Die Porsche-Aktie ist so tief abgestürzt wie noch nie - was an der Börse den ganzen Automobilsektor und die europäischen Märkte belastet. Was steckt dahinter?

Nach Gewinnwarnungen des Volkswagen-Konzerns und seiner Sportwagen-Tochter Porsche AG haben Autoaktien heute massiv an Wert verloren. Porsche-Papiere brachen zu Wochenbeginn in der Spitze um 9,3 Prozent ein - so stark wie noch nie.

Auslöser war die Nachricht vom Freitagabend nach Börsenschluss, dass Porsche wegen strategischer Umplanungen von neuen, milliardenschweren Belastungen in diesem Jahr ausgeht und daher mit noch weniger Gewinn rechnet. Auch der Mutterkonzern VW und die Dachgesellschaft Porsche SE der Familieneigentümer Porsche und Piech kappten deshalb ihre Ergebniserwartungen.

Kehrtwende bei der Elektromobilität

Die Porsche-Aktien litten zusätzlich darunter, dass sie wegen ihrer jüngsten Kursschwäche seit heute nicht mehr im deutschen Leitindex DAX enthalten sind. Stattdessen notieren sie im MDAX der mittelgroßen Werte. In diesem Jahr hat der Sportwagen-Hersteller mittlerweile knapp ein Drittel an Wert verloren.

Die Stuttgarter haben unter anderem entschieden, dass die Verbrenner-Modelle länger im Programm bleiben. Zudem wollen sie neue Verbrenner und Plug-in-Hybride anbieten. Das bisher als vollelektrisch angekündigte Riesen-SUV oberhalb des Cayenne kommt zunächst nur mit Verbrennungsmotor und als Plug-in-Hybrid auf den Markt. Bereits seit Jahresbeginn investiert Porsche wieder in neue Verbrenner. Mit den neuesten Änderungen zeigt sich erneut, dass die Wende zum E-Auto beim Sportwagenbauer nicht wie ursprünglich geplant aufgeht.

Keine andere Marke im VW-Konzern hatte sich ein ehrgeizigeres E-Ziel gesetzt. Doch davon ist nicht mehr viel übrig. Auch Pläne für eine eigene Batteriefertigung hat Porsche zuletzt aufgegeben. Als Grund für den noch kräftigeren Umbau nannte die Firma vor allem einen verzögerten Hochlauf der Elektromobilität. Zudem hat das Unternehmen in China Schwierigkeiten, weil Luxusautos dort derzeit nicht gut ankommen. Die Zölle im Export in die USA spielen ebenfalls eine Rolle.

Sonderlasten von rund 1,8 Milliarden Euro

Von Marktbeobachtern hieß es, damit werde eine teure Strategie korrigiert, die die Gewinnmargen des Luxusautobauers geschwächt und auch Volkswagen belastet habe. "Die einstige Gewinnmaschine im VW-Konzern steht mit dem Rücken zur Wand, verschiebt nun die Einführung neuer Elektro-Modelle und verlängert die Laufzeit der entsprechenden Verbrenner", kommentierte etwa RoboMarkets-Stratege Jürgen Molnar. "Das kostet zwar Geld, ist aber in der aktuellen Situation der einzig richtige Weg", fügte er hinzu.

Für die Umplanungen fallen in diesem Jahr erhebliche weitere Sonderlasten von rund 1,8 Milliarden Euro an. Das kommt noch zu den bereits angekündigten 1,3 Milliarden Euro hinzu. Aufgrund der Verzögerungen erwartet Porsche nun, dass die Gewinnmarge in diesem Jahr maximal zwei Prozent erreichen wird. Zuvor war von fünf bis sieben Prozent ausgegangen worden.

Die Muttergesellschaft Volkswagen erklärte, dass der Gewinnrückgang und der Wertverlust der Beteiligung bei ihrer gut 75-prozentigen Tochtergesellschaft eine Belastung von 5,1 Milliarden Euro bedeuten werde. Für Europas größten Autobauer heißt das, dass er nur noch mit einer operativen Umsatzrendite von zwei bis drei Prozent kalkuliert. Bisher waren noch vier bis fünf Prozent angepeilt. Auch die Dachgesellschaft Porsche SE der Familieneigentümer Porsche und Piech kappte in der Folge ihre Gewinnerwartungen.

Rückschlag für deutsche Autoindustrie?

Die Aktien von VW büßen heute um mehr als acht Prozent ein. Auch andere Autobauer liegen deutlich im Minus. Aktien von Mercedes-Benz sanken um 2,8 Prozent, BMW gaben um 2,2 Prozent nach. Für die Titel von Stellantis und Renault ging es um 3,1 beziehungsweise 0,5 Prozent nach unten. Der Branchenindex Stoxx Europe 600 Automobiles & Parts verlor 2,4 Prozent.

Einige Händler bezeichneten die Entwicklung als herben Rückschlag für die ganze deutsche Autoindustrie. Bernstein-Analyst Stephen Reitman sprach davon, dass die Anlegerinnen und Anleger sowie Volkswagen spürbar frustriert über die Versuche der Porsche AG seien, ihre Probleme in den Griff zu bekommen. "Sowohl das Ausmaß der Prognoseanpassungen als auch der Umfang des zweiten Maßnahmenpakets innerhalb von rund sieben Monaten werten wir negativ", schrieb auch DZ-Bank-Analyst Michael Punzet in einem Kommentar.

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