IW-Experte Voigtländer: "Bau-Turbo" wird ganz schnell verpuffen
- Das Hauptproblem sind die hohen Baukosten, sagt Voigtländer
- "Wir sind weit weg von einem Bauboom" und brauchen Innovation.
- Anhörung nächste Woche im Bundestag: Verbände-Kritik zuvor
Der Immobilienexperte Michael Voigtländer vom Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) in Köln geht davon aus, dass das geplante Gesetz für einen schnelleren Wohnungsbau nicht ausreichen wird. Bei MDR AKTUELL sagte der Ökonom, die Kommunen bekämen damit zwar mehr Möglichkeiten, neues Bauland auszuweisen. Das heiße aber nicht, dass sie das auch tun.
So schnell werde der auch von Bundesbauministerin Verena Hubertz (SPD) erdachte "Bau-Turbo" ganz sicher nicht wirken, sagte Voigtländer. Die Kommunen müssten erst Bauland ausweisen und dabei sicherstellen, dass auch die Infrastruktur komme. Doch gerade Kommunen fehle Geld.
Hauptproblem sind die hohen Baukosten
Das große Hemmnis aber seien die hohen Baukosten, erläuterte der IW-Experte. Sie seien in den vergangenen fünf Jahren um 50 Prozent gestiegen. Zugleich seien Zinsen höher gewesen "und die Leute können sich weniger leisten". Das alles passe im Moment einfach nicht zusammen. Selbst wenn mehr Bauland bereitgestellt würde, heiße das nicht automatisch, dass mehr gebaut werde, "weil für viele Investoren sich das einfach nicht rechnet".
"Wir sind ganz weit weg von einem Bauboom", sagte Voigtländer. Dieses Jahr könnten nach seinen Angaben weniger als 200.000 neue Wohn-Einheiten fertig werden. Dabei sage die Bundesregierung selbst, "mehr als 320.000 bräuchten wir eigentlich". Gerade in großen Städten wie Berlin oder Leipzig müsse aber mehr gebaut werden, "weil der Einwohnerdruck so groß ist".
Mehr Innovation für günstigeres Bauen
So aber werde dieser Bau-Turbo "ganz schnell verpuffen", war sich der Wirtschaftsforscher sicher. Man müsse "an die Baukosten ran" und mehr Innovation zulassen. Bau-Standards und Vorschriften seien zu restriktiv, "so dass kaum etwas neues, günstigeres geschaffen werden kann". Das ganze Interview mit Prof. Dr. Michael Voigtländer können Sie hier hören.
Anhörung kommende Woche am Mittwoch
Der geplante "Bau-Turbo" soll vor allem für eine Beschleunigung von Bauverfahren sorgen, was aber zunächst vor allem für Diskussionen sorgt. Statt die Wohnungskrise zu entschärfen, befürchten nicht Kritiker noch höhere Kosten, mehr Flächenversiegelung und sinkende Bauqualität.

Ein Bündnis aus Architekten-, Umwelt- und Sozialverbänden forderte Nachbesserungen und setzt eher auf einen "Umbau-Turbo" als auf Neubau, legt den Fokus also auf Sanierung, Nachhaltigkeit und bezahlbaren Wohnraum.
Auch die Deutsche Umwelthilfe schloss sich dem an. Sie kritisierte vor der ersten Anhörung zur Novelle des Baugesetzbuchs, der "Bau-Turbo" setzt auf kurzfristige Quantität statt auf langfristige Qualität: "Demokratische Planung, soziale Gerechtigkeit und Umweltstandards drohen auf der Strecke zu bleiben." Die DUH lehnt den Entwurf in seiner aktuellen Form ab, forderte gleichwohl aber eine "umfassende BauGB-Novelle für sozial gerechte und ökologische Stadtentwicklung noch in dieser Legislaturperiode".
Zu dem Gesetzentwurf, den die Fraktionen von CDU/CSU und SPD vor der Sommerpause in den Bundestag gebracht hatten, soll es nun am Mittwoch, am 10. September im zuständigen Ausschuss eine Anhörung geben.
MDR AKTUELL(ksc)
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