Amazon enttäuscht mit Wachstum der Cloud-Sparte
Eine ungebrochene Kauflaune der Verbraucherinnen und Verbraucher hat Amazon ein überraschend starkes Quartalsergebnis beschert. Die wichtige Cloud-Sparte verfehlte jedoch erneut die Markterwartungen.
Erwartungen mit Quartalszahlen übertroffen, die Aktie fällt trotzdem: Die Wall Street hat von Amazon noch mehr erwartet. Der weltgrößte Online-Händler enttäuschte die Anlegerinnen und Anleger mit dem Wachstum seiner Cloud-Sparte AWS und einem verhaltenen Gewinnausblick. Für den Aktienkurs ging es deshalb im nachbörslichen US-Handel um sechseinhalb Prozent abwärts.
AWS wächst langsamer als Rivalen
Dabei präsentierte Amazon für das vergangene Quartal Zahlen über den Prognosen der Analysten. Der Umsatz des weltgrößten Online-Händlers stieg im Jahresvergleich um 13 Prozent auf 167,7 Milliarden Dollar, während die Experten im Schnitt nur mit gut 162 Milliarden Dollar gerechnet hatten. Der Gewinn sprang um mehr als ein Drittel auf 18,2 Milliarden Dollar hoch.
Ein Grund für die Talfahrt der Aktie war womöglich Amazons Prognose für das laufende Quartal. Der Konzern stellte beim operativen Ergebnis eine Spanne in Aussicht, die am unteren Ende deutlich unter den Erwartungen der Analysten liegt. Sie hatten im Schnitt mit 19,4 Milliarden Dollar gerechnet. Amazon geht jedoch von 15,5 bis 20,5 Milliarden Dollar aus. Außerdem lag das Wachstum der Cloud-Sparte AWS im vergangenen Quartal mit 17,5 Prozent lediglich gerade so im Schnitt der Markterwartungen.
AWS setzt auf den Boom bei Künstlicher Intelligenz (KI) und konkurriert mit den Cloud-Bereichen von Microsoft und Google. Diese hatten zuletzt jedoch deutlich höhere Wachstumsraten. Der Umsatz von Microsofts Cloud-Plattform Azure wuchs im vergangenen Quartal um 39 Prozent und Googles Cloud-Geschäft um fast 32 Prozent. "Wenn Microsoft Azure die aktuellen Wachstumsraten aufrechterhalten kann, könnte es AWS Ende kommenden Jahres als weltgrößten Cloud-Anbieter ablösen", prognostizierte Analyst Gil Luria vom Research-Haus D.A. Davidson.
KI-Wettrüsten
Kopfzerbrechen bereitete Börsianern auch die im Vergleich zum Jahresauftakt um fast sieben Prozentpunkte auf 32,9 Prozent geschrumpfte Gewinnmarge von AWS, so Luria. Die Amazon-Tochter steuert üblicherweise zwar nur etwa 20 Prozent zum Konzernumsatz, aber 60 Prozent zum Gewinn bei. Portfoliomanager Dave Wagner vom Vermögensverwalter Aptus bezeichnete die AWS-Zahlen als alarmierend. Amazon habe es nicht geschafft, dass der Umsatz schneller wächst als die Kosten.
AWS ist seit Jahren die Nummer eins bei Cloud-Diensten wie Rechenleistung und Speicher aus dem Netz. Alle drei Rivalen stecken jedoch gerade viel Geld in den Ausbau ihrer Rechenzentren, vor allem für KI-Anwendungen. Allein im vergangenen Quartal lagen die Kapitalinvestitionen von Amazon über 31 Milliarden Dollar. Finanzchef Brian Olsavsky ließ durchblicken, dass es im zweiten Halbjahr im ähnlichen Tempo weitergehen soll.
Anlegerinnen und Anleger fragen sich, ob sich die hohen Investitionen für Amazon genügend auszahlen. Amazon-Chef Andy Jassy konterte in einer Telefonkonferenz mit Analysten, die Branche stehe bei KI erst am Anfang. Amazon wolle mehr Kunden mit niedrigeren Kosten für den Betreiber ihrer KI-Software anlocken. Und Amazon könne immer noch nicht schnell genug die Kapazitäten ausbauen, um mit der Nachfrage Schritt zu halten.
Online-Handel läuft weiter prächtig
Wie im vorangegangenen Quartal glich der Online-Handel die Schwäche bei AWS mehr als aus. Dieser erhielt unter anderem von der jährlichen Rabatt-Aktion "Prime Day" Rückenwind, die Rekordeinnahmen einbrachte. Das Betriebsergebnis wuchs um mehr als 30 Prozent auf 19,2 Milliarden Dollar.
Im ersten Halbjahr habe die US-Zollpolitik weder die Nachfrage gedämpft noch zu größeren Preiserhöhungen geführt, sagte Amazon-Chef Andy Jassy in einer Telefonkonferenz. Allerdings sei schwer abzuschätzen, wie sich die Zoll-Thematik weiterentwickeln werde. Man sei noch unsicher, wer am Ende die höheren Kosten tragen werde. Viele Artikel, die in den USA über die Plattform des Konzerns verkauft werden, kommen aus dem Ausland und sind von den Importzöllen betroffen.
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