Griechenland will 13-Stunden-Tag einführen
Als erstes Land in der Europäischen Union plant Griechenland die Einführung eines flexiblen 13-Stunden-Tags. Im September soll der Gesetzentwurf vorgestellt werden.
Mitten in der Athener Altstadt: Es ist kurz vor neun Uhr abends, das kleine Restaurant Iliada von Wirtin Mariza Eleonora ist noch gut besucht. Trotzdem wird sie das Lokal in den nächsten Minuten schließen, obwohl sie den höheren Umsatz gut brauchen könnte. Doch ihr Angestellter ist schon nach Hause gegangen.
"Jetzt schließe ich um 21.30 Uhr. Ich hätte auch bis 23 Uhr geöffnet, kann das aber nicht, weil das für mich zu anstrengend ist", sagt Eleonora. "Mein Angestellter musste um 20 Uhr gehen. Wenn er weiterarbeiten würde, würde mir das sehr helfen."
Sechs-Tage-Woche bereits eingeführt
Aktuell gilt in Griechenland wie in Deutschland ein Acht-Stunden-Tag. Doch die Regierung will die Arbeitszeiten weiter flexibilisieren. Vergangenes Jahr hat sie bereits eine Sechs-Tage-Woche ermöglicht. Jetzt der nächste Vorstoß: Arbeitsministerin Niki Kerameus wirbt für einen 13-Stunden-Tag. Denn in Griechenland sind allein in der Tourismusbranche rund 80.000 Stellen unbesetzt. "Erstens ist es eine Möglichkeit, keine Verpflichtung. Zweitens muss der Mitarbeiter zustimmen. Drittens brauchen Sie so als Angestellter keinen zweiten Job", sagt Kerameus.
Tatsächlich haben viele Griechen mehrere Jobs. Die Finanzkrise der 2010er-Jahre wirkt nach. Bei vielen reicht das normale Gehalt nicht, um die Lebenskosten zu bestreiten - ein Grund, warum auch Restaurantbesitzerin Mariza Eleonora für das neue 13-Stunden-Modell ist. "Ich denke, das wird helfen, denn wir brauchen Mitarbeiter, und die Mitarbeiter müssen sowieso mehr arbeiten, um ihre Lebenskosten zu decken."
Obergrenze für lange Tage
Arbeitnehmer sollen aber nicht beliebig oft 13 Stunden am Stück arbeiten. Laut Gesetzentwurf ist das höchstens an 37 Tagen im Jahr erlaubt. Die 40-Stunden-Woche bleibt die Norm. Und die Überstunden sollen besser vergütet werden, so Arbeitsministerin Niki Kerameus: "Das bedeutet 40 Prozent mehr Lohn pro Überstunde."
Restaurant-Besitzerin Mariza Eleonara wäre bereit, die Zuschläge zu bezahlen. "Denn ich bin auf der Suche, und es ist derzeit nicht einfach, jemanden zu finden, der sich mit der Arbeit auskennt", sagt sie.
Doch nicht alle Gastronomen denken so: Ein paar Hundert Meter weiter im Restaurant Saita. Die Chefin hier sieht in dem Gesetzvorhaben keinen Mehrwert. "Das ist anstrengend, das kann ein Arbeitnehmer vielleicht einmal im Monat machen", sagt sie. "Weil es wirklich viele Stunden sind, so lange zu stehen und produktiv zu arbeiten."
Kritik von Gewerkschaften
Und auch von Arbeitnehmerseite kommt Kritik. Der Gewerkschafter Christos Goulas glaubt nicht an die Produktivität von 13-Stunden-Tagen. Vor allem nicht bei Bürojobs. Verärgert ist er auch, weil die Regierung die Gewerkschaften nicht einbezogen habe.
Er befürchtet, dass das Gesetzvorhaben ein weiterer Schritt für noch mehr Flexibilisierung ist. "Im Zeitalter von künstlicher Intelligenz, der Digitalisierung sollten wir über die Optimierung der Arbeitsqualität sprechen. Stattdessen kehren wir beharrlich und fälschlicherweise zum traditionellen Modell der langen Arbeitszeiten zurück", so Goulas.
Die Arbeitsministerin erklärt dagegen, dass so die Rechte der Arbeitnehmer gestärkt würden. Denn dadurch gäbe es weniger Schwarzarbeit. Sollte der Gesetzentwurf durchgehen - was wahrscheinlich ist, weil die Regierung die Mehrheit im Parlament stellt -, wäre Griechenland das erste EU-Land, in dem ein 13-Stunden-Tag möglich ist.
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