Hotelreise-Marktführer Booking.com ist unter Druck geraten. Was die Klage der Hotellerie gegen das Internetportal für Reisende bedeutet.

Es ist komfortabel: Einfach Reiseziel eingeben, Reisezeitraum und Personenzahl wählen, und schon spuckt die Internetseite einen Haufen Unterkünfte nebst Beschreibungen, Bewertungen und Preisen aus. Ein paar Klicks weiter … Reservierung bestätigt. In Deutschland bucht mittlerweile ein Drittel aller Hotel-Reisenden Zimmer über Internetportale. Drei davon teilen sich den Markt untereinander nahezu auf: Expedia, HRS, und mit rund 70 Prozent Marktanteil weit führend Booking.com.

Reise-Portal darf nicht mit "Bestpreis" werben

Übergroße Marktmacht neigt in der Regel zur Schädigung des Wettbewerbs. So auch im Fall Booking.com. Schon 2021 erklärte das Bundeskartellamt deren sogenannte Bestpreis-Klausel für wettbewerbswidrig. Booking.com durfte nicht länger verlangen, dass sein Online-Preis das billigst verfügbare Angebot ist. Die Hotels selbst dürfen Booking & Co unterbieten. Man traf sich vor Gericht. Im vergangenen Herbst bestätigte dann der Europäische Gerichtshof (EuGH) die Einschätzung der Wettbewerbshüter.

Jetzt fordern mehr als 10.000 Hotels aus 25 Ländern Schadenersatz für die jahrelange Knebelpreisbindung. Per Sammelklage, an die sich Hoteliers noch bis zum 29. August anschließen können. "Europäische Hoteliers haben lange unter unfairen Bedingungen und überhöhten Kosten gelitten", sagt Alexandros Vassilikos, Präsident des europäischen Hotelverbandes Hotrec. "Missbräuchliche Praktiken im digitalen Markt werden von der Hotellerie in Europa nicht hingenommen."

Buchungsseite Mehr als 10.000 Hotels klagen gegen Booking.com

Geld verdient Booking.com wie alle Reisevermittler mit Provisionen, die es den Unterkunftsbetreibern abknöpft. In Deutschland verlangt Booking.com standardmäßig zwölf Prozent des Buchungspreises. Für Zimmer in Berlin werden 15 Prozent fällig. Die Geschäftsidee hatte der niederländische Internet-Pionier Geert-Jan Bruinsma. Er schaltete die Vergleichsseite 1996 frei, der Server passte damals noch unter seinen Schreibtisch. Knapp zehn Jahre später kaufte die US-Firma Booking Holdings das Portal. Für 133 Millionen Euro. Gründer Bruinsma schied ein gutes Jahr danach aus.

Heute setzen die Amerikaner umgerechnet mehr als 20 Milliarden Euro pro Jahr um, beschäftigen weltweit rund 24.000 Mitarbeiter. Neben Booking.com in Amsterdam gehören unter anderem Momondo aus Kopenhagen, Cheapflights in London und OpenTable aus San Francisco zum Konzern.

Direktbuchung ohne Booking kann Geld sparen 

Der Zank zwischen Internetportalen und der Hotellerie macht es für Verbraucher nicht unbedingt einfacher. Einerseits sind Bewertungen und Preisvergleiche für ein Reiseziel hilfreich. Und sie fördern Wettbewerb. Auch die Hotels können heutzutage kaum noch auf die Vermittlung durch die Portale verzichten. Andererseits kann ein Anruf im Hotel den besseren Preis bieten – denn per Direktbuchung spart der Betreiber immerhin die Provision an ein Portal. Oder behält das Geld im Hotel. Wofür auch immer.

Ob also jene "überhöhten Kosten", von denen Verbandschef Vassilikos spricht, dazu führen, dass Hotelpreise weiter sinken? Im Einzelfall möglich. Im deutschlandweiten Schnitt sind sie es in diesem Jahr bereits, wie das Vergleichsportal Check24 kürzlich ermittelt hat. Dies liege unter anderem an einem "spürbar preisbewussten" Verhalten der Verbraucher.

fd
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