anderem deshalb Aufmerksamkeit auf sich gezogen, weil der Düsseldorfer Konzern auch Pens herstellt, die zur Injektion von Medikamenten zur Gewichtsabnahme wie Wegovy von Novo Nordisk verwendet werden.

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