Investoren verlieren offenbar Geduld mit N26-Gründern
Die Berliner Smartphonebank N26 steht erneut in der Kritik der Bafin. Investoren drängen laut übereinstimmenden Berichten auf einen Chefwechsel. Doch nicht nur der Ärger mit der Finanzaufsicht stimmt pessimistisch.
Die beiden Gründer und Co-Geschäftsführer der Berliner Smartphonebank N26 Valentin Stalf und Maximilian Tayenthal stehen mehreren Medienberichten zufolge kurz vor der Ablösung. Laut dem "Manager Magazin" dringen einflussreiche Investoren des Startups auf einen Abschied. Ihr Kredit sei aufgebraucht, zitiert die Zeitung einen Insider.
Ein möglicher Chefwechsel ist demnach maßgeblich auf die erneute Kritik der Finanzaufsicht Bafin zurückzuführen. Stalf und Tayenthal sprechen Finanzkreisen zufolge aktuell mit dem Aufsichtsrat und Investoren über einen möglichen Rückzug aus dem Tagesgeschäft. Laut übereinstimmender Medienberichte könnte Tayenthal noch so lange als Geschäftsführer im Amt bleiben, bis die Nachfolge geklärt ist. Stalf könnte in den Aufsichtsrat ziehen.
Von November 2021 bis Juni 2024 hatte die Bafin das Wachstum von N26 in Deutschland begrenzt. Die Finanzaufsicht hatte zuvor festgestellt, dass das Unternehmen zu schnell gewachsen war und dabei nicht genug gegen einen Missbrauch einzelner N26-Konten durch Geldwäsche und Finanzbetrug unternommen hatte. Die Smartphonebank durfte deswegen monatlich nur noch 50.000 Neukunden aufnehmen.
Inzwischen soll die Bafin erneut mit N26 nicht zufrieden ein. Laut einem "Handelsblatt"-Bericht ist die Behörde wieder auf zahlreiche Kritikpunkte gestoßen. Zum einen traut die Bafin N26 nicht zu, weiteres Kundenwachstum angemessen zu managen. Außerdem soll die Bank Vorgaben zur Reduktion von Betrugsfällen nicht eingehalten haben. Ferner sieht die Bafin Schwächen bei der Früherkennung von Risiken.
Ein N26-Sprecher wollte sich nicht konkret zu einem möglichen Chefwechsel äußern: "Es ist falsch zu behaupten, dass die Gründer auf Druck von Investoren vor der Ablösung stehen", zitiert ihn das "Handelsblatt". Die Zeitung berichtet zudem, die Behörde habe N26 mit weiteren Maßnahmen gedroht. Demnach könnten zwei Geschäftsleiter von N26 verwarnt werden.
Doch nicht nur der Ärger mit der Bafin stimmt Investoren pessimistisch. Auch die wirtschaftliche Lage macht einer Reihe von Eigentümern laut dem "Manager Magazin" Sorge. Während N26 nur begrenzt Kunden aufnehmen durfte, ist die Konkurrenz, etwa Trade Republic und Revolut, in der Zwischenzeit stark gewachsen.
Geld verdient N26 an mehreren Stellen. Dazu gehören Gebühren, die beim Einsatz der N26-Kreditkarte fällig werden oder Abo-Gebühren für Premium-Konten, die etwa Versicherungsprodukte enthalten. Umsätze erzielt N26 außerdem mit Zinsen für Dispo-Kredite. Zudem investiert N26 Kundeneinlagen in zinsbringende Anlagen.
Die Smartphonebank ist in 24 Ländern in Europa aktiv. Kernmärkte sind Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien und Österreich. Das Unternehmen beschäftigt weltweit rund 1500 Menschen, davon rund 1000 in Berlin. Die Neobank wurde 2013 gegründet, sie ist eines der wertvollsten Finanz-Startups in Deutschland. Bei der jüngsten Finanzierungsrunde 2021 wurde N26 mit 7,7 Milliarden Euro bewertet.
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