Ein Jahr XXL-Baustelle: So wachsen die Hallen der ESMC-Chipfabrik und Begehrlichkeiten
- Unter den 1.000 Baustellen-Beschäftigten im Schichtdienst sind auch 30 Facility-Ingenieure aus Taiwan.
- Hunderte Firmen hoffen auf Lieferantenverträge.
- Möblierte Wohnungen, Kitas, Bauland: So will Bautzen Mitarbeiterfamilien anlocken.
Im Dresdner Norden drehen sich seit einem Jahr Kräne auf Sachsens größter Baustelle. Für die neue Chipfabrik von ESMC in Dresden-Rähnitz wurden 500.000 Kubikmeter Erde ausgehoben, weil die Fundamente der Chipfabrik zehn Meter tief auf felsigem Grund stabil stehen soll. Die Erdmassen liegen auf zwei riesigen Hügeln am Rand der Großbaustelle. Sie sollen später größtenteils bei der Geländegestaltung verteilt werden. Ein eigenes Betonwerk fertigt im Minutentakt die Mischfahrzeuge ab. Insgesamt werden 150.000 Kubikmeter Beton verarbeitet, das sind rund 20.000 Betonmischer-Ladungen.
Was heißt überhaupt ESMC? (zum Ausklappen)
- Die Abkürzung steht für European Semiconductor Manufacturing Company (ESMC) GmbH, also Europäische Halbleiterfertigungsgesellschaft.
- Das ist ein Joint Venture (Gemeinschaftsunternehmen) der Konzerne TSMC aus Taiwan, NXP Semiconductors aus den Niederlanden, Bosch und Infineon zum Bau und Betrieb der Halbleiterfabrik in Dresden.
- Die drei Europäer halten je zehn Prozent, die Taiwaner 70 Prozent der Anteile.
Keine Verzögerungen seit Spatenstich vor einem Jahr
Die Bauarbeiten liege im Zeitplan, sagt der Geschäftsführer und Präsident von ESMC, Christian Koitzsch. "Wir haben sehr gute Partner, die auch Erfahrungen in Dresden mit solchen Bauten haben. Wir haben im Moment 60 Mitarbeiter davon 30 taiwanesische Facility-Ingenieure - das ist auch nicht zu unterschätzen. Wir haben sehr viel Support durch die Behörden, eine abgestimmte Genehmigungsstrategie, sodass wir auch keine Verzögerungen hatten." In Dresden entsteht eine Chipfabrik, die es bis auf kleinere Anpassungen so schon in den USA und Taiwan gibt.
Das ist der Fahrplan laut Investoren
- Aktuell: Beginn des Hochbaus der Halle auf bis zu 40 Meter Höhe, rund 30.000 Fertigbeton-Elemente werden dafür verbaut.
- 2026: Fertigstellung des Rohbaus, Innenausbau der Halle und Erweiterung des Teams von derzeit 1.000 Beschäftigten, die auf der Baustelle arbeiten, auf 5.000.
- 2027: Produktion der ersten Chips in Dresden, vor allem Chips für die Automobil- und Industriebranchen.
Hoffnungen bei Lieferanten und Umland-Gemeinden
Für die künftig 5.000 Beschäftigten braucht das Unternehmen auch Lieferanten, die sich um die Versorgung und die Abläufe kümmern. Für einen Kennenlerntag hätten sich laut ESMC rund 500 Firmen interessiert. "Es gibt großes Interesse der lokalen Industrie. Wir haben dann eine Auswahl getroffen und Interviews mit den Firmen geführt, damit wir eine gute Lieferantenstruktur haben", sagt der Geschäftsführer Christian Koitzsch.
Auch Bautzen will von der Chip-Produktion profitieren. Der Plan: Mit Familienfreundlichkeit punkten und Mitarbeiter-Familien in die Stadt locken. Singles werden wohl eher in Dresden glücklich, schätzt der Baubürgermeister Heiko Nowak (parteilos). "Aber wir haben Kita-Plätze und sind im engen Austausch mit Schulen, mit Kinderbetreuungseinrichtungen und mehrsprachigen Betreuungsangeboten." Damit werben Bautzen und das Umland auch in einer englischsprachigen Broschüre in Taiwan für sich als Standort. Es soll Probewohnen, voll möblierte Wohnungen und freies Bauland geben.
Probewohnen und Bauen in Bautzen
Eine möblierte Dreiraumwohnung mit zwei Schlafzimmern und Küche stellt die Wohnungsbaugenossenschaft Einheit Bautzen bereit. Das sei eine der Gästewohnungen, sagt Sandra Thiel von der Wohnungsbaugenossenschaft dazu. Erste Besucher aus Taiwan, Japan und von Zulieferern hätten sich das bereits angesehen. "Die Rückmeldungen sind durchaus positiv", urteilt der Baubürgermeister. Den Gästen sei "die Schönheit der Stadt aufgefallen und die gute Erreichbarkeit Dresdens". Diese Vorteile wolle Bautzen nutzen.
Die direkten Anwohner an der Großbaustelle in Dresden erleben seit dem Baustart 2024 allerdings Staub, Lärm und Verkehrsbelastungen. ESMC will nach eigener Aussage demnächst Bürgersprechstunden anbieten.
MDR (kk)
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