Die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland hat im Juni ein Zehn-Jahres-Hoch erreicht, so die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK). Im Vergleich zum Vorjahresmonat stieg damit die Zahl um 18,4 Prozent auf 1957 Insolvenzen, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden weiter mitteilte. Im ersten Halbjahr meldeten die Amtsgerichte demnach rund 12.000 Unternehmensinsolvenzen und damit 12,2 Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2024.

„Insgesamt erwarten wir aufs Jahr gesehen über 22.000 Unternehmensinsolvenzen, deutlich mehr als 2024“, erklärte DIHK-Chefanalyst Volker Treier. „Die Krise dauert an und kostet uns tagtäglich Arbeitsplätze, Wertschöpfung und unternehmerisches Potenzial.“

Die Liquidität vieler Betriebe sei nach über zwei Jahren Dauerrezession angeschlagen, erklärte Treier. In der Folge stiegen die Unternehmensinsolvenzen an. Im August wurden nach vorläufigen Zahlen des Statistikamts knapp zwölf Prozent mehr Firmenpleiten beantragt als im Vorjahresmonat.

Der DIHK-Chefanalyst erklärte, zur Konjunkturkrise kämen die „erheblichen Unsicherheiten im transatlantischen Handel“. Mehr als 1,2 Millionen Arbeitsplätze in Deutschland hingen direkt vom Export in die USA ab. Besonders industrielle Schlüsselbranchen wie Maschinenbau, Automobilindustrie, Chemie und Pharma seien betroffen.

Treier forderte angesichts der hohen Zahl der Firmenpleiten die Politik auf, „die dringend benötigten Reformen etwa bei den Sozialversicherungen endlich anzupacken“. Gerade bei personalintensiven Unternehmen würden ansonsten die Kosten weiter anschwellen. „Das ist teils existenzbedrohend.“

Die Fachleute des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) verwiesen hingegen auf einen leichten Hoffnungsschimmer. Sie erheben regelmäßig Frühindikatoren, die dem Insolvenzgeschehen in der Regel zwei bis drei Monate vorauslaufen. Diese deuteten auf einen leichten Anstieg im September und hohe Werte im Oktober hin. „Die Höhe der Frühindikatoren lässt für den Herbst zwar viele Insolvenzen erwarten, deren Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt dürften jedoch moderat bleiben“, sagte Steffen Müller, Leiter der IWH-Insolvenzforschung.

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