Auf den ersten Blick scheint bei «PizzAut» in Monza alles «normal» zu sein. Aber «normal» will man hier eben nicht sein. Im Restaurant arbeiten junge Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung, kurz ASS. Die Idee fürs Restaurant hatte Nico Acampora, dessen Sohn Autismus hat. «Als wir die Diagnose erhielten, brach für uns eine Welt zusammen. Man weiss, dass das Leben des Kindes schwierig wird», sagt Acampora.

Aber eines Nachts habe er seine Frau geweckt und ihr gesagt: «Stefania, wir müssen ein Restaurant gründen, das von jungen Menschen mit Autismus geführt wird.» Stefania habe ihn angeschaut und gesagt, er solle weiterschlafen, denn er könne ja nicht einmal ein Ei kochen. Das sei der Beginn dieses Abenteuers gewesen.

Legende: Nico Acampora (zweiter von links) hat das Projekt gestartet. Nun kellnern junge Menschen mit Autismus in seiner Pizzeria. Pizzaut

Kampf gegen Diskriminierung

In Italien kennt man das Projekt. Es steht auch für den Kampf gegen Diskriminierung von Autisten und Menschen mit geistiger und körperlicher Behinderung am Arbeitsplatz. Es soll zeigen, wie man Menschen mit Autismus in den Arbeitsalltag integrieren kann.

2021 wurde die erste Pizza gebacken. Mittlerweile beschäftigt «PizzAut» in zwei Restaurants 41 Menschen mit ASS. Einer von ihnen ist Lorenzo Bonacina. «Vorher war ich in einem Zentrum für Menschen mit Behinderung», sagt er. Hier in der Pizzeria habe er grosse Fortschritte gemacht. Zu Beginn sei er nicht offen gewesen für den Umgang mit Gästen. «Heute bin ich ein anderer Mensch», so Bonacina.

Restaurant hat Massnahmen getroffen

Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung zeigen Auffälligkeiten im sozialen Umgang mit anderen Menschen. Es fällt ihnen oft schwer, das Gegenüber einzuschätzen, also zum Beispiel deren Gefühle oder Gesichtsausdrücke. Auch haben Betroffene Schwierigkeiten, sich an unerwartete Planänderungen anzupassen.

In Italien gibt es etwa 600'000 autistische Menschen. Jedes 77. Kind, das zur Welt komme, sei autistisch, sagt Gründer Nico Acampora.

Legende: Acampora (Mitte) kam die Idee für das Restaurant mit Menschen mit Autismus spontan in der Nacht. Pizzaut

Viel Trubel, wie man ihn aus Restaurants kennt, kann für Menschen mit ASS also eine Herausforderung sein. Deshalb hat die Pizzeria ihre Inneneinrichtung angepasst und Vorkehrungen getroffen: Schalldämmung gegen den Lärm und nur drei Farben an den Wänden. Dazu klare Abläufe und Routinen.

Alles sei genauestens durchorganisiert, so Acampora. «Das ermöglicht den Jugendlichen, ihre Aufgaben autonom und sicher zu erledigen.»

Selbstsicherer geworden

Lorenzo Bonacina sagt, «PizzAut» habe sein Leben verändert. «Autistisch zu sein, ist etwas Wunderschönes. Man hat Fähigkeiten, die ein Normalsterblicher nicht hat.»

Für ihn ist klar: «Ich bin glücklich, so zu sein, wie ich bin und werde mich niemals wieder dafür schämen.»

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