Nasdaq auf Rekordhoch
Die Aussicht auf eine baldige Zinssenkung hat an der Wall Street die Technologiebörse Nasdaq auf ein neues Rekordhoch gehievt. Zuvor war auch der DAX freundlich in die Woche gestartet.
Hauptthema in New York blieb auch heute die Aussicht auf sinkende Zinsen nach dem überraschend schwachen Arbeitsmarktbericht am Freitag. Besonders die technologoielastige Nasdaq profitiert derzeit von der aufgekommenen Fantasie. Zudem setzte Chipentwickler Broadcom seinen jüngsten Höhenflug fort. Broadcom positioniert sich zunehmend als Konkurrent von KI-Platzhirsch Nvidia. Die Aktie stieg 3,2 Prozent und hat mittlerweile einen Börsenwert von über 1,6 Billionen Dollar.
Der Nasdaq-Composite-Index erreichte im Verlauf bei 21.885 Punkten ein neues Rekordhoch und schloss letztlich bei 21.798 Zählern um 0,45 Prozent höher. Auch der Auswahlindex Nasdaq 100 legte um 0,46 Prozent auf 23.762 Punkte zu, blieb aber dabei leicht unter seinem Allzeithoch bei 23.969 Punkten.
Der Dow Jones, der Leitindex der Standardwerte, tat sich hingegen schwerer und ging bei 45.514 Punkten nur leicht um 0,25 Prozent höher aus dem Handel. Auch der marktbreite S&P 500 stieg nur moderat um 0,21 Prozent auf 6.495 Punkte. Beide Indizes bleiben gleichwohl nahe ihrer erst zuletzt erreichten Rekordstände auf hohem Niveau.
Zinsspekulationen reißen nicht ab
Eine Zinslockerung in der kommenden Woche sei bereits vollständig eingepreist, hieß es am Markt. Die Anlagestrategen von Goldman Sachs und Morgan Stanley erwarten dennoch, dass dies zu weiteren Kursgewinnen führen wird.
Nach dem enttäuschenden Bericht über die US-Beschäftigtenzahlen außerhalb der Landwirtschaft vom Freitag rechnen Börsianer fest mit einer Senkung der US-Leitzinsen um 25 Basispunkte. Vereinzelt spekulieren Experten sogar auf einen großen Schritt um 50 Basispunkte.
Inflationszahlen im Fokus
Mit Spannung blicken Investoren nun auf die in dieser Woche anstehenden Inflationsdaten, um die Folgen der Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump auf die Wirtschaft besser abschätzen zu können.
"Der Wachstumsschock vom Arbeitsmarkt wird selbst eine hohe Inflation in den Schatten stellen, da die Fed eine durch Zölle verursachte Inflation derzeit als einmaligen Preisanstieg betrachtet", sagte Jeff Schulze, Chefstratege bei Clearbridge Investments.
Die Notenbanker selbst werden sich vor ihrer Sitzung am 16. und 17. September nicht mehr äußern. Sie befinden sich in der sogenannten "Blackout"-Periode, einer Schweigephase vor Zinsentscheidungen. Notenbankchef Jerome Powell hatte zuletzt aber darauf hingewiesen, dass die Bank der Lage auf dem Arbeitsmarkt derzeit Prorität einräume, auch wenn die Folgen der Zölle letztlich nicht abzuschätzen sind.
DAX überwindet Frankreich-Sorgen
Trotz der Unsicherheit über die Folgen der heutigen Vertrauensfrage im französischen Parlament zeigten sich die heimischen Anlegerinnen und Anleger überraschend risikofreudig. Der DAX schloss am Ende bei 23.807 Punkten um 0,89 Prozent höher und notierte damit am oberen Ende seiner heutigen Handelsbandbreite zwischen 23.655 und 23.830 Punkten. Der MDAX der mittelgroßen Werte legte noch deutlicher um 1,48 Prozent zu.
Übergeordnet setzt der deutsche Leitindex jedoch seine Konsolidierung auf hohem Niveau fort, nachdem die Marke von 24.000 Punkten zuletzt unterschritten wurde. Derweil galt heute ein Sturz der französischen Regierung im Streit über die Haushaltspläne als so gut wie sicher und würde die politische Krise in der nach Deutschland zweitgrößten Volkswirtschaft der Eurozone verschärfen.
Bayrou verliert Vertauensabstimmung
Anlegerinnen und Anleger an den Aktien-, Renten- und Devisenmärkten blickten daher heute gebannt nach Paris, wo Premierminister François Bayrou in der Nationalversammlung am frühen Abend die Vertrauensfrage stellte und klar mit 194 zu 364 Stimmen verlor.
Anlass für die von Bayrou selbst auf den Weg gebrachte Vertrauensfrage war ein Streit um Haushalts-Sparmaßnahmen in Höhe von 44 Milliarden Euro. Präsident Emmanuel Macron wolle "in den kommenden Tagen" einen Nachfolger ernennen, hieß es im Élysée-Palast. Nachbörslich zeigte sich der DAX leicht schwächer bei wieder unter 23.800 Punkten.
Frankreich mitten in der Schuldenkrise
Nach Michel Barnier ist damit bereits der zweite Premierminister, der an der Schwierigkeit von Reformen im Land scheitert. Dies wird Frankreich voraussichtlich weiter in die Schuldenkrise stoßen.
Im ersten Quartal lag die staatliche Gesamtverschuldung Frankreichs bei 114,1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Damit gehört die zweitgrößte Volkswirtschaft der Eurozone zu den Ländern mit der höchsten Schuldenquote des Währungsraums.
Im Vorfeld der Vertrauensfrage lagen die Zinsen auf französische Staatsanleihen auf erhöhtem Niveau. So rentieren zehnjährige Papiere mit 3,40-, 30-jährige bei 4,32 Prozent. In der Vorwoche waren die Renditen der langlaufenden 30-jährigen französischen Staatsanleihen zeitweise bis auf 4,5 Prozent gestiegen - den höchsten Stand seit 16 Jahren. Zum Vergleich: Zehnjährige Bundesanleihen rentieren nur bei 2,64 Prozent, die in Deutschland weniger üblichen 30-jährigen Papiere liegen bei knapp 3,27 Prozent.
Neu ist die Entwicklung aber nicht, Frankreich befindet sich schon seit Jahren in schwerem haushaltspolitischen Fahrwasser. Die Märkte sind nun besorgt, dass Investoren in Anbetracht dieser Entwicklung das Vertrauen verlieren und sich entweder als Kreditgeber zurückziehen, oder höhere Risikoprämien in Gestalt höherer Zinsen für Staatspapiere verlangen. Letzteres ist schon länger zu beobachten und schürt immer wieder Sorgen vor einer neuen europäischen Schuldenkrise.
Euro zeigt Stärke
Der Euro zeigt sich derweil unbeeindruckt und kostete zuletzt im US-Handel am Tageshoch bei 1,1761 Dollar. Gestützt wurde die Gemeinschaftswährung heute durch die Aussicht auf sinkende Leitzinsen in den USA und durch Produktionsdaten aus der deutschen Industrie, die besser als erwartet ausgefallen waren. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1728 (Freitag: 1,1697) -Dollar fest.
Gold markiert frisches Rekordhoch
Am Rohstoffmarkt bleibt Gold auf Rekordkurs. Eine Feinunze Gold kostete zuletzt 3.635 Dollar und lag in der Spitze noch leicht darüber. Damit übertrifft das gelbe Edelmetall locker seine Rekordmarke vom Freitag bei 3.600 Dollar. Gold profitiert von den gestiegenen Unsicherheiten und Zinssenkungserwartungen der Anleger.
"Die Kombination aus geopolitischen Risiken und schwächeren Konjunktursignalen in den USA verstärkt den Fluchtreflex vieler Investoren", erklärte Experte Zumpfe die starke Nachfrage nach dem "sicheren Hafen" Gold.
Zalando und Adidas legen zu
Im DAX standen Zalando und Adidas an der Spitze. Zalando war bereits am Freitag gestiegen, wobei die Aussicht auf niedrigere US-Zinsen dem Onlinehändler zugute kommt. Auch Vonovia im DAX sowie die zahlreichen Immobilientitel im MDAX gelten als Profiteure niedrigerer Zinsen. Das Investmenthaus Jefferies hat Vonovia-Papiere auf "Buy" hochgestuft. Auch für Grand City Properties sprachen die Expertinnen und Experten eine Kaufempfehlung aus, was den Kurs um 1,6 Prozent nach oben trieb.
Telekom deutlich im Minus wegen US-Lizenzen
Ungewöhnlich deutlich ging es heute für die T-Aktie zwischenzeitlich um rund fünf Prozent bergab und damit ans DAX-Ende. Zuletzt lag das Minus noch bei 3,8 Prozent. Belastend wirkten deutliche Kursverluste der US-Tochter T-Mobile US im New Yorker Handel.
Der Grund: Elon Musks Raumfahrt- und Telekomunternehmen SpaceX kauft vom Satellitenbetreiber Echostar ein milliardenschweres Paket von Mobilfunkfrequenzen. Bislang war SpaceX mit seinem Satellitennetzwerk Starlink im Satelliten-Mobilfunk auf die Kooperation mit T-Mobile US angewiesen. Perspektivisch winkt nun eine größere Unabhängigkeit. Echostar-Aktien haussieren an der Nasdaq am Mittgan Ortszeit um über 20 Prozent, vorbörslich lag der Kurs noch höher.
Das US-Analysehaus Bernstein Research hat derweil die Einstufung für T-Mobile US nach einer Gesprächsrunde mit mehreren Managern mit einem Kursziel von 265 Dollar auf "Market-Perform" belassen. Die US-Tochter der Deutschen Telekom habe bei der Umsetzung ihrer operativen Prioritäten gute Arbeit geleistet, schrieb heute Laurent Yoon. Das Management konzentriere sich darauf, den Wachstumskurs konsequent fortzusetzen.
Porsche rudert zurück
Das Stuttgarter Unternehmen wird sein strategisches Renditeziel von 20 Prozent auf absehbare Zeit nicht erreichen. Dies sei "ausgeschlossen", sagte der Chef des Mutterkonzerns Volkswagen und von Porsche, Oliver Blume, heute in München.
Als Gründe nannte er den dramatischen Einbruch des Luxusmarktes in China sowie hohe Zölle in den USA. Die beiden Märkte machen zusammen mehr als 60 Prozent des gesamten Porsche-Volumens aus, mit dem der Autobauer derzeit kein Geld verdiene. "Das Hauptproblem ist, dass wir viele Krisen zur gleichen Zeit haben", sagte Blume. So sei die VW-Tochter wie kein anderer Hersteller in einer "Sandwich-Position" zwischen den USA und China.
Für die Zukunft zeigte sich Blume jedoch zuversichtlicher. Er bezeichnete das laufende Geschäftsjahr 2025 als "absoluten Tiefpunkt", das für notwendige Restrukturierungen genutzt werde. Ab dem kommenden Jahr solle es dann wieder aufwärts gehen. Ein Wiedereinstieg in einen zweistelligen Renditebereich sei für Porsche wieder möglich.
Die (noch) im DAX vertretenen Aktien des Sportwagenbauers Porsche gaben nach, waren aber bereits zuvor schon schlecht gelaufen. Die Aktie muss daher ab dem 22. September den Leitindex DAX verlassen. Die Holding Porsche SE, über die die Familien Porsche und Piech die Mehrheit am Mutterkonzern Volkswagen halten, bleibt aber im DAX.
Rückversicherer müssen sich mit weniger begnügen
Rückversicherer wie Munich Re, Swiss Re und Hannover Rück müssen sich nach mehreren Jahren mit Preiserhöhungen voraussichtlich mit weniger begnügen. Beim jährlichen Branchentreffen in Monte Carlo loten Vertreter der Konzerne mit Kunden und Maklern derzeit - wie üblich im September - die Konditionen für die nächste Vertragserneuerung zum 1. Januar aus.
Der Preisabschwung im Schaden- und Unfallgeschäft hat längst begonnen. Und die Hannover Rück sagt offen, dass sie die Preise wohl höchstens stabil halten kann. Attraktiv seien die Geschäftschancen für sie selbst aber immer noch.
RWE holt Apollo bei Amprion ins Boot
Der Energiekonzern RWE bringt seinen 25,1-prozentigen Anteil am Übertragungsnetzbetreiber Amprion in ein neu gegründetes Gemeinschaftsunternehmen mit Apollo ein - und erhält dafür 3,2 Milliarden Euro von der Beteiligungsgesellschaft. Analysten loben den Deal.
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