Auf dem Weg zum größten Munitionswerk Europas
Zwischen Hannover und Hamburg ist die größte Fabrik des Rüstungskonzerns Rheinmetall angesiedelt. Im niedersächsischen Unterlüß wird künftig Artilleriemunition in einem neuen Werk hergestellt. Der Standort wird rasant ausgebaut.
Der Düsseldorfer Rheinmetall-Konzern will sein wichtigstes Rüstungswerk am Standort Unterlüß in den kommenden Jahren massiv weiter ausbauen. In Kürze soll in der Fabrik in Niedersachen die Serienproduktion von Artilleriegeschossen starten. An der offiziellen Eröffnung eines neuen Werks für Artilleriemunition nahmen heute auch Nato-Generalsekretär Mark Rutte, Verteidigungsminister Boris Pistorius und SPD-Chef Lars Klingbeil teil.
Wie kaum ein anderes Unternehmen profitiert Rheinmetall vom aktuellen Boom in der Rüstungsindustrie. Die aktuellen Produktionskapazitäten reichen angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine längst nicht mehr aus. Rheinmetall gehört zu den wichtigsten Lieferanten des ukrainischen Militärs.
Der Standort in Unterlüß soll bei voller Kapazität das größte Munitionswerk in Europa werden. Nach einem Probebetrieb will der Konzern die Produktion von 155-Millimeter-Geschossen schrittweise hochfahren: Dieses Jahr sollen 25.000 Schuss gefertigt werden, 2027 sollen es dann schon 350.000 Schuss sein. "Damit schlagen wir sowohl in unserer Firmengeschichte als auch in der Geschichte unseres Standorts Unterlüß ein weiteres Kapitel zum Thema Artillerieproduktion auf", sagte Rheinmetall-Chef Armin Papperger.
Fläche von 60 Quadratkilometern
Inklusive der Fertigung in anderen Werken möchte Rheinmetall 2027 auf insgesamt 1,5 Millionen Geschosse kommen. So will der Rüstungskonzern seine Position als stärkster Hersteller von 155-Millimeter-Geschossen in der westlichen Welt festigen.
Der Standort Unterlüß ist laut Rheinmetall der größte des Konzerns. Hier werden bereits seit 1899 Munition und Geschütze erprobt - auf einer Fläche von insgesamt 60 Quadratkilometern. Gut 30 Kilometer entfernt befindet sich der große Truppenübungsplatz Bergen der Bundeswehr. Spatenstich für die neue Produktion war 2024.
Die Waffenschmiede hatte in Unterlüß bereits zuvor einen eher kleinen Produktionsbereich für Artilleriemunition, andere Bereiche wie etwa die Fertigung des Schützenpanzers Puma und eine kilometerlange Schießbahn. Nun gewinnt die Produktion von Artilleriegeschossen dort an Gewicht. Zudem errichtet Rheinmetall am Standort eine Fabrik für Raketenmotoren und möglicherweise auch Gefechtsköpfe. Geplant sei ein weiteres Werk für RDX-Sprengstoff und optional auch Munitionsladungen.
Für die neue Produktion und weiteren Modernisierungsvorhaben wurden laut Rheinmetall knapp 500 Millionen Euro investiert. Aktuell arbeiten mehr als 3000 Menschen am Standort Unterlüß für Rheinmetall. Der Ausbau der Artillerie-Fertigung im neuen Werk sorgt nach Angaben des Konzerns für ungefähr 500 neue Jobs.
Bald auch Raketen-Produktion für Lockheed Martin?
Rheinmetall könne auch in anderen Nato-Ländern in vergleichbarer Geschwindigkeit Munitionswerke errichten, sagte Papperger. Er denke an Staaten wie Litauen und Großbritannien, wo es bereits konkrete Projekte gebe - aber auch an Staaten wie Rumänien, Lettland und die Ukraine, die "noch entschlossener in die Lage versetzt werden muss, die dringend benötigten Schutz- und Verteidigungsgüter im eigenen Land zu produzieren".
Insgesamt dürfte der Bedarf nach mehr Produktionskapazitäten weiter steigen. Der US-Rüstungskonzern Lockheed Martin verhandelt offenbar mit Rheinmetall über die Produktion einiger seiner Raketen. "Wir sprechen bereits aktiv über zusätzliche Fertigung", sagte Lockheed-Europachef Dennis Göge dem Magazin "Wirtschaftswoche".
Konkret gehe es um die Modelle "ATACMS" und "Hellfire". Sie sollen wohl ebenfalls im neuen Rheinmetall-Werk in Unterlüß gefertigt werden. "Rheinmetalls Ausbau des Standorts Unterlüß verschafft unserer Zusammenarbeit bei der Fertigung von Raketen- und Lenkflugkörpern noch mehr Spielraum", sagte Göge.
Rheinmetall baut in Deutschland bereits Rumpfteile für den F-35-Tarnkappenbomber von Lockheed Martin. Zudem teilten die beiden Unternehmen bereits im April mit, gemeinsam ein "europäisches Kompetenzzentrum für die Herstellung und den Vertrieb von Raketen und Flugkörpern" schaffen zu wollen.
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