Wenn Ray Dalio spricht, lauscht die Finanzwelt. Der Gründer und langjährige CEO des Hedgefonds Bridgewater Associates gilt als einer der weltweit einflussreichsten Investoren. Jetzt sorgt er mit einer Äußerung für Aufsehen, die die Sorgen um das internationale Finanzsystem nicht gerade verringern dürften: Auf dem FutureChina Global Forum 2025 warnte der inzwischen 76-Jährige davor, dass die Schulden der USA inzwischen untragbar geworden seien und auch für Anleger ein großes Problem werden dürften.

Schlimmstenfalls könne sogar eine neue Finanzkrise drohen, die die Stabilität der großen Papierwährungen gefährde. „Wir werden erleben, dass Nicht-Fiat-Währungen zu einer immer wichtigeren Wertanlage für Vermögen und Geld werden“, mahnte Dalio. Sein dringender Rat an die Anleger weltweit ist deshalb: Zehn Prozent jedes Portfolios sollten in Gold angelegt werden.

Der Grund für Dalios Sorge ist die aggressive Ausgabenpolitik der US-Regierung, die die Staatsverschuldung immer weiter in die Höhe treibt. Die betrug im August rund 37 Billionen US-Dollar, was mehr als 120 Prozent des Bruttoinlandsprodukts der USA entspricht. Die Schulden wachsen seit Jahren kontinuierlich und verursachen stetig steigende Zinskosten – aktuell zahlen die Amis allein für den Schuldendienst über eine Billion US-Dollar jährlich. Zum Vergleich: Die Staatsverschuldung Deutschlands als einem der (bis zum Antritt der neuen schwarz-roten Koalition) solider haushaltenden Länder der Eurozone liegt bei knapp 63 Prozent.

Dalio zufolge liege das jährliche Defizit der Regierung bei rund zwei Billionen US-Dollar, und zur jährlichen Zinszahlung addiert sich noch die Notwendigkeit, fällige Verpflichtungen in Höhe von fast neun Billionen US-Dollar zu refinanzieren. Das weckt Zweifel an der Tragfähigkeit der Verschuldung. Entsprechend ist auch das Interesse der globalen Anleger, das enorme Ausmaß an Anleihen aufzunehmen, deutlich gesunken. Zudem befindet sich der globale Finanzmarkt in einem epochalen Umbruch – immer mehr Länder gerade aus der östlichen Hemisphäre wenden sich von der Weltleitwährung ab und arbeiten am Aufbau eines Finanzsystems mit neuer Tektonik.

Darin drückt sich zum einen wachsendes Misstrauen gegenüber dem westlichen Finanzsystem aus, zum anderen spiegelt es aber auch das Anwachsen der wirtschaftlichen Bedeutung der Emerging Markets. Und eine zentrale Rolle in der vor allem geopolitisch motivierten Neuaufstellung spielt Gold. Nicht nur Zentralbanken kaufen seit etwa 2009 massiv das gelbe Metall, auch die westlichen Finanzinvestoren haben seinen strategischen Wert erkannt und sind entsprechend auf der Käuferseite.

Eine Währungsabwertung wie in den 30-er Jahren

„Gold ist jetzt nach dem US-Dollar die weltweit zweitgrößte Reservewährung“, erklärt Dalio in einem Posting auf dem Kurznachrichtendienst X. „Um zu verstehen warum, muss man auf die Geschichte des Fiatgeldes, wie es der US-Dollar darstellt, und des harten Geldes wie Gold zurückschauen.“ Er glaube, dass wir aktuell eine klassische Währungsabwertung wie in den 1930er- oder den 1970er-Jahren sähen. In beiden Fällen seien Fiat-Währungen (vom lateinischen Fiat, es werde) weltweit abgestürzt, und zwar auch im Vergleich zu einer nicht beliebig vermehrbaren Währung, wie sie Gold darstellt. „Wenn die Dinge ähnlichen Mustern folgen, sind harte Währungen eine attraktive Anlageklasse für Investoren.“

Dalio ist mit seinem Anlegerrat freilich spät dran. Seit der Jahrtausendwende steigt der Goldpreis sukzessive an, allein in diesem Jahr liegt das Plus auf Dollar-Basis bei gut 40 Prozent. Aufgrund des fallenden US-Dollars, in dem Gold fakturiert wird, fällt die Bilanz für Anleger in Euro etwas schwächer aus. Auch am Mittwoch stellte Gold aber in beiden Währungen neue Allzeit-Verlaufshochs auf, notierte im Hoch bei 3775,79 Dollar und bei 3204,14 Euro. Inzwischen sind auch der Silberpreis und die Notierungen von Goldminenaktien angesprungen und legen enorme Sprünge hin. Chartanalysten verweisen darauf, dass Gold aktuell überkauft sei, was Konsolidierungen oder Rücksetzer nicht unwahrscheinlich mache.

Anleger, die dem Rat Dalios folgen wollen, haben die Wahl zwischen physischen Investments wie Barren oder Münzen, dem Kauf von Exchange Traded Commodities (ETC) wie Xetra Gold oder Euwax Gold und Lösungen wie Edelmetalldepots, in denen das Metall sicher verwahrt wird. ETCs bieten die Möglichkeit des einfachen Handels und einer physischen Auslieferung, sind aber rechtlich betrachtet Inhaberschuldverschreibungen, was in echten systemischen Krisen zum Problem werden kann. Physisches Gold hat man, sichere Verwahrung vorausgesetzt, im direkten Zugriff und umgeht damit jedes Gegenparteirisiko.

Dieser Artikel wurde für das Wirtschaftskompetenzzentrum von WELT und Business Insider erstellt. Michael Höfling schreibt für WELT über Immobilien, Wirtschaftspolitik und Gold. Gemeinsam mit Michael Fabricius ist er für den Immobilien-Newsletter „Frage der Lage“ zuständig, den Sie hier abonnieren können.

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