EZB stoppt Senkungsserie: Leitzins bleibt bei zwei Prozent
Die Europäische Zentralbank schaltet auf Abwarten. An den Finanzmärkten wurde bereits damit gerechnet. Nach der Serie an Lockerungen binnen eines Jahres belässt der EZB-Rat den Einlagesatz zum Steuern der Geldpolitik unverändert.
Nach sieben Leitzinssenkungen in Folge hat die Europäische Zentralbank eine Pause eingelegt. Die drei Leitzinssätze bleiben vorerst unverändert, wie die EZB mitteilte. Der zentrale Leitzins, der auch für Sparerinnen und Sparer wichtige Einlagenzins, liegt damit weiterhin bei 2,0 Prozent. Die Zentralbanker verwiesen unter anderem auf das "außergewöhnlich unsichere" internationale Umfeld.
Die Inflation sei mittlerweile auf das angestrebte Niveau von zwei Prozent zurückgegangen, erklärte die Bank. Auch entsprächen aktuelle Daten "weitgehend der bisherigen Einschätzung des EZB-Rats zu den Inflationsaussichten". Der Preisdruck lasse weiter nach und die Löhne stiegen langsamer.
"Zugleich ist das Umfeld nach wie vor außergewöhnlich unsicher, vor allem aufgrund von Handelskonflikten", fügten die Zentralbanker hinzu. US-Präsident Donald Trump sorgt mit seinen Zolldrohungen für große Unsicherheit. Ein eskalierender Zollstreit mit hohen US-Aufschlägen auf EU-Lieferungen sowie Gegenmaßnahmen aus Brüssel könnte die Wirtschaft erschüttern und die Preise wieder stärker steigen lassen.
Der EZB-Rat sieht nach den Worten von EZB-Präsidentin Christine Lagarde weiterhin ein überwiegendes Risiko, dass die Wirtschaftsentwicklung im Euroraum schlechter als von ihr erwartet verläuft. "Die Risiken für das Wirtschaftswachstum bleiben abwärts gerichtet", sagte Lagarde in der Pressekonferenz nach der EZB-Ratssitzung. Den Inflationsausblick bezeichnete Lagarde als "ungewöhnlich unsicher", was vor allem an den Handelskonflikten liege. Der stärkere Euro könnte die Inflation deutlicher als erwartet sinken lassen.
Beobachter waren auch angesichts der derzeit noch laufenden Verhandlungen zwischen der EU und den USA im Zollstreit von einer Zinspause ausgegangen. Die EZB gab nun auch keinerlei Aussicht, wie es zinspolitisch weitergehen könnte. "Die Festlegung des angemessenen geldpolitischen Kurses wird von der Datenlage abhängen und von Sitzung zu Sitzung erfolgen", erklärte sie.
"Signal für Stabilität"
"Das Festhalten am aktuellen Zinsniveau sendet ein wichtiges Signal für Stabilität und Flexibilität in einem nach wie vor fragilen Umfeld", sagte der Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), Jörg Asmussen. Der einstige EZB-Direktor fügte hinzu: "Die EZB handelt richtig, wenn sie die Leitzinsen in der heutigen Sitzung unverändert lässt. Angesichts der aktuellen Inflations- und Konjunkturdaten überwiegen die Argumente gegen eine weitere Senkung."
Die Währungshüter dürften nach Einschätzung vieler Beobachter zunächst abwarten, wie sich der Zollstreit weiter entwickelt. US-Präsident Donald Trump hat angekündigt, dass ab dem 1. August Zusatzzölle von 30 Prozent anstelle des im April eingeführten Basiszollsatzes von zehn Prozent auf Importe aus der EU in Kraft treten sollen. Die EU hofft weiter auf eine Verhandlungslösung. Nach Japan könnte die Europäische Union Diplomaten zufolge auf ein Handelsabkommen mit den USA zusteuern, das ebenfalls einen Basiszoll von 15 Prozent auf EU-Waren umfassen könnte.
Zinswende eingeläutet
Wegen der Folgen der Corona-Pandemie und dann 2022 des russischen Angriffs auf die Ukraine war die Inflation massiv angestiegen, worauf die EZB mit starken Zinserhöhungen reagiert hatte. Im Juni 2024 läutete sie die Zinswende ein und senkte mit Abklingen der Inflation auch die Zinsen wieder. Zuvor hatte das zuständige Gremium der Notenbank bei seinen sieben vergangenen Treffen jeweils Zinssenkungen veranlasst.
Der Hauptrefinanzierungssatz, zu dem sich Geschäftsbanken Geld von der EZB leihen können, liegt derzeit bei 2,15 Prozent und der dritte Leitzinssatz zur kurzfristigen Beschaffung von Geld, der Spitzenrefinanzierungssatz, bei 2,40 Prozent.
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