In Frankreich löst ein umstrittenes Pestizid Proteste aus
Hektarweise Zuckerrüben vergilben nacheinander, befallen von Blattläusen. Ein Übel, gegen das der Landwirt Cyrille Milard nach eigenen Angaben nicht erfolgreich ankämpfen kann. Er befürchtet einen Verlust von 50'000 Euro.
«Ich arbeite nicht nur umsonst, sondern werde dieses Jahr ein Defizit machen. Und das alles nur, weil ich keine wirksamen Mittel habe, um die Blattläuse zu bekämpfen, die die Vergilbung übertragen», erklärt Milard. Er ist Präsident des Verbands der Zuckerrübenpflanzer in der Region Île-de-France.

Er hofft sehnsüchtig auf die Rückkehr von Acetamiprid, dem seiner Meinung nach einzigen wirksamen Insektizid. «Acetamiprid ist das am wenigsten schädliche der Neonicotinoide, überhaupt nicht vergleichbar mit den anderen, die verboten wurden. Wir fordern nicht die Wiedereinführung aller, nur dieses eine», fährt Milard fort.
Ein Pestizid, das nicht ohne Risiko ist
Das Neonicotinoid Acetamiprid wurde 2018 in Frankreich verboten. Zuvor war es vor allem in Haselnuss- und Zuckerrübenkulturen eingesetzt worden. Das französische Parlament erlaubt den Einsatz in der Landwirtschaft nun wieder, um den Bauern die Arbeit zu erleichtern und um sie konkurrenzfähig zu halten.

Denn in der Schweiz und in allen anderen EU-Ländern darf Acetamiprid aktuell noch genutzt werden. Die EU hat die Bewilligung bis 2033 verlängert, trotz möglichen Gesundheitsrisiken. Es sei bisher wissenschaftlich noch zu wenig klar belegt, welche Konsequenzen das Neonicotinoid auf die Menschen habe.
Es gibt eine Reihe von Studien, die eine Schädigung des Nervensystems des Gehirns aufzeigen.
Französische Wissenschafter haben bereits kleinere Studien durchgeführt. Sie sind dabei zum Schluss gekommen, dass das Molekül eine Plazenta durchdringen und sich direkt im Gehirn eines Kindes ablagern kann.
«Es gibt eine Reihe von Studien, die neurotoxische Effekte aufzeigen, also eine Schädigung des Nervensystems des Gehirns», sagt Xavier Coumoul, Laborleiter am französischen Institut für Gesundheit und medizinische Forschung. Er warnt vor dem Einsatz von Acetamiprid. Bei anderen Neonicotinoiden seien bei Kindern, die im Mutterleib exponiert waren, ein Verlust von IQ-Punkten und ein erhöhtes Risiko für Autismus-Spektrum-Störungen festgestellt worden.

Coumoul ist nicht der einzige Wissenschafter in Frankreich, der vor Acetamiprid warnt. 1300 Ärzte und Wissenschafter, sowie 22 Organisationen haben das französische Landwirtschaftsministerium gewarnt vor dem erneuten Einsatz des Neonicotinoids. Auf der Seite der Nationalversammlung hat eine Studentin eine Petition eingereicht; diese hat über zwei Millionen digitale Unterschriften bekommen, ein Rekord.
Trotz des Widerstands in der Bevölkerung werde das Gesetz wie geplant in Kraft treten – wenn der Verfassungsrat nichts dagegen einzuwenden habe. Dies wiederholte Landwirtschaftsministerin Annie Genevard mehrmals in den letzten Tagen. «Präsident Emmanuel Macron ist verpflichtet, den Willen des Parlaments zu respektieren und das Gesetz zu unterzeichnen.»
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke