Mit seinen drastischen Reformen löste der argentinische Präsident Javier Milei zunächst Begeisterung bei Investoren aus. Doch inzwischen herrscht Ernüchterung. An der Börse fallen die Kurse schon seit Monaten. Eine Regionalwahl löste einen weiteren Kursrutsch aus.

Der Ausgang der Regionalwahl in Buenos Aires hat ein Börsenbeben in Argentinien ausgelöst. Die Partei des rechtsliberalen Präsidenten Javier Milei erlitt bei der Abstimmung in der bevölkerungsreichsten Provinz des Landes am Sonntag eine herbe Niederlage. Investoren reagierten geschockt: Der Leitindex der argentinischen Börse rutschte am Montag um fast 13 Prozent ab. Die Landeswährung Peso fiel gegenüber dem Dollar um fast vier Prozent. In Dollar denominierte Staatsanleihen verloren rund fünf Cent je Dollar ihres Nennwertes.

Mileis Parteienbündnis La Libertad Avanza kam bei der Wahl in Buenos Aires nur auf 34 Prozent der Stimmen. Die linke Opposition erhielt 47 Prozent. Milei gestand umgehend, "eine klare Niederlage" erlitten zu haben, beteuerte aber, seinen radikal-liberalen und marktfreundlichen Reformkurs unvermindert fortzusetzen. Das Ergebnis der Regionalwahl hindert ihn daran nicht direkt, das Ausmaß der Niederlage ist allerdings ein denkbar schlechtes Vorzeichen für die im Oktober anstehende Zwischenwahl für den Kongress, das nationale Parlament.

Milei hatte nach seinem Wahlsieg 2023 drastische Reformen eingeleitet, den Staatsapparat verschlankt, zehntausende Angestellte entlassen und Sozialausgaben massiv gekürzt. Der Präsident und seine Anhänger verbuchen als Erfolg, dass unter anderem die Inflation inzwischen unter Kontrolle ist, eine drohende Staatsschuldenkrise dank einer Vereinbarung mit dem Internationalen Währungsfonds abgewendet wurde und die Wirtschaft zwischenzeitlich wieder wuchs. Die Opposition dagegen verwies von Beginn an auf die Härten, die diese Reformen für ärmere Bevölkerungsteile bedeuteten.

Investoren zeigten sich zunächst begeistert von Mileis Politik. Der Merval-Index schoss 2024 während dessen erstem Amtsjahr um mehr als 170 Prozent in die Höhe. Doch seit einiger Zeit hat Mileis angebliches "Wirtschaftswunder" aus Sicht der Investoren an Glanz verloren. Um den Wert des Peso zu stabilisieren und die Inflation zu bekämpfen, verschärfte die Zentralbank ihre Geldpolitik. Zinsen für Kredite verteuerten sich stark, das Wirtschaftswachstum ist seit dem Frühjahr zum Erliegen gekommen. Ökonomen warnen, dass Milei entweder eine deutliche Abwertung des Peso zulassen oder hinnehmen müsse, dass die Konjunktur noch stärker geschwächt werde. Nach einem Rekordhoch zu Jahresbeginn verlor der Merval nahezu ein Drittel seines Werts.

Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten wecken ebenso Zweifel daran, ob Milei seinen Reformkurs wie angekündigt fortsetzen kann, wie die Unzufriedenheit der Wähler. Zum Unmut über den harten Sparkurs kam zuletzt auch noch Empörung über einen mutmaßlichen Korruptionsskandal, in den die Schwester und wichtigste Beraterin des Präsidenten, Karina Milei, verwickelt sein soll.

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