Guter Ertrag trotz der Wetterextreme
Erst Trockenheit, dann viel zu viel Regen - mitten in der Erntezeit. Für die Landwirte ist es wieder ein herausforderndes Jahr. Auch sie müssen sich anpassen, besonders auf sandigen Äckern wie in Brandenburg.
"Die Menge ist in Ordnung, durchschnittlich", sagt Hartmut Noppe, Geschäftsführer der Agrarprodukte Sauen. Die Äcker der Genossenschaft liegen rund 80 Kilometer östlich von Berlin. Auf gut 500 Hektar baut Noppe unter anderem Gerste, Raps, Roggen, Weizen und Mais an. Noch Mitte Juli waren die Befürchtungen des Landwirtes groß, dass seine Ernte schlecht ausfallen könnte.
Erst war das Frühjahr viel zu trocken. Dann fing es Mitte Juli an, fast jeden Tag zu regnen, drei Wochen lang. Die Mähdrescher mussten statt auf den Feldern in den Fahrzeughallen bleiben. Am Ende hat es eine Woche länger gedauert, ehe das gesamte Getreide in den Speichern gelandet ist. Die große Feuchtigkeit hat der Qualität geschadet.
Etwas bessere Ernte als im schwachen Vorjahr
Normalerweise könne er 90 Prozent seines Roggens als Brotgetreide verkaufen, erklärt Noppe. Er schätzt, dass es in diesem Jahr wohl nur rund 40 Prozent sein werden. Der Rest eigne sich lediglich als Tierfutter. Das heißt weniger Erlös für seinen Betrieb. Denn für Futtergetreide sind die Preise niedriger als für das Korn mit Backqualität. Mit etwa minus zehn Prozent rechnet der Landwirt. Beim Weizen und der Gerste sehe es ähnlich aus. Aber es gebe auch Betriebe in der Region, die habe es schlimmer getroffen, so Noppe.

Hartmut Noppe auf einem Getreidefeld.
Im Großen und Ganzen fällt die Erntebilanz des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV) ähnlich aus wie die von Landwirt Noppe. Der Interessenvertretung gehören 1.635 Genossenschaften der deutschen Agrar- und Ernährungswirtschaft an. "Wir sind insgesamt mit den Erträgen zufrieden und kommen auf rund 43 Millionen Tonnen Getreide", sagt Guido Seedler, Agrarwissenschaftler und Getreideexperte des DRV. Die Ernte sei durchschnittlich und das Plus von zehn Prozent im Vergleich zum schwachen Vorjahr lasse sich vor allem auf mehr Anbaufläche und etwas höhere Hektarerträge zurückführen.
Herausforderungen: Erst Trockenheit, dann Regenfälle
Das gute Ergebnis habe ihn ein bisschen überrascht nach den fehlenden Niederschlägen im Frühjahr, meint Seedler. So fiel im März mit durchschnittlich 19 Litern pro Quadratmeter 70 Prozent weniger Regen als sonst zu dieser Jahreszeit. Laut Deutschem Wetterdienst gehörte der Monat damit zu den trockensten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Darin habe dem DRV-Experten zufolge die eine große Herausforderung für die Landwirte in diesem Jahr bestanden.
Die andere seien dann im Juli die anhaltenden Regenfälle gewesen, die das Einbringen der Ernte vielerorts verzögert hätten. Durch die Feuchtigkeit habe insgesamt die Qualität des Getreides etwas gelitten. Die Auswirkungen seien regional sehr unterschiedlich je nach Dauer und Intensität der Regenperiode. Insgesamt habe der Norden, Mecklenburg-Vorpommern zum Beispiel, etwas besser abgeschnitten, was Ertragsmengen und Qualität des Getreides angeht. Für eine abschließende Bewertung sei es aber noch zu früh, sagt Seedler.
Wetterextreme belasten die Landwirte
"Es gibt keine normalen Jahre mehr. Die Wetterextreme werden zunehmen", so die Einschätzung des DRV-Experten mit Blick vor allem auf die zurückliegenden zehn Jahre. Darauf stellen sich die Pflanzenbaubetrieb bereits ein. Dazu gehöre eine wassersparende Bodenbearbeitung, etwa in dem weitgehend auf den Einsatz des Pfluges verzichtet werde. Auch sollten Landwirte bei der Sortenauswahl darauf achten, dass sie Getreide aussäen, das für leichte, sprich sandigere Böden wie in Brandenburg geeignet ist, so Seedler.
Das heißt: Die Pflanzen müssen tiefer wurzeln, damit sie Trockenheit besser widerstehen, gleichzeitig auch Feuchtperioden ausgleichen und so Qualitätsverluste minimieren können. An der Züchtung solcher Getreidesorten arbeitet unter anderem Moritz Reckling, Agrarwissenschaftler am Leibniz-Institut für Agrarlandforschung (ZALF) im brandenburgischen Müncheberg. Er weist auch auf die Fruchtfolge hin, dass sich der Anbau dringend diversifizieren müsse. Das heißt, dass verschiedene Pflanzensorten ausgebracht werden, die zu unterschiedlichen Zeiten reifen und auf Niederschläge angewiesen sind. Auf Vielfalt zu setzen, muss laut Reckling Teil der Strategie sein, mit den Folgen des Klimawandels in der Landwirtschaft fertig zu werden.
Das mit der Bodenbearbeitung und dem weniger Pflügen praktiziert Hartmut Noppe in seinem Betrieb. Auch halte er Ausschau nach marktfähigen Kulturen, die weniger Wasser brauchen und widerstandsfähiger sind. Und was die Fruchtfolge angeht, verweist er auf seinen Mais. Für den kam der Regen im Juli genau richtig, so dass der Landwirt hier mit einer guten Ernte rechnen kann.
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