An der Wall Street ist man sich über eine anstehende Zinssenkung der US-Notenbank weitgehend sicher. Gleich zwei Indizes schließen mit Höchstwerten. Gute Stimmung herrscht auch bei Big Tech.

Moderate US-Inflationszahlen haben der Wall Street zu neuen Rekorden verholfen. Nach einem schwachen Wochenauftakt gewann der Dow Jones 1,1 Prozent auf 44.459 Punkte. Der technologielastige Nasdaq rückte 1,4 Prozent auf 21.682 Zähler vor und der breit gefasste S&P 500 legte 1,1 Prozent auf 6446 Stellen zu. Für den Nasdaq und den S&P waren es Höchststände.

Die US-Teuerungsrate für Juli konnte die Erwartungen der Börsianer auf eine bevorstehende Zinssenkung der US-Notenbank im September nicht erschüttern. "Es bestand ein Aufwärtsrisiko für die Inflation, und der Markt hat sich in mancher Hinsicht darauf vorbereitet", sagte James St. Aubin, Investmentchef bei Ocean Park Asset Management. "Der heutige Bericht war alles in allem recht harmlos." Die Verbraucherpreise verharrten im Juli auf dem Vormonatswert von 2,7 Prozent.

Allerdings kletterte die Kerninflation - also die Teuerung ohne die schwankungsanfälligen Preise für Energie und Lebensmittel - im Juli in den USA von 2,9 Prozent auf 3,1 Prozent und damit überraschend deutlich. Solange die Inflationserwartungen im Rahmen blieben, werde die Fed ihre Zinssenkungen im September jedoch wieder aufnehmen, zeigten sich Börsianer überzeugt. Anleger taxieren die Wahrscheinlichkeit hierfür auf fast 90 Prozent. Die Aussicht setzte der US-Währung zu. Der Dollar-Index gab um 0,4 Prozent auf 98,073 Punkte nach. Im Gegenzug stieg der Euro um 0,5 Prozent auf 1,1673 Dollar.

Zoll-Pause zwischen USA und China

Für weitere Erleichterung sorgte die Verlängerung der Pause im Zollstreit zwischen den USA und China bis zum 10. November. Es sei eine gute Nachricht für die Weltwirtschaft, dass sowohl die USA als auch China gewillt schienen, ihren Handelskonflikt beizulegen, sagte Neil Birrell vom Vermögensverwalter Premier Milton. "Wir feiern, dass die Dinge nicht ganz so schlimm sind, wie sie hätten sein können. So funktioniert der Markt zuweilen." Ohne die vereinbarte Verlängerung der Verhandlungsfrist hätten die beiden weltgrößten Volkswirtschaften Zölle von mehr als 100 Prozent auf Waren des jeweils anderen Landes erhoben.

Auch nach der vereinbarten Zoll-Pause behielten Börsianer die US-Handelspolitik fest im Blick. Trotz Sicherheitsbedenken deutete US-Präsident Donald Trump an, er könnte die Beschränkung für Exporte von KI-Prozessoren nach China weiter lockern. Im Raum steht, die Lieferung einer abgespeckten Version von Nvidias neuester Chip-Generation "Blackwell" erlauben zu wollen. Deren Leistung solle um 30 bis 50 Prozent reduziert werden.

Tech-Konzerne legen zu

Nvidia und AMD machten anfängliche Kursverluste im Handelsverlauf wieder wett und legten leicht zu: Nvidia um 0,6 Prozent, AMD um 1,5 Prozent. Beide Chip-Konzerne waren am Vortag unter Druck geraten. Sie hatten als Gegenleistung für Exportlizenzen eingewilligt, der US-Regierung 15 Prozent der Einnahmen aus dem Verkauf ihrer hochentwickelten Chips an China zu überlassen.

Mit Erleichterung reagierten Anleger auch bei Intel auf das Spitzentreffen des Konzernchefs Lip-Bu Tan mit Trump. Dieser äußerte sich positiv über das Gespräch. Vor wenigen Tagen hatte er noch Tans sofortige Ablösung als Intel-Chef gefordert. Die Aktien profitierten von dem Einlenken und legten um 5,6 Prozent zu.

Allgemein behielten die Anleger die großen Technologie-Konzerne im Blick. "Ich würde zuallererst empfehlen, weiterhin auf das Thema zu setzen, dass die Großen immer größer werden. Wir sind nach wie vor von Mega-Tech und Technologie überzeugt", sagte Katherine Bordlemay von Goldman Sachs Asset Management.

Um knapp 1,2 Prozent nach oben ging es etwa für Alphabet. Die KI-Suchmaschine Perplexity AI will den Webbrowser Chrome von Google übernehmen. Das Unternehmen habe ein unaufgefordertes Angebot in Höhe von 34,5 Milliarden Dollar vorgelegt, teilte Perplexity mit. Mit dem Kauf von Chrome könnte sich das Startup den Zugang zu den mehr als drei Milliarden Nutzern des Browsers sichern und sich so einen Vorteil im Wettrennen um die KI-gestützte Suche verschaffen.

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