Drohende "Einbahnstraße" beim Handel mit China
Die EU-Handelskammer warnt, dass Europa beim Handel mit China den Kürzeren ziehen könnte. Die Volksrepublik exportiere immer weiter, während die Importe weniger werden. Für europäische Firmen ist das problematisch.
Handelsstreit, harter Wettbewerb, unfaire Behandlung: Für europäische Firmen in China muss sich aus Sicht der EU-Handelskammer in den kommenden Jahren einiges ändern. Die Volksrepublik exportiere mit unverminderter Geschwindigkeit, aber importiere wenig, sagte Präsident Jens Eskelund in Peking. Wenn das Ungleichgewicht weiter wachse, verwandele sich der Handel mit China in eine "Einbahnstraße".
China war 2024 der zweitwichtigste Handelspartner der EU. Betrachtet man Importe und Exporte der Europäischen Union getrennt, zeigen sich jedoch Unterschiede. Bei den EU-Importen war China mit einem Anteil von 21 Prozent das wichtigste Herkunftsland. Bei den EU-Exporten landete die Volksrepublik allerdings nur auf Platz drei mit einem Anteil von acht Prozent.
Chinas Exporte nehmen weiter zu
Die EU hatte dabei ein Handelsdefizit von über 300 Milliarden Euro, da die Importe aus China (517,8 Milliarden Euro) deutlich höher waren als die Exporte in das Land (213,3 Milliarden Euro).
Chinas Außenhandel legte zuletzt weiter zu - trotz der globalen Handelskonflikte. Laut der Zollbehörde in Peking, stiegen die chinesischen Exporte im August gemessen in US-Dollar im Vergleich zum Vorjahresmonat um 4,4 Prozent. Sie blieben jedoch hinter den Erwartungen zurück. Expertinnen und Experten hatten einen Anstieg von 5,5 Prozent vorausgesagt.
Firmen fordern Veränderungen
Die EU-Interessenvertretung in China von mehr als 1.600 Mitgliedsfirmen aus Europa fordert in einem Positionspapier Veränderungen. Chinas Handelspartner könnten sich fragen: "Was haben wir wirklich davon?", fragt Präsident Eskelund.
Chinas Handelsüberschuss könnte laut der EU-Kammer weitere Länder reagieren lassen. "Ich denke, was wir im Fall der USA gesehen haben, ist eine Situation, in der das Ungleichgewicht derart anwuchs, dass eine Reaktion dadurch erzwungen wurde", sagte Eskelund. Folgen wie der eskalierte Zollstreit hätten für chinesische und ausländische Firmen in China "noch nie dagewesene Unsicherheiten" geschaffen, so der Bericht.
Vorteile im Handel für beide Seiten
Die Kammer fordert deshalb, dass China für beide Seiten Vorteile im Handel zulässt. Peking solle von Exportkontrollen wie bei seltenen Erden absehen, die vielen europäischen Firmen Liefersorgen einbrachten. "Viele Unternehmen - insbesondere kleine und mittlere Unternehmen - sind weiterhin mit erheblichen Störungen ihrer Lieferketten konfrontiert", erklärte die EU-Handelskammer.
In mehr als 140 Fällen hätten sich Vertreter der Unternehmen und der Handelskammer an die chinesischen Behörden gewandt. Doch "nur in einem Bruchteil der Fälle" sei bislang eine Lösung gefunden worden.
China produziert einen Großteil der Rohmaterialien und ist Marktführer bei der Weiterverarbeitung seltener Erden. Im Kontext des Handelsstreits mit den USA hatte Peking Exportbeschränkungen für die Ausfuhr der für viele Branchen unentbehrlichen Rohstoffe eingeführt. In der Folge klagen auch viele europäische Unternehmen über ausbleibende Lieferungen.
EU-Firmen fürchten um Chinas Wirtschaftswachstum
Was die Lage zuspitzt: China produziert mehr, als das eigene Land aufnehmen kann. Bei Elektroautos oder Lieferdiensten tobt deshalb ein derart heftiger Verdrängungswettbewerb, dass sich Peking bereits zu Wort meldete.
Hinzu kommt die hohe Verschuldung der Lokalregierungen und der mangelnde Fokus auf Sektoren wie der Dienstleistungsbranche. Peking sollte diese Probleme lösen und obendrein die soziale Sicherheit verbessern, erklärte die Kammer. Demnach machen sich EU-Firmen seit Jahren Sorgen um Chinas verlangsamtes Wirtschaftswachstum. Zudem scheinen die Chinesen wegen Kosten für soziale Absicherung ihr Geld zusammenzuhalten.
Die EU-Kammer pocht darauf, dass Marktmechanismen entscheiden, wo investiert wird. Bislang bevorzugt der Staat seine Konzerne - zulasten der Privatwirtschaft, die laut Eskelund eigentlich effizienter wirtschaftet. Würde es im staatlich dominierten Gesundheitswesen mehr Konkurrenz mit ausländischen Privatfirmen geben, könnten so Patienten von besserer Versorgung und neuer Technologie profitieren, nannte er als Beispiel.
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