• Ryanair und Easyjet meiden die mitteldeutschen Flughäfen.
  • Easyjet-Chef Erler: "Fehlendes Bewusstsein" für zu hohe Abgaben.
  • Betreiber des Flughafens Leipzig/Halle verweist auf die Politik.

Wer von Mitteldeutschland aus in der Urlaub fliegen will, muss seit dem Frühjahr auf Angebote der Billig-Airline Ryanair verzichten. Das Unternehmen hatte schon im Herbst 2024 angekündigt, sich vom Flughafen Leipzig/Halle und dem bei Dresden zurückzuziehen. Grund seien die hohen Kosten beider Standorte, wie Ryanair-Country-Manager Marcel Pouchain Meyer zuletzt in einem Interview der "Sächsischen Zeitung" noch bekräftigte.

Easyjet: Auch Passagier-Aufkommen zu klein

Auch die Billigfluglinie Easyjet bedient in Mitteldeutschland keinen Flughafen. "Kurzfristig wird sich das auch nicht ändern", sagte der Deutschland-Chef der Airline, Stephan Erler, bei MDR AKTUELL. Er sieht an den hiesigen Flughäfen derzeit zu wenig Passagiere, um von dort Verbindungen anzubieten.

Stephan Erler beim ersten Spatenstich für einen Easyjet-Hangar am Flughafen Düsseldorf im Jahhr 2021Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Patrick Pleul

Ein Flugzeug mit 180 Plätzen müsse sich zu einem Preis füllen, den alle Beteiligten bereit seien zu zahlen. Wenn das zu wenige seien, blieben nur hohe Fixkosten. Dabei verweist Erler auf ein bundesweites Problem: Zwar habe die Bundesregierung im Koalitionsvertrag auch Änderungen bei Steuern und Abgaben geplant. Geschehen sei aber noch nichts. So beklagt Erler: "Für jeden Abflug müssen wir sehr hohe Steuern und Gebühren zahlen, zum Teil das Drei- bis Vierfache als für Flüge im Ausland."

"Fehlendes Bewusstsein" bei der Politik

Das Interesse mitteldeutscher Flughäfen an einer Zusammenarbeit mit Easyjet sei da, sagte Erler. Die Airline biete 100 Millionen Sitzplätze pro Jahr für Passagiere an, aber nur einen Bruchteil davon in Deutschland.

Bei der Politik sieht Erler aber ein "fehlendes Bewusstsein für die Konsequenzen hoher Steuern und Abgaben". Im Jahr 2019 seien diese Kosten "quasi um 100 Prozent gestiegen". Es heiße, es sei defizitär, ab Deutschland zu fliegen, sagte Erler: "Das ist etwas, was noch nicht in den Köpfen einiger Entscheidungsträger angekommen ist."

Kritik an Kosten auch von Ryanair

Ryanair-Country-Manager Marcel Pouchain Meyer wurde konkreter: Dresden und Leipzig gehörten für Airlines zu den teuersten Standorten in Deutschland, hatte er der "Sächsischen Zeitung" gesagt und als Beispiel etwa die Sicherheitsgebühren in Leipzig genannt. Die liegen demnach hier bei rund 13 Euro pro Passagier. In Barcelona seien es nur 60 Cent.

Flughafenbetreiber widerspricht

Ein Vorwurf, den der Sprecher der Mitteldeutschen Flughafen AG, Uwe Schuhart, so nicht stehenlassen möchte: "Wir können die grundsätzliche Kritik von Ryanair am Luftfahrtstandort Deutschland nachvollziehen. Wo wir nicht zustimmen können, ist die Kritik an unserer Gesprächsbereitschaft." Ein für Mitte August angeregtes Gespräch zwischen Ryanair-Vertretern, Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) und dem Vorstandschef des Flughafenbetreibers sei von der Airline abgesagt worden.

Schuhart räumte dabei ein, dass Fliegen in Deutschland wegen staatlicher Abgaben und Gebühren für Fluggesellschaften teuer sei. Dazu gehörten etwa die Luftverkehrssteuer, Gebühren für die Sicherheitskontrollen der Passagiere und Flugsicherung. "Bei einem Flug von Leipzig nach Palma de Mallorca zahlt eine Fluggesellschaft schon über 5.000 Euro an den Staat, bevor überhaupt ein Passagier eingestiegen ist. In Mailand wären das 1.500 Euro und in Prag 380 Euro", sagte Schuhart. Doch der Staat erhebe diese Kosten und Flughäfen hätten da keinen Einfluss. Sie teilten eher die Kritik, als Adressat zu sein.

MDR (lik, ksc)

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