Fed-Chef Powell warnt vor Wahlbeeinflussung durch Zinspolitik
Die US-Notenbank lässt weiterhin die Finger vom Leitzins. Fed-Chef Powell sieht dafür aktuell "viele Unsicherheiten" durch die Zollpolitik Washingtons. Doch erstmals seit Jahrzehnten zeigen sich Abweichler im entscheidenden Gremium der Institution.
Angesichts der Forderungen von US-Präsident Donald Trump nach einer Leitzinssenkung hat Notenbankchef Jerome Powell vor politischer Einflussnahme auf die Fed gewarnt. "Es wäre natürlich eine große Versuchung, die Zinssätze zu nutzen, um Wahlen zu beeinflussen", sagte Powell, ohne Trump namentlich zu nennen. "Politische Faktoren" dürften aber keine Rolle für die Fed spielen. Er verteidigte zugleich die Entscheidung, den Leitzins nicht zu senken.
Die Zentralbank Federal Reserve hatte nach zweitägigen Beratungen entschieden, den Zinssatz das fünfte Mal in Folge in der Spanne zwischen 4,25 und 4,5 Prozent zu belassen. Trump hatte dagegen einen Schnitt um drei Prozentpunkte verlangt und dies mit günstigeren Immobilienkrediten begründet. Er stellte damit erneut die Unabhängigkeit der Notenbank infrage.
Powell begründete die Zurückhaltung der Fed mit den "vielen Unsicherheiten" durch Trumps Zollpolitik. So sei etwa die Inflation immer noch über der angestrebten Marke von zwei Prozent. Der Fed-Chef deutete zudem an, dass auch bei der nächsten Fed-Sitzung Mitte September nicht unbedingt mit einem Zinsschnitt zu rechnen sei.
Auf Anordnung Trumps treten an diesem Freitag höhere US-Zölle für die Europäische Union, Japan und andere Staaten in Kraft. Bei den von Trump verkündeten "Deals", etwa mit der EU, sind allerdings viele Details ungeklärt. China und andere Länder verhandeln zudem noch mit Washington.
Trump-Nominierungen wollen Zinssenkung
Der zwölfköpfige Offenmarktausschuss (FOMC) der Fed hatte seit Dienstag unter Powells Leitung über den Leitzins beraten. Erstmals seit Jahrzehnten gab es zwei Abweichler bei dem Leitzins-Votum. Die von Trump ernannten Mitglieder des Gouverneursrats, Michelle Bowman und Christopher Waller, stimmten für eine Absenkung des Zinsniveaus um 0,25 Prozentpunkte.
Waller gilt als ein möglicher Nachfolger Powells, dessen Amtszeit im Mai des kommenden Jahres ausläuft. Auch US-Finanzminister Scott Bessent und andere Gefolgsleute Trumps sind im Gespräch. Nach Angaben des "Wall Street Journal" war es das erste Mal seit 1993, dass sich mehr als ein führendes Fed-Mitglied gegen das Mehrheitsvotum aussprach.
Trump überzieht Powell seit Monaten mit Schmähungen. Er nannte ihn einen "Trottel", "Schwachkopf" und "Loser". Mehrfach drohte der Rechtsaußenpolitiker Powell zudem mit Entlassung. Die Finanzmärkte reagierten zwischenzeitlich mit einer Achterbahnfahrt.
USA verzeichnen Wirtschaftswachstum
Vor der Fed-Entscheidung hatte die US-Regierung neue Wachstumszahlen bekannt gegeben. Das Bruttoinlandsprodukt stieg demnach im zweiten Quartal um 3,0 Prozent auf das Jahr hochgerechnet. Trump forderte daraufhin in seinem Onlinedienst Truth Social erneut einen Zinsschnitt von der Fed. "Lasst die Leute kaufen und ihre Häuser refinanzieren", schrieb er. Niedrigere Leitzinsen würden der US-Regierung zudem eine günstigere Tilgung der hohen Staatsschulden erlauben.
Der zuletzt stark gesunkene Dollarkurs legte nach Powells Äußerungen zu. Er stieg um gut 1,1 Prozent, zwischenzeitlich wurden 1,1421 Dollar für einen Euro bezahlt.
An der Wall Street gaben viele Aktienkurse dagegen nach. Der Dow-Jones-Index schloss um 0,4 Prozent im Minus bei 44,461.28 Punkten. Powell habe zurückhaltender geklungen als es viele Börsenhändler erwartet hatten, sagte ein Analyst.
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