Eine Reihe schwach ausgefallener Firmenbilanzen hat die Wall Street gedrückt. Anfänglich neue Rekorde bei S&P 500 und Nasdaq verpufften. Der DAX erholte sich hingegen vom Zollschock des Vortages.

Die US-Börsen setzten heute im frühen Geschäft zunächst ihre gestrige leichte Aufwärtsbewegung fort, konnten die Gewinne im Gefolge aber nicht halten. S&P 500 und Nasdaq markierten zur Eröffnung den siebten Handelstag in Folge neue Rekorde. Am Ende sind aber alle großen Aktienindizes ins Minus gedreht.

Der Leitindex Dow Jones, der bisher knapp unter seinem Hoch aus dem Dezember geblieben war, verlor am Ende 0,46 Prozent auf 44.632 Punkte. Der S&P 500 ging bei 6.370 Zählern um 0,3 Prozent leichter aus dem Handel. Die neue Bestmarke lag am Morgen bei 6.409 Punkten. Der Nasdaq Composite-Index verlor am Ende 0,38, der Auswahlindex Nasdaq 100 0,21 Prozent.

Konzernbilanzen enttäuschen

Insgesamt belastete die Wall Street heute eine ganze Reihe schwach aufgenommener Quartalsberichte. Nun warten die Anleger auf die Quartalszahlen wichtiger US-Technologiekonzerne im weiteren Wochenverlauf. Im Fokus steht auch der Zinsentscheid der US-Notenbank Fed am Mittwoch.

"Sollten Meta, Microsoft, Amazon und Apple mit ihren Zahlen überzeugen und Fed-Chef Powell zumindest mal die Tür für eine Zinssenkung im September offenlassen, dürfte die Rally in New York weitergehen", prognostizierte Jürgen Molnar, Stratege beim Broker RoboMarkets.

UPS weiter ohne Ausblick

Im Fokus stand besonders die Aktie des DHL-Konkurrenten UPS, mit der es deutlich um über zehn Prozent bergab ging. Denn der Konzern gibt weiter keine Prognose für das laufende Jahr ab. Das Unternehmen begründete das heute bei der Vorlage der Zahlen für das zweite Quartal weiterhin mit anhaltenden makroökonomischen Unsicherheiten. UPS hatte Ende April den Ausblick im Zusammenhang mit der US-Zollpolitik zurückgezogen.

Im zweiten Quartal verzeichnete UPS eine durchwachsene Entwicklung. So sank der Umsatz von 21,8 auf 21,2 Milliarden US-Dollar (rund 18,2 Mrd Euro), wie das Unternehmen mitteilte. Während das Heimatgeschäft leicht sank, konnte UPS international zulegen. Unter dem Strich verdiente UPS mit knapp 1,3 Milliarden Dollar etwas weniger als im Vorjahr, als 1,4 Milliarden zu Buche gestanden hatten.

Boeing verringert die Verluste

An der Wall Street geht es heute außerdem mit der Bilanzsaison weiter. Im Fokus der Anleger stehen unter anderem die Zahlen des Flugzeugbauers Boeing. Dank mehr ausgelieferter Jets geht es wieder ein gutes Stück aufwärts. Im zweiten Quartal erzielte der Konzern einen Umsatz von knapp 22,8 Milliarden US-Dollar (19,5 Mrd Euro) und damit 35 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie Boeing vor Börsenstart in Arlington mitteilte.

Der Verlust schrumpfte von 1,4 Milliarden auf 612 Millionen Dollar. Anfang 2024 hatte Boeing die Produktion seines gefragtesten Flugzeugtyps 737 Max nach einem Beinahe-Unglück und etlichen Qualitätsmängeln stark drosseln müssen.

Zollopfer Procter & Gamble

Der Konsumgüterkonzern Procter & Gamble erwartet hohe Kosten durch die US-Zollpolitik. So dürften sich die Belastungen im gerade angelaufenen Geschäftsjahr 2025/26 (per Ende Juni) auf etwa 800 Millionen US-Dollar nach Steuern belaufen, teilte das Unternehmen bei der Vorlage der Jahreszahlen mit. Gegenwind gebe es zudem durch höhere Rohstoffpreise sowie Zinskosten.

Spotify enttäuscht

Papiere von Spotify brachen um 11,5 Prozent ein. Der Musikstreamer ist zuletzt nicht mehr so stark gewachsen wie noch zum Jahresauftakt. Zudem rutschte der Konzern unter dem Strich in die roten Zahlen.

Verbrauchervertrauen steigt

Die Konsumstimmung in den USA hat sich im Juli aufgehellt. Das Barometer für die Verbraucherlaune stieg auf 97,2 Punkte, nach revidiert 95,2 Zählern (ursprünglich: 93,0) im Juni, wie das private Forschungsinstitut Conference Board heute zu seiner Umfrage mitteilte.

Befragte Ökonomen hatten mit einem Anstieg auf 95,0 Zähler gerechnet. "Das Verbrauchervertrauen hat sich seit Mai stabilisiert und erholt sich vom Einbruch im April, bleibt aber unter dem hohen Niveau des Vorjahres", sagte Ökonomin Stephanie Guichard vom Conference Board.

Bislang rechnen Marktbeobachter fest damit, dass die Federal Reserve (Fed) den Leitzins unverändert im Bereich von 4,25 bis 4,50 Prozent halten wird. Die neuen Daten stützen diese These. Fed-Chef Jerome Powell könnte damit erneut den Zorn des US-Präsidenten auf sich ziehen.

DAX auf Erholungskurs

An der Börse stand heute das am Sonntag bekannt gewordene Zollabkommen der EU mit den USA weiter im besonderen Fokus der Anleger. Zwar herrscht bei den Experten weitgehend Einigkeit darüber, dass auf die exportorientierte deutsche Wirtschaft hohe Belastungen zukommen werden, demgegenüber besteht aber nach der langen Hängepartie im Zoll-Poker nunmehr Klarheit.

DAX wieder über 24.000 Punkte

Mehr Klarheit und damit Planungssicherheit ist etwas, das an der Börse immer gern gesehen wird. Entsprechend holte der DAX seine Verluste vom Vortag zumindest teilweise wieder auf und eroberte die Marke von 24.000 Punkten zurück. Dies, nachdem er gestern bei einem Schlussstand von 23.970 Punkten unter der runden Marke gefallen war.

Der deutsche Leitindex schloss letztlich bei 24.217 Punkten um 1,03 Prozent höher. Der MDAX der mittelgroßen Werte gewannt 0,47 Prozent.

"Der DAX steht jetzt einmal mehr vor der Aufga be, die 24.000er-Marke zu verteidigen, um die Chance auf die Fortsetzung der Konsolidierung zu bewahren", schrieb Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Handelshaus Robomarkets.

Zwar werde die psychologische Barriere mit jedem erfolgreichen Test zu einer größeren Unterstützung, allerdings steige damit auch die Gefahr eines stärkeren Abrutschens, wenn diese Haltelinie dann doch gebrochen wird.

MTU gefragt

Unter den besten Werten im DAX gewannen MTU 3,4 Prozent. Basierend auf den neuen mittelfristigen Zielen, die der Triebwerkbauer Mitte Juni bekanntgegeben hatte, erhöhte Analyst David Perry von der US-Bank JPMorgan seine Gewinnprognosen für die Jahre 2025 bis 2030. Kurzfristige Probleme des Unternehmens könnten die Aktien in den kommenden Monaten zwar belasten, langfristige Investoren sollten aber jede Kursschwäche als Kaufgelegenheit nutzen. Gefragt waren im DAX auch wieder Rheinmetall, die mit einem Plus von rund 3,5 Prozent Tagessieger waren.

BASF und die Papiere von Sportwagenbauer Porsche standen wie schon am Vortag unter Druck. Sie gelten als Verlierer des Zollabkommens mit den USA. Am DAX-Ende standen Deutsche Post, nachdem DHL-Konkurrent UPS in New York enttäuschte.

Euro bleibt nach Zoll-Deal angeschlagen

Im Devisenhandel weitete der Euro seine Verluste am Nachmittag aus. Die europäische Gemeinschaftswährung notierte zuletzt im US-Handel gut 0,3 Prozent schwächer bei 1,1551 Dollar. Der Euro war nach dem Zoll-Deal der EU mit den USA gestern bereits massiv unter Druck geraten und unter die Marken von 1,17 und 1,16 Dollar gerutscht.

Devisenexperten sehen die USA als Gewinner der Einigung. So schreiben etwa die Analysten der DekaBank: "Angesichts der Einseitigkeit des Handelsabkommens zwischen den USA und der EU kann die Schwäche des Euro gegenüber dem US-Dollar kaum überraschen." Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1533 (Montag: 1,1654) Dollar fest.

Trump-Ultimatum treibt die Ölpreise - "Zehn Tage ab heute"

Die Preise am Ölmarkt setzten ihren Aufwärtskurs fort. Die Nordsee-Rohölsorte Brent und US-Leichtöl WTI verteuerten sich um jeweils deutlich um über drei Prozent nach einem Plus von fast 2,5 Prozent am Montag.

Für Kauflaune sorgten laut Experten unter anderem der Druck von US-Präsident Donald Trump auf Russland, den Krieg in der Ukraine zu beenden. Die 10-Tage-Frist von Trump für deutlich höhere Zölle für Russlands Handelspartner beginnt ab heute.

"Zehn Tage ab heute", sagte Trump vor Journalisten auf dem Rückflug von Schottland in die USA. Dann werde man Zölle einführen. Bei den Handelsgesprächen zwischen den USA und China hat US-Finanzminister Scott Bessent nach eigenen Angaben die Volksrepublik vor dem weiteren Kauf von russischem Öl gewarnt. Die Regierung in Peking müsse andernfalls mit hohen Zöllen rechnen, sagt Bessent nach dem Abschluss von zweitägigen Gesprächen mit chinesischen Vertretern in Stockholm, die aber ohne Ergebnis blieben.

Münchener Rück legt Naturkatastrophen-Bericht vor

Nach einer Analyse des Rückversicherers Munich Re haben Brände, Stürme, Erdbeben und andere Naturkatastrophen im ersten Halbjahr 2025 weltweit immense Schäden in Höhe von 131 Milliarden Dollar angerichtet. Allein die Feuer in Kalifornien richteten im Januar Schäden von rund 53 Milliarden Dollar an und waren damit die teuerste Brandkatastrophe aller Zeiten.

Suss MicroTec wird pessimistischer

Derweil läuft hierzulande die Berichtssaison mit Unternehmen aus der zweiten Reihe weiter. So blickt der Halbleiterzulieferer Suss pessimistischer auf das laufende Jahr. Die operative Umsatzrendite vor Steuern und Zinsen (Ebit-Marge) werde nur zwischen 13 und 15 Prozent liegen. Bisher hatte Suss hier 15 bis 17 Prozent avisiert. Die Aktie geriet im SDAX deutlich unter Druck.

K+S am MDAX-Ende

Logistikprobleme und die Dollar-Schwäche haben den Kalidünger-Hersteller K+S im zweiten Quartal belastet. Die Abfahrt eines Transportschiffes habe sich verzögert, teilte das Unternehmen heute mit. Zudem sei eine Instandhaltungspause im kanadischen Werk Bethune - anders als im Vorjahr - im Juni begonnen worden.

Im zweiten Quartal sei es daher schlechter gelaufen als von Analysten erwartet. Doch die Jahresziele bestätigte der Konzern, da die Kalipreise zuletzt weiter gestiegen seien. Den Halbjahresbericht veröffentlicht K+S am 12. August. Die Daten kamen nicht gut an, die Aktie verlor deutlich über zehn Prozent und zierte das MDAX-Ende.

Stellantis rechnet mit Milliardenkosten für Zölle

Der Autokonzern Stellantis geht auch für das zweite Halbjahr von deutlichen Belastungen durch die US-Zollpolitik aus. Nachdem bereits in den ersten sechs Monaten 0,3 Milliarden Euro an Sonderkosten anfielen, dürften es in der zweiten Jahreshälfte noch einmal 1,2 Milliarden Euro sein, teilte der Mutterkonzern von Marken wie Peugeot, Fiat, Chrysler und Opel mit.

Gewinnsprung bei Visa

Visa hat dank der anhaltenden Ausgabenfreude seiner Kunden mehr verdient. Der weltgrößte Zahlungsabwickler gab am Abend nach US-Börsenschluss für das dritte Geschäftsquartal (bis Ende Juni) einen Gewinn von 5,3 Milliarden Dollar oder 2,69 Dollar pro Aktie bekannt, nach 4,9 Milliarden beziehungsweise 2,40 Dollar je Aktie im Vorjahreszeitraum. Das Zahlungsvolumen – ein Indikator für die Gesamtausgaben von Verbrauchern und Unternehmen – stieg um acht Prozent. Die Netto-Einnahmen erhöhten sich um 14 Prozent auf 10,17 Milliarden Dollar.

Grund für den Gewinnanstieg beim Zahlungsabwickler sind die hohen Kartenausgaben seiner Kunden – trotz der Schwäche der Gesamtwirtschaft. Visa wird weltweit von Milliarden Menschen für alltägliche Einkäufe genutzt. Das Kartennetzwerk ist dadurch besser positioniert, um wirtschaftliche Abschwünge zu überstehen. Im nachbörslichen Handel gaben die Visa-Aktien zunächst um ein Prozent nach. Der Erzrivale Mastercard wird seine Ergebnisse am Donnerstag vorlegen.

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