Deutschland kippt den Zeitplan für die Anbindung des Fehmarnbelttunnels
Schon vor einer Woche zeichnete sich ab, dass der Zeitplan nicht zu halten sein würde, nun ist es offiziell. Die deutsche Inlandsanbindung des Fehmarnbelttunnels wird nicht, wie bislang vorgesehen, im zweiten Halbjahr 2029 fertiggestellt. Zuständig dafür ist die Deutsche Bahn und deren Tochterunternehmen DB InfraGo.
Zweifel an diesem Termin hatte jüngst bereits das Eisenbahnbundesamt in einer Stellungnahme geschürt. Am Mittwoch teilte das Bundesverkehrsministerium mit: „Die DB AG hat mit Schreiben vom 23. Juli 2025 dem Bundesverkehrsministerium mitgeteilt, dass sich die Umsetzung der Hinterlandanbindung für die feste Fehmarnbeltquerung über 2029 hinaus verzögern wird. Kürzlich zuvor veröffentlichte Unterlagen des Eisenbahn-Bundesamts kamen bereits für den Teilabschnitt Fehmarnsundquerung zu einem ähnlichen Ergebnis.“
Als Gründe für eine Anpassung des Zeitplans nennt die Deutsche Bahn dem Ministerium zufolge „vor allem Schwierigkeiten beim Abschluss der Planungen und der Baurechtserlangung. Die eingeleiteten Beschleunigungsmaßnahmen können dies nach aktueller Einschätzung nicht mehr in vollem Umfang kompensieren.“
Das Eisenbahnbundesamt hatte mitgeteilt, dass auf der Grundlage der vorliegenden Planungen der Bau eines Tunnels durch den Fehmarnsund sechs Jahre und fünf Monate dauern wird. Gemäß den Planungen der Deutschen Bahn, dieses Projekt Anfang 2026 zu starten, hätte dies einen Bauabschluss frühestens Mitte 2032 bedeutet. Die DB teilte zunächst mit, mithilfe beschleunigter Bauverfahren weiterhin am Termin 2029 festhalten zu können. Insgesamt ist die deutsche Inlandsanbindung des Fehmarnbelttunnels zwischen Puttgarden und Lübeck 88 Kilometer lang, davon werden 55 Kilometer neu gebaut.
Das staatliche dänische Unternehmen Femern A/S geht bislang davon aus, dass der 18 Kilometer lange Absenktunnel durch die Ostsee bis Ende 2029 fertiggestellt werden kann. Die deutsche Seite hegt daran allerdings Zweifel. Vom Bundesverkehrsministerium heißt es: „Da die dänische Projektgesellschaft Femern A/S in ihrem Geschäftsbericht 2024 ebenfalls ernsthafte Terminrisiken auf dänischer Seite adressiert hat – verbunden mit der Ankündigung, den weiteren Zeitplan nach Absenkung der ersten Tunnelelemente neu zu bewerten – hat sich das BMV im Sinne des Artikel 22 des gemeinsamen Staatsvertrags nun an die dänischen Partner gewandt und vorgeschlagen, dass die Vorhabenträgerinnen Femern A/S und DB InfraGO AG zeitnah einen an die aktuellen Gegebenheiten angepassten Inbetriebnahmetermin abstimmen.“ Das Ministerium werde diesen Prozess „eng begleiten. Das Ziel bleibt weiterhin die schnellstmögliche Umsetzung der für beide Länder wichtigen Verbindung.“
Der Fehmarnbelttunnel und die Inlandsanbindungen auf beiden Seiten zählt zu den aktuell wichtigsten Fernverkehrsprojekten der Europäischen Union. Dänemark finanziert den rund 7,4 Milliarden Euro teuren Tunnelbau überwiegend, unterstützt von der EU. Die Finanzierung der rund 3,5 Milliarden Euro teuren deutschen Inlandsanbindung ist durch einen Beschluss des Deutschen Bundestages gesichert.
Olaf Preuß ist Wirtschaftsreporter von WELT und WELT AM SONNTAG für Hamburg und Norddeutschland. Er berichtet seit vielen Jahren über den Bau des Fehmarnbelttunnels.
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